Dem Baselbieter Wein einen Ort und eine Stimme verleihen

Heute Donnerstagabend wird die Baselbieter Wein-Galerie in Aesch eröffnet. Inhaber Philippe Meder möchte mit ihr den regionalen Wein fördern. Nicht alle Winzer aus der Aescher Klus sind vom Angebot begeistert.

Liebhaber trifft Produzentin: Winzerin Barbara Koellreuter vom Klushof überreicht ihren Wein Philipp Meder, Initiant und Geschäftsführer der Baselbieter Wein-Galerie an der Hauptstrasse 55.  Foto: Tobias Gfeller
Liebhaber trifft Produzentin: Winzerin Barbara Koellreuter vom Klushof überreicht ihren Wein Philipp Meder, Initiant und Geschäftsführer der Baselbieter Wein-Galerie an der Hauptstrasse 55. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Als gerade der Wein vom Klushof angeliefert wird, kommt Philippe Meder ins Schwärmen. «Andere machen Sport oder Musik, ich liebe Wein.» Aufgewachsen in einer Gastronomiefamilie aus dem nördlichen Elsass bekam er die Leidenschaft für das Kulinarische in die Wiege gelegt. Eine Ausbildung als Önologe oder Sommelier hat er zwar nicht im Rucksack, doch dank Kursbesuchen und vor allem dank ausgeprägtem Selbststudium hat er sich ein beachtliches Know-how zur Thematik erarbeitet. «Es geht nicht darum, dass man Wein trinkt, sondern darum, dass man ihn bewusst trinkt und seine Duftnote wahrnimmt», erklärt Meder.

Anlässe rund um den Wein
Innerhalb kürzester Zeit hat Meder die Wein-Galerie an der Hauptstrasse 55 auf die Beine gestellt. Ohne intensiv Werbung zu machen, konnte er bereits elf Baselbieter Winzer für seine Idee begeistern, deren Weine füllen nun die Regale in der «Baselbieter Stube». «Sogar Weine aus dem Oberbaselbiet sind dabei», sagt er stolz. Damit kann er das grösste Sortiment an Baselbieter Wein vorweisen – und das Angebot wird noch weiter ausgebaut. Die Winzer bezahlen für die Regale eine Monatsmiete und geben Meder einen Rabatt von 20 Prozent auf die Flasche. Dieser verkauft die Flaschen rund zehn Prozent teurer als die Winzer auf ihren Höfen.

Die Wein-Galerie ist für Meder ein intensives Hobby, hinter dem viel Idealismus steht. «Für unsere Familie ist klar, dass wir mit der Galerie kein grosses Geld verdienen werden.» Finanziell interessant würden vor allem die Events, die Meder plant. Er spricht von Degustationen, Weinschulungen, verschiedenen Kulturanlässen zum Thema Wein und «Wine & Dine»-Abenden. So wolle er den Baselbieter Wein fördern und bekannter machen. «Denn noch immer geniesst dieser nicht die Anerkennung, die er verdient», findet Meder.

Wein-Galerie als Marketinginstrument
Barbara Koellreuter vom Klushof kann der Idee der Wein-Galerie viel Gutes abgewinnen. «Ich hoffe, so können wir den Baselbieter Wein den Leuten noch näher bringen.» Auch sei es positiv, an zentraler Lage im Dorf präsent zu sein. Sie beurteilt die Wein-Galerie als ein zusätzliches Marketinginstrument. «Neue Kunden lernen dort unseren Wein kennen und kommen dann für eine grössere Bestellung auf den Hof.» Als störende Konkurrenz in der Galerie sieht sie die anderen regionalen Weine nicht. «Ich denke, der Markt ist für alle Baselbieter Weine gross genug.» Stören tut sie sich in den Geschäften an den ausländischen Weinen. «Mit jenen Preisen können Schweizer Produzenten oftmals aus Kostengründen nicht mithalten.» Auch Philippe Meder bietet in seiner zweiten Stube ein paar ausländische Weine an.

Wein-Galerie am falschen Ort
Von den grossen Aescher Weinbauern ist der Klushof Koellreuter, Weinbau Monika Fanti und Tschäpperli Weine mit dabei. Nicht liefern möchte die Domaine Nussbaumer, dem mit sechs Hektaren grössten Rebbaugebiet des Kantons. «Die Idee an sich finde ich gut. Es ist jedoch schade, dass der Laden in Aesch und nicht in Birsfelden, Binningen oder Basel steht», sagt Geschäftsführer Nicolas Dolder. «Jeder Winzer hat in Aesch seinen eigenen Laden. Die Weine werden in allen Restaurants verkauft, in Tankstellen, am Wochenmarkt und natürlich im Coop. Das Angebot in Aesch ist wirklich gross genug und ein zusätzliches Bedürfnis sehe ich nicht.» Dolder glaubt auch nicht, dass er durch die Wein-Galerie einen Zusatzumsatz von rund tausend Franken machen würde. Dieser sei nötig, um die jährliche Regalgebühr von 720 Franken plus den Rabatt wieder reinzuholen. Eine künftige Teilnahme ganz ausschliessen möchte er aber nicht.

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