Dem Abfall auf der Spur

Marco Agostini sammelt im Wald rund um den Muggenberg Abfälle aller Art. Dabei stösst er immer wieder auf bemerkenswerte Stücke, die bewusst oder unbewusst weggeworfen wurden.

Plastik, wo er nicht hingehört: Marco Agostini auf einer seiner Abfall-Sammeltouren.  Foto: Tobias Gfeller
Plastik, wo er nicht hingehört: Marco Agostini auf einer seiner Abfall-Sammeltouren. Foto: Tobias Gfeller

Marco Agostini beginnt seine nachmittägliche Abfalltour beim Pfadihaus Bärenfels. Nach wenigen Metern entdeckt er am Waldrand ein grosses Stück Plastik, ein altes Gartendach und darunter Flaschen, Dosen und ein Tupperware. Mit dem Abfall macht Agostini mehrere Haufen, die er später mit dem Veloanhänger oder wenn nötig mit dem Auto einsammelt. Vor knapp drei Monaten begann der Pfeffinger mit dem Abfallsammeln, als er sich beim Pilzsammeln über den Abfall im Wald ärgerte. Bereits über 120 Kilogramm sind dabei zusammengekommen.

Marco Agostini war während zweier Jahre Mitglied der Geschäftsleitung der Baselbieter Grünen und präsidiert heute noch die Grünen-Sektion in Reinach/Aesch/Pfeffingen. Nun möchte er sich mehr der Sache widmen, die direkt der Natur zugute kommt, sagt er, während er weiter fleissig den schlammigen und von Blättern überdeckten Waldboden durchforstet. «Mir als Chemielaboranten und ehemaligem Verkäufer in der Kunststoffindustrie ist besonders bewusst, was diese Abfälle in der Natur anrichten können. Der Plastik baut sich nicht ab und landet irgendwann als Mikroplastik im Wasser und so in den Mägen von Tieren.»

Auge für den Abfall

Der Naturschützer kämpft sich unterhalb des Muggenbergs immer weiter den Wald hoch, wo sonst zu dieser Jahreszeit nur Tiere hinkommen. Abfälle findet er dort trotzdem. Sein Auge ist mittlerweile geschult. Gewisse Sachen sind schon so verrostet oder spröd, dass sie schon seit langer Zeit da liegen müssen.

Marco Agostini sammelt immer mit blossen Händen. So kann er den Abfall besser greifen und sich durchs Dickicht kämpfen. Vor steilen Abhängen scheut er nicht zurück. Seit einem gefährlichen Ausrutscher ist er aber vorsichtiger geworden. Immer wieder ist er überrascht, welche Wege der Abfall nimmt. Manchmal vom Wind verblasen, manchmal absichtlich deponiert. «Entlang von Spazierwegen und Strassen, wo Autos nahe an den Wald heranfahren können, hat es immer besonders viel Abfall», weiss Agostini.

Die Sammelleidenschaft hat ihn gepackt. Zwei- bis dreimal die Woche geht er dafür in den Wald. Als Selbstständiger hat er mit dem Smartphone seinen Arbeitsplatz immer mit dabei. Das Abfallsammeln sieht er als seine Leistung für die Natur. Zudem ist es für ihn eine befriedigende sportliche Betätigung.

Immer mehr Verpackungen

Er nerve sich über jedes Stück Abfall, gibt Marco Agostini gern zu. Als Moralapostel wolle er aber nicht auftreten. «Auch ich lebe nicht perfekt und hinterlasse in meinem Alltag Abfälle.» Seit Beginn der Abfalltouren gehe er aber bewusster durchs Leben. Dazu möchte er auch andere animieren. «Den eigenen Abfall mitnehmen und fachgerecht entsorgen. Das Vermeiden von Abfall ist aber immer noch am besten.» Dies werde immer schwieriger. «Die Verpackungswut wird immer grösser und Take-aways immer beliebter.» Doch es sind längst nicht nur Verpackungen, die er im Wald findet. Unterhalb des Muggenbergs fand er einen Ofen aus Gusseisen, den jemand vor Jahren wohl den Fels hinuntergeworfen hatte.

Die bisher gesammelten Abfallberge konnte er gratis bei der Jost Transport AG in Reinach entsorgen. «Ich habe dort angerufen und geschildert, was ich mache. Ein Mitarbeiter hat mir sogar beim Entladen geholfen. Eine tolle Geste.» Marco Agostini hofft, dass sich andere Umwelt-Interessierte ihm anschliessen. «Wer gerne mal mitkommen möchte, soll sich bei mir melden. Ich würde mich natürlich freuen.»

<link>marco.agostini@sunrise.ch

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