Das will die Generation Ü-55

Eine vom Seniorenrat veranlasste Umfrage zeigt die vielfältigen Bedürfnisse der Senioren in Aesch und Pfeffingen. Zwischen den beiden Dörfern gibt es nur geringfügige Unterschiede.

Vieles ist gut, einiges kann besser sein: Eine Bedürfnisanalyse bei älteren Menschen gibt Aufschluss.  Foto: ZVG
Vieles ist gut, einiges kann besser sein: Eine Bedürfnisanalyse bei älteren Menschen gibt Aufschluss. Foto: ZVG

Es war am Donnerstagabend in der vollbesetzten Aula im Neumattschulhaus in Aesch zu spüren: Die Seniorinnen und Senioren waren froh, dass sie nach vielen Jahren wieder einmal nach ihren Bedürfnissen gefragt werden. Die Diskussion nach der Vorstellung der Ergebnisse verlief dementsprechend engagiert und die Rücklaufquoten der brieflich verschickten Fragebogen waren hoch. Befragt wurde die über 55-jährige Bevölkerung in Aesch und Pfeffingen.

Bus fährt vor der Nase weg

Viel zu reden gab der öffentliche Verkehr. Knappe Anschlüsse beim Bahnhof Dornach-Arlesheim oder in Aesch Dorf auf den Bus nach Pfeffingen sorgen für Verärgerung, wie Toni Bärlocher, Präsident des Seniorenrats, erklärt. «Gerade Älteren passiert es, dass ihnen der Bus vor der Nase abfährt, wenn sie nicht mehr so gut zu Fuss sind.» In Pfeffingen, aber auch in Aesch seien mittlerweile auch die Distanzen von der Haustür zu den Haltestellen zu gross. Auch die fehlenden Ticketautomaten in Pfeffingen sowie die mangelnde Sicherheit in den Bussen und der ruppige Fahrstil gewisser Buschauffeure wurden kritisiert. Der Seniorenrat erwartet von den Gemeindevertretern im Beirat der BLT, dass diese Bedürfnisse eingebracht werden.

Im Bereich Wohnen möchte der Seniorenrat den Begriff «altersgerechtes Wohnen» in «generationenübergreifendes Wohnen» umändern. «Auch jüngere Menschen mit einer Behinderung wünschen sich ein barrierefreies Daheim», betont Toni Bärlocher. Das Projekt «Wohnen mit Hilfe», bei dem zum Beispiel ein Student zusammen mit einer älteren Person zusammenwohnt und statt einer Miete zu zahlen Dienstleistungen im Haushalt erledigt, ist noch sehr unbekannt. Dies möchte der Seniorenrat ändern, auch weil er darin grosses Potenzial sieht, gerade in Pfeffingen, wo viele Ältere alleine zu Hause in ihren grossen Häusern wohnen. Professor Axel Schilling von der Fachhochschule Nordwestschweiz, der zusammen mit vier Studierenden die Bedürfnisanalyse durchführte, fiel allgemein auf, wie schlecht die Menschen über alternative Wohnformen informiert sind. «Auch wissen zu viele nicht, wo sie sich über finanzielle Hilfen informieren können.»

Post und Dorfladen fehlen

Die Senioren in Aesch und Pfeffingen fühlen sich in einem hohen Masse vor Überfällen und Einbrüchen sicher. Hingegen wurde vielfach der Wunsch nach einem Ruftaxi laut. Die Gemeinderäte von Pfeffingen und Aesch signalisierten bereits Diskussionsbereitschaft. Die Enttäuschung über das Verschwinden der Post und des Dorfladens ist in Pfeffingen noch nicht abgeklungen. «Es herrscht die Grundmeinung vor, dass der Gemeinderat und die Verwaltung gar nicht wollen», verrät Toni Bärlocher. «Die Leute erwarten aber gerade bei der Post, dass die Gemeinde selber aktiv wird.» Durch das Verschwinden aller Dienstleistungen – dazu gehören auch Post- und Bankautomaten – werde Pfeffingen immer mehr zu einem Quartier von Aesch.

Digital vital

Die Umfrage wurde brieflich verschickt. Die meisten Befragten hätten diesen auch übers Internet ausfüllen können. Professor Axel Schilling zeigt sich überrascht über das interaktive Verhalten der Senioren. «Die Hälfte der über 75-Jährigen ist regelmässig im Internet. Das ist eine sehr hohe Quote.»

Bei den Angeboten zur sozialen Vernetzung gehen die Meinungen auseinander. Für die einen gibt es zu wenig, für die anderen ist es gerade recht so. Die Vielfalt ist jedenfalls gross, findet Toni Bärlocher und forderte die Besucher am Donnerstag deshalb auf, auch selber aktiv zu werden. «Die Teilnahme oder das Mitmachen erfordert auch Selbstinitiative. Die Leute können nicht erwarten, dass alles für sie gemacht wird. Und es darf auch etwas kosten.»

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