«Das Januarloch wurde zu einem Januarkrater»

Das Aescher Gewerbe leidet in der zweiten Corona-Welle stärker als in der ersten. Der Gewerbeverein kann nur beschränkt helfen.

Einschneidende Massnahmen: Einige Branchen sind von der Krise stärker betroffen als andere. Foto: Tobias Gfeller
Einschneidende Massnahmen: Einige Branchen sind von der Krise stärker betroffen als andere. Foto: Tobias Gfeller

In der ersten Corona-Welle wurde das Hilfsprojekt «Aescher Lokalhelden» zum grossen Erfolg. Für 44 gebeutelte Firmen kamen insgesamt 60000 Franken zusammen. Die Einwohnergemeinde beteiligte sich mit 15000 Franken an der Aktion. Die Solidarität mit dem lokalen Gewerbe war spürbar. «Den letzten Frühling überstanden die meisten Unternehmen dank der schnellen, unbürokratischen Hilfe noch relativ gut», erklärt Claudia Schreiber, im Vorstand des Vereins Gewebe und Industrie Aesch zuständig für die Kommunikation und das Sekretariat, rückblickend.

Dass die Situation wenige Monate später noch dramatischer sein würde, ahnte damals wohl niemand. Die staatlichen Hilfeleistungen würden nicht mehr ganz so unbürokratisch laufen wie noch im ersten Lockdown. «Der Spruch mit dem Januarloch muss fast neu definiert werden: Das Januarloch wurde zu einem Januarkrater», meint Schreiber sinnbildlich. Die Schere von extrem beschränktem Umsatz und den trotz allem eintreffenden Rechnungen klaffe immer weiter auseinander. «Dieser Krater wird bei vielen durch das Einwerfen privater Reserven überbrückt.»

Kein nachhaltiger Schaden?

Für Gemeinderat und Gewerbevereinsvizepräsident Stephan Hohl ist klar: «Es ist extreme Ausdauer gefragt. Dies macht die zweite Welle zur Herausforderung.» Jetzt gelte es, die Finanzen zusammenzuhalten und sehr haushälterisch damit umzugehen. «Anfang Jahr werden für viele Firmen grosse Fixblöcke fällig. Dies stellt eine Herausforderung dar, welche im ersten Lockdown bereits beglichen war.»

Doch längst nicht alle Branchen seien von der Krise gleich betroffen, betont Hohl. Dass Reisen erschwert ist, schade den Reisebüros, helfe aber jenen, die Produkte verkaufen, womit man das eigene Zuhause verschönern kann. Zwar ­haben aktuell im Vergleich zur ersten Corona-Welle mehr Läden offen, doch diese erzielen längst nicht den Umsatz von normalen Zeiten. Eventveranstalter leiden direkt, Coiffeur- und Beautysalons und auch ein wenig Blumenläden indirekt unter dem Veranstaltungsverbot. Vereinspräsident Silvan Ulrich glaubt aber trotzdem nicht, dass das Aescher Gewerbe aus der Krise nachhaltig Schaden nehmen wird.

Pensionierte Treuhänder helfen

In der Krise kommt die Hilfe der schweizweit tätigen «Adlatus» gerade richtig. Die Vereinigung pensionierter Treuhänder bietet Unternehmen kostenlos ihre Beratungsdienste an – so auch den Mitgliedern des Vereins Gewerbe und Industrie Aesch. «Eine grosse Unterstützung», schwärmt Vorstandsmitglied und Schreinereiinhaber Dieter Zwicky, der ein solches Angebot vor wenigen Jahren selber schon in Anspruch genommen hat.

Für den Gewerbeverein selber ist die Situation schwierig, sein Handlungsspielraum beschränkt. Der persönliche ­Austausch, das Netzwerken fehlen. Nur gerade ein Birs-Bummel und zwei Stammtischtreffen konnten zwischen den beiden Lockdowns stattfinden. «Man hat gespürt, dass der persönliche Austausch enorm wichtig ist und alle darauf gewartet haben», erinnert sich Beisitzer Patrick Meyer. Die kommende Generalversammlung im Frühling kann wie schon im vergangenen Jahr nicht physisch durchgeführt werden.

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