«Das Dorf weiss nicht, was für eine Perle es hat»

Matthias Preiswerk ist seit drei Jahren Co-Präsident von Sm’Aesch Pfeffingen. Im Interview spricht er über die Finalpläne, den Trainerwechsel, seine neue Co-Präsidentin und das Potenzial des Vereins.

Macht trotz «Dreijahresplan» weiter: Co-Präsident Matthias Preiswerk. Foto: Kenneth Nars
Macht trotz «Dreijahresplan» weiter: Co-Präsident Matthias Preiswerk. Foto: Kenneth Nars

Herr Preiswerk, Sie haben mitten in den Playoffs die Vereinsstrukturen umgestellt und sie bekommen eine neue Co-Präsidentin. Warum?

Es war von Anfang klar, dass ich das nicht allein machen werde. Mit Esther Keller hat das auf Anhieb funktioniert. Aber sie hat sich für die Politik entschieden und ihr Amt bei uns vor einem Jahr niedergelegt. Wir wollten ihre Position wieder mit einer Frau besetzen und haben gedacht, dass mit Laura Tschopp als Ex-Spielerin, die Sm’Aesch kennt, die Position gut besetzt ist. Vom Typ her ist sie viel introvertierter als Esther und das war erst mal eine Umstellung. Es war Lauras erste Stelle in so einem Amt und sie hat sich darin gegen Ende nicht mehr ganz wohlgefühlt. Ihre Entscheidung kam für uns überraschend. Ich bin ihr aber extrem dankbar und freue mich jetzt auch auf Andrea Principalli-Urrea, die die Nachfolge antreten wird.

Warum ist die Wahl auf sie gefallen?

Ich kenne Andrea schon eine Zeit lang. Im Dunstkreis von Sm’Aesch war sie immer schon ein Name. Als Esther ging, hat Andrea mir gesagt, dass sie wieder einsteigen würde, wenn mal Not an der Frau ist. Das haben wir dann genutzt. (Lacht.)

Welche Voraussetzungen bringt sie mit?

Andrea war lange in der Kommunikation bei Novartis und macht sich jetzt selbstständig. Sie ist gut vernetzt und hat auch betriebswirtschaftliche Abläufe intus. Ich kann mir vorstellen, dass sie das Präsidium übernehmen kann, wenn ich mal aufhöre.

Planen Sie denn aufzuhören?

Eigentlich hatte ich einen Dreijahresplan, der jetzt beendet ist. Aber wir sind mitten in der Planung für die nächsten Saison mit einem neuen Trainer. Ein Abgang wäre jetzt nicht fair. Ich mache weiter, mit Hochdampf.

Was sind die Erwartungen an Andrea Pricipalli-Urrea?

Sie ist eine Persönlichkeit, die auch Geschäftsführer Fabio Back beim Sponsoring helfen kann, weil sie gut auf Leute zugeht. Gleichzeitig kann sie mir im Hintergrund helfen.

Die Saison 2021/2022 ist die dritte, welche von Corona geprägt wurde. Was waren die grossen Herausforderungen?

Einerseits die ganzen Bemühungen für die Spiele, die wir versucht haben aufrecht zu erhalten und das ohne, beziehungsweise nur mit wenigen Zuschauern. Andererseits natürlich auch im sportlichen Bereich nicht nachzulassen. Auch die ständige Unsicherheit, wie und ob es überhaupt weiter geht, und das strikte Einhalten der Coronamassnahmen war eine Herausforderung.

Zweimal standen Sie so kurz vor dem Titel und dann doch mit leeren Händen da. Was macht das mit einem?

Vor zwei Jahren haben wir die Initialzündung zum Abbruch der Saison gegeben, weil die Unsicherheit damals so gross war. Letztes Jahr hat es mich dann wirklich wütend gemacht, weil mit ungleichen Ellen gemessen wurde. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Kantonsärzte für ihre eigenen Kantone verantwortlich waren und jeder dort seine eigenen Regeln hatte. Nach denen mussten sie entscheiden.

Wie war es für das Team?

Die Spielerinnen waren am Boden zerstört. Gerade letztes Jahr, als wir am Grünen Tisch rausgeflogen sind.

Wäre der Finaleinzug 2022 eine Genugtuung?

Es ist immer toll, im Finale zu stehen und das ist auch unser klares Ziel. In den Endspielen kann immer alles passieren und es wäre auch ein toller Abschluss für Andi Vollmer nach den fünf Jahren als Trainer bei uns. Aber auch für die Arbeit, die von den vielen Helfern im Hintergrund gemacht wird, ist es extrem wichtig, dass man da etwas zurückgibt und das kann die Mannschaft jetzt tun.

Wäre es auch aus finanzieller Sicht wichtig?

Die finanzielle Sicht ist in den Randsportarten immer sehr speziell (lacht). Es hat aber keinen Einfluss, ob wir im Finale stehen oder nicht.

Sie sagen, es wäre ein toller Abschluss für Andi Vollmer. Warum hat Sm’Aesch entschieden, nicht mit ihm weiterzumachen?

Wer Andi kennt, weiss, dass er ein Volleyballverrückter ist. Er ist sehr detailverliebt. Nach fünf Jahren wollten wir einen neuen Push geben, sowohl für das Team, als auch bei uns in der Geschäftsstelle. Es gibt eine neue Dynamik und wir wollten die Spielerinnen ein bisschen mehr in die Verantwortung nehmen.

Was erhoffen Sie sich von Timo Lippuner, dem neuen, alten Trainer?

Er ist eine ganz andere Persönlichkeit, aber genauso volleyballverrückt wie Andi. Timo ist 14 Jahre jünger. Daher hat er eine etwas andere Denkweise, wie man ein Team leitet und auch technisch weiterbringt. Vor allem, weil er gerne mit jungen Talenten arbeitet. Er möchte ein breites Feld an Talenten schaffen.

Wird Lippuner neue Spielerinnen mitbringen?

Wir entwickeln das zusammen und wir haben Ideen, die wir konkret angehen können. Vor allem wenn man mit jungen Spielerinnen spricht, muss man das Vertrauen gewinnen. Dabei muss man auch mit den Eltern kommunizieren und ihnen zeigen, was sie hier in Aesch erwartet. Die Talente sind ja oft nicht nur uns, sondern auch den anderen Teams bekannt und da müssen wir die Vorteile von Sm’Aesch natürlich aufzeigen.

Die da wären?

Die ganze Ausbildung, die wir hier leisten. Die Wohnungssituation, die wir anbieten können. Wir sind da sehr gut organisiert. Fabio macht einen ganzen Haufen dafür, dass das Team sich dann auch wohl fühlt. Da wird sehr viel geboten. Das muss man dann natürlich aber auch zeigen. Es geht nicht nur um Volleyball, sondern auch um das persönliche Weiterkommen. Einige Spielerinnen wollen vielleicht studieren oder die Schule, beziehungsweise Matura machen. Wo geht das? Wie können wir organisieren, dass es nebenher funktioniert? Das muss man alles rechtzeitig angehen und dabei muss man auch glaubwürdig sein. Vor allem gegenüber den Spielerinnen, aber auch gegenüber den Verantwortlichen wie den Eltern.

Hand aufs Herz: Wie viel Spass macht es Ihnen aktuell?

Spass ist immer so eine Sache. Es ist eigent­lich zu Ernst, um nur Spass zu machen. Es macht einfach Freude, so ein Team zu unterstützen und zu entwickeln. Zu sehen, wie das fruchtet und dann entsteht daraus eine gewisse Befriedigung.

Zahlen Sie jedes Jahr aus eigener Tasche drauf?

Ja.

Am Samstag in einer Woche steht das Halbfinale gegen Kanti Schaffhausen an. Erwarten Sie einen Sieg?

Ja, das sind die Erwartungen. Das ist nicht geblufft, aber auch spielerisch ­können wir uns auf die Fahne schreiben, das stärkere Team zu sein. Kanti müssen wir schlagen.

Wo sehen Sie noch Potenzial im Verein?

Vor allem bei der Einbindung des Dorfes. Es ist fast etwas frustrierend, dass Aesch und Pfeffingen noch nicht ganz realisiert haben, was für eine Perle wir hier haben und dass es da ein Spitzenvolleyballteam gibt. Da staune ich etwas. Ich bin in einem kleinen, ähnlich grossen Dorf aufgewachsen und dort gab es einen Handballverein, der Schweizer Meister wurde. Da herrschte eine unglaubliche Euphorie und es war im Dorf ein gesellschaftliches Ereignis, am Samstagabend in die Halle zu gehen und Handball zu feiern. Da haben wir hier in Aesch noch viel Luft nach oben. Wir probieren jetzt mit allen Mitteln, in der Löhrenackerhalle einen Event hinzubekommen, zu dem man gerne hingeht und bei dem man sich gerne trifft und auch danach auch noch bleibt. Das ist aktuell noch nicht so.

Was sind die Wege dorthin?

Da gibt es verschiedene. Man muss noch mehr kommunizieren und die Leute abholen. Aber wenn wir tausend Leute in dieser Halle haben, dann ist es voll, fast eher schon schwierig. Aber wir hätten gerne auch während der Meisterschaftsspiele schon 800 Leute in der Halle. Dann könnten wir sagen, wir sind in Aesch angekommen und das sollte machbar sein. Vor allem in einer Region, die eine unglaubliche Volleyballvergangenheit hat. Wenn man 30 Jahre zurückgeht, ist Uni Basel Serienmeister gewesen. Hier gibt’s eine ganze Gemeinde Volleyballerinnen, die eigentlich in die Halle kommen sollte.

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