Das Buch als Zugang zu fremden Kulturen
Seit einem Jahr veranstaltet die römisch-katholische Pfarrei Aesch das Literatur-Kaffee. Es ist eine Mischung zwischen Literaturdiskussion und interkulturellem Austausch.
Es braucht keinen berühmten Schriftsteller, der aus seinem eigenen Buch vorliest, damit der Zuhörer das literarische Werk kennenlernt und die Stimmung darin zu spüren bekommt. Sadhbh Mary Szczesna und Sarah Kitas lasen am Freitagabend im Saal der römisch-katholischen Pfarrei aus John Banville’s «The Sea» vor. Der irische Schriftsteller wurde durch seine beiden Landsfrauen aus Aesch würdig vertreten.
Als Irinnen verstehen sie bestens, was Banville mit seinem Buch ausdrücken möchte. Sie transportieren im perfekten Englisch mit irischem Akzent die Charaktere der Personen und die Stimmung der Erzählungen. Die Gäste können entweder der Vorlesung zuhören, die deutsche Übersetzung auf der Leinwand lesen oder in einer Broschüre die vorgelesenen Abschnitte in der Originalsprache oder in Deutsch mit verfolgen.
Fragen zur irischen Kultur
Doch beim reinen Literaturabend bleibt es nicht. Nach der rund halbstündigen Vorlesung folgt eine kurze Pause, in der Kaffee, Whiskey und sonstige irische Köstlichkeiten serviert werden. Anschliessend werden aus dem Publikum Fragen zum Buch und zur irischen Kultur gestellt. Die beiden Irinnen gaben Auskunft und plauderten auch aus dem Nähkästchen.
Es ist diese Mischung, die das Litartur-Kaffee besonders macht. Es ist ein Zusammenkommen der Kulturen, bei der das Buch zwar im Zentrum steht, doch der interkulturelle Austausch ebenso seinen Platz hat. Lanciert haben das Literatur-Kaffee vor einem Jahr der aus Brasilien stammende Seelsorger José Oliveira und zwei Kollegen aus Guatemala und Peru. «Wir überlegten uns, was wir in der Pfarrei aus unseren drei verschiedenen Kulturen anbieten können. Da sowohl Brasilien, Guatemala als auch Peru typische Kaffeeländer sind, wollten wir natürlich für die Länder typische Kaffeesorten servieren», erinnert sich Oliveira. Daraus wurde aber mehr. Die Vergabe des Literaturnobelpreises im Herbst 2010 an den peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa Nahmen sie zum Anlass, die Kaffeetradition mit Literatur zu verbinden. So entstand das Literatur-Kaffee. Die Idee fand für die drei überraschend grossen Anklang.
Schriftsteller liest selber
In den bisherigen Ausgaben wurden unter anderem Bücher aus West-Sahara, Thailand oder eben Guatemala thematisiert. «Wir haben ganz klein und familiär angefangen. Mittlerweile hat das Literatur-Kaffee grössere Dimensionen angenommen», freut sich Jose Oliveira. Je nach Land kommen auch Menschen aus Aesch und Umgebung, die Wurzeln von dort haben, in die Pfarrei. Für die Schweiz las im September der Aargauer Schriftsteller Martin R. Dean gleich selber aus seinem Werk «Ein Koffer voller Wünsche» vor.
Für die beiden kommenden Ausgaben reist das Literatur-Kaffee nur gerade über die Grenze nach Deutschland und Frankreich.