Chancengleichheitspreis beider Basel für Dr. Martin Wechsler AG
Das Aescher KMU erhält den mit 20 000 Franken dotierten Preis für seine langjährigen Massnahmen zur Gleichstellung von Mann und Frau.
Isabelle Hitz
Mit der Dr. Martin Wechsler AG, Experten für berufliche Vorsorge, prämieren die Regierungen beider Basel ein Unternehmen, das seine 25 Angestellten seit Jahren mit situationsbedingten Lösungen und einer gleichstellungs- und familienorientierten Personalpolitik dabei unterstützt, Familienverpflichtungen und Berufstätigkeit zu vereinbaren. Martin Wechsler, Gründer und Inhaber der Firma, erklärt dem Wochenblatt seine Unternehmensphilosophie und sein Menschenbild.
Wochenblatt: Herr Wechsler, weshalb hat Ihre Firma den Chancengleichheitspreis 2013 gewonnen?
Martin Wechsler: Weil ich eine uneingeschränkte Gleichberechtigung der Frauen in meinem Betrieb durchführe. Für mich ist es selbstverständlich, dass alle Menschen gleich sind und gleich behandelt werden sollten.
Haben Sie sich selbst für den Preis beworben?
Martin Wechsler: Ja.
Wie genau sehen die Massnahmen zur Gleichstellung in der Dr. Martin Wechsler AG aus?
Martin Wechsler: Die wichtigsten Punkte sind sechs Monate Mutterschaftsurlaub bei voller Lohnzahlung für Frauen und drei Monate nach der Geburt ein Drittel Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohn für Väter. Weiter haben wir flexible Arbeitszeiten (Jahresarbeitszeitmodell) und mehr Ferien, sechs Wochen für Mitarbeiter und sieben Wochen für Kader. Wir haben auch ein Care Management, das die Mitarbeiter bei familiären Problemen oder Krankheit der Kinder unterstützt.
Wie sind Sie dazu gekommen, solche Massnahmen umzusetzen?
Martin Wechsler: Einerseits habe ich schon länger verfolgt, wie die Mitarbeitertreue von den Grossunternehmen zerschlagen worden ist. Ich bin überzeugt, dass das wirtschaftlich kontraproduktiv ist. Andererseits ist es mein Credo, dass ich meine Mitarbeiter so behandle, wie ich selber behandelt werden möchte.
Gab es ein spezielles Ereignis oder eine Philosophie, die Sie inspiriert hat?
Martin Wechsler: Die ersten Massnahmen ergaben sich step by step, später bin ich auf ein Buch über die hawaiianische Managinglehre – «Managing with Aloha» von Rosa Say – gestossen, aus der ich einige Dinge übernommen habe. Ich liess mich auch in Hawaii von der Autorin coachen. Spannend ist, dass alle diese Massnahmen auch dazu führen, dass die Firma wirtschaftlich erfolgreicher ist.
Konnten Sie durch Ihre Personalpolitik auch Ihre eigene Stellung in Ihrer Familie anpassen?
Martin Wechsler: Ja, ich habe eine fünfjährige Tochter, die ich einen Tag pro Woche betreue. Das ist nicht nur für mich und für die Familie wertvoll, sondern auch für das Geschäft. Die Distanz zur Firma fördert mich in meiner Kreativität.
Ist Ihre Branche besonders geeignet, Chancengleichheit umzusetzen?
Martin Wechsler: Da wir sehr viele Frauen einsetzen können, ist es natürlich auch wichtig, dass man dafür sorgt, dass man diesen Frauen eine Teilzeitbeschäftigung ermöglicht, dass sie flexible Arbeitszeiten haben und ihr Arbeitspensum erhöhen und senken können.
Wie werden Sie das Preisgeld verwenden?
Martin Wechsler: Einerseits werden wir eine Rückstellung für individuelle Lösungen bei Mutterschaft machen, andererseits wird ein Teil des Preisgeldes für das unabhängig von diesem Preis bereits angedachte Frühpensionierungsmodell verwendet werden.
Was bedeutet Ihnen der Preis?
Martin Wechsler: Der hat mich unheimlich gefreut! Er ist für mich eine Bestätigung, dass das was ich in den letzten 27 Jahren gemacht habe, auch gesehen und anerkannt wird.
Ein, zwei Sätze über Martin Wechsler privat?
Martin Wechsler: Ich bin gerne draussen in der Natur. Und ich bin daran, mit meiner Frau zusammen eine Tagesschule für selbstbestimmtes Lernen nach dem Sudbury-Modell auf die Beine zu stellen. Von den Bau- und Zonenvorschriften her ist das sehr aufwendig.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Bezug auf die Gleichstellung?
Martin Wechsler: Ich wünsche mir Gleichstellung für unsere Kinder! Dass Kinder wieder eine grössere Akzeptanz in unserer Gesellschaft bekommen und mehr Raum einnehmen dürfen. Bei uns sind die Kinder mehrheitlich ausgegrenzt, das halte ich für gesamtgesellschaftlich sehr problematisch.