Blick auf die Vergangenheit
Die Ruine Pfeffingen wird in den nächsten Jahren für fast sieben Millionen Franken umfassend renoviert. Am Samstag ist der eingerüstete Turm der einstigen Grafenresidenz begehbar – auch vertikal.
Lukas Hausendorf
Wie die Burg oder das Schloss Pfeffingen – die Begriffe wurden früher synonym verwendet – einst ausgesehen hat, lässt sich nur noch anhand historischer Zeichnungen erahnen. «Im Prinzip war die Burg ein kleines Dorf», erklärt Michael Schmaedecke, Projektleiter der Sanierung vom Kantonalen Archäologischen Dienst. Von der stolzen Burg des Grafen von Thierstein, die um 1380 erbaut wurde, ist heute nur noch das Mauerwerk in Teilen erhalten. Der hohle Turm, der Zwinger sowie ein Teil der Festungsanlagen sind noch erhalten.
Was im Innern an Ökonomiegebäuden und Unterkünften stand, ist dem Erdboden gleich. Den Innenraum der Anlage hat die Natur zurückerobert. «Das ist heute eine ökologische Insel im Kulturland», sagt Schmaedecke. Und zwar deshalb, weil die Handschrift des Menschen fehlt, was eine einzigartige Artenvielfalt zugelassen hat. Die Sanierung der Ruine wird darum auch von einem Ökologen begleitet, der den Bestand erfasst. Aber nicht nur in dieser Hinsicht ist die Baustelle ob Pfeffingen einzigartig.
Spezialisten gefragt
Die Ruine Pfeffingen ist als eine der grössten Burgruinen im Kanton Baselland und Denkmal von nationaler Bedeutung ein wichtiges Zeugnis der Vergangenheit. Nach Jahrhunderten des Zerfalls soll ihr Zustand nun konserviert werden. Frostsprengungen im Mauerwerk führten zuletzt dazu, dass die Sicherheit der Besucher nicht mehr gewährleistet werden konnte und die Anlage gesperrt werden musste. Mittlerweile ist ein Teil der Ruine wieder begehbar. Für die umfassende Sanierung bewilligte der Landrat im Frühling 2010 einen Kredit von 6,9 Millionen Franken. Bei der Vergabe der Arbeiten an dieser speziellen Bausubstanz stand für einmal nicht der Preis im Vordergrund, sondern die Expertise der potenziellen Auftragnehmer. «Auf so einer Baustelle braucht es Leute mit einschlägiger Erfahrung», sagt Archäologe Schmaedecke, der sich seit 15 Jahren intensiv mit Burgen befasst. Diese fand man quasi vor Ort bei der Rofra in Aesch.
Dauerbaustelle
Wann immer möglich, wird an der ursprünglichen Bausubstanz so wenig wie möglich verändert. Spezielle Mörtelmischungen aus Liesberger Kalk werden für die Dichtung des Mauerwerks verwendet. Der nehme die Feuchtigkeit auf und gebe sie aber auch wieder ab, so würden neuerliche Frostsprengungen im Winter verhindert, erklärt er. Der Mörtel kann aber nur im Sommerhalbjahr verbaut werden. Deshalb gehen die Arbeiten auch langsamer voran. Hinzu kommt, dass das Baugelände kaum mit Maschinen erschlossen werden kann. Die zehn Bauetappen sind daher über rund sechs Jahre verteilt. Die Etappierung erhöht zudem die Chancen auf Bundessubventionen für die einzelnen Arbeitsabschnitte. Die erste und grösste Etappe, die Sanierung des Wohnturms, der das Herzstück der Anlage bildet, geht bereits voran.
Führungen zu jeder Stunde
Von den Fortschritten kann sich die interessierte Öffentlichkeit am kommenden Samstag, 17. August, selbst ein Bild machen und den Handwerkern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die zwischen 10 und 15 Uhr stündlich angebotenen Führungen vermitteln nicht nur historisch spannende Einblicke in die Burg, sondern auch einen spektakulären Ausblick vom Gerüst auf das Birseck.