Australische Power für den Aufstieg
Trainingsstart beim FC Aesch: Mit an Bord ist Ex-FCB-Star und Publikumsliebling Scott Chipperfield. Mit ihm möchten die Gelbschwarzen in die 2. Liga aufsteigen.
Guido Herklotz
Als Willkommensgeschenk gibt es zwei Flaschen Baselbieter Wein von Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger. Chipperfield, oder «Chippy» wie er genannt wird, fügt sich schnell in die Mannschaft ein. Bei den spielerischen Trainingseinheiten fordert er sofort die Bälle, dirigiert seine Mitspieler. Nach der knapp zweistündigen Einheit schlendert Chippy vom Feld, zieht seine Kickschuhe aus und lacht: «Ich bin kaputt. Aber es hat viel Spass gemacht.»
Publikumsliebling und Titelsammler
Es ist ein echter Transfercoup, der dem FC Aesch gelungen ist. Der Australier Scott Chipperfield ist einer der erfolgreichsten FCB-Spieler und Fussballer, die je in der Schweiz gespielt haben. Zwischen 2001 und 2012 absolvierte er 367 Pflichtspiele im rot-blauen Trikot und erzielte dabei 85 Tore. Mit seinem Kampfgeist und seiner bescheidenen Art avancierte er zum Liebling der Basler Fangemeinde. Anfang 2012 machte ihm eine langwierige Verletzung zu schaffen, Ernstkämpfe konnte der 37-Jährige keine mehr bestreiten. Im Mai endete zu St. Jakob eine Ära – sein Vertrag wurde nicht mehr verlängert. Sieben Meistertitel und sechs Cupsiege stehen auf seiner Visitenkarte – eine beeindruckende Bilanz. 68 Einsätze für die australische Nationalmannschaft runden sein Palmarès ab. «Ich hätte die Möglichkeit gehabt, in Australien weiterzuspielen. Meine beiden Söhne baten mich aber, hier in der Region zu bleiben», erklärt Chipperfield gegenüber dem «Wochenblatt».
Natürlich rissen sich auch andere regionale Vereine um den erfolgreichen Fussballer. Unter ihnen auch der in die neue 1. Liga Promotion aufgestiegene BSC Old Boys Basel. Chipperfield wollte jedoch nicht mehr jeden Abend trainieren und in der ganzen Schweiz umherreisen. Agent Gaetano Giallanza, ebenfalls früherer FCB-Spieler und Aesch-Junior, fädelte den Deal mit dem FC Aesch ein. Zudem wird Chipperfield auch als Assistent von Trainer Mario Hueber fungieren. Das Ziel der Vereinsführung ist klar: Diese Saison will man in die 2. Liga aufsteigen.
Vom Fussball-Profi zum Bankangestellten
Einst lernten die heutigen FCB-Idole Streller und Frei auf dem Löhrenacker das Toreschiessen. «Nun kommt mit Scott ein ehemaliger FCB-Spieler zu uns», freut sich FCA-Vizepräsident Patrick Goetz. «Das ist der grösste Transfer, den wir je gemacht haben.
Der regionale Amateurfussball verlor in den vergangenen Jahren an Bedeutung. Wir hoffen nun, dass wir ihn wieder ein wenig schmackhafter machen und mehr Zuschauer gewinnen können.» Mittlerweile gingen bei Goetz auch zahlreiche Anfragen ein, ob es bereits Trikots mit der Nummer 11 zu kaufen gibt.
Wie aber kann sich ein Amateurverein ein solches Kaliber leisten? «Chippy verdient bei uns nicht mehr als ein anderer Assistenztrainer», stellt Goetz klar. So wird Chipperfield neben dem Fussball ganz normal arbeiten gehen. Der FCA liess dafür seine Sponsoren-Kontakte spielen und verhalf ihm beim Einstieg ins Berufsleben. In Kürze wird er einen Job bei einer Bank antreten. «Nach der langen Fussballer-Laufbahn ist das eine neue Situation für mich. Aber ich mag Herausforderungen und ich freue mich sehr auf den neuen Lebensabschnitt», sagt der Australier.
Freude herrscht auch bei Chipperfields neuen Teamkollegen: «Wir waren zu Beginn alle ein wenig nervös», gibt Captain Nicola Bellusci zu. «Dass Chipperfield nun mit uns spielt, ist eine einmalige Sache. Wir können alle von seiner Erfahrung profitieren.» Trainer Mario Hueber ergänzt: «Wir hoffen, dass er eine Leader-Funktion übernehmen und die Spieler mitreissen kann. Es ist jedoch wichtig, dass sich nicht alles nur auf Chipperfield konzentriert, Fussball ist eine Mannschaftssportart.»
Die neue Saison startet mit einem Auswärtsspiel bei US Olympia, und am 19. August treffen die Aescher dann auf dem heimischen Löhrenacker auf den FC Riehen. Chipperfield: «Jetzt habe ich vier Wochen Zeit, um richtig fit zu werden und mich an die neue Situation zu gewöhnen. Ich freue mich, wenn es losgeht.»