Auf den Spuren einer bedeutenden Aescher Familiendynastie

Der Verein Attraktives Aesch beleuchtet am kommenden Vereinsanlass das Leben und Wirken der Familie von Blarer, die Aesch während Jahrhunderten geprägt hat.

Tragen einen grossen Namen: Dieter von Blarer (l.) und Marie-Thérèse do Norte-von Blarer mit Karl Häring vom Verein Attraktives Aesch am Anton-von-Blarer-Weg, wo die beiden Geschwister auch wohnen.  Foto: Tobias Gfeller
Tragen einen grossen Namen: Dieter von Blarer (l.) und Marie-Thérèse do Norte-von Blarer mit Karl Häring vom Verein Attraktives Aesch am Anton-von-Blarer-Weg, wo die beiden Geschwister auch wohnen. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Immer mal wieder schimmert sie durch, die Historie der Familie von Blarer in Aesch. Erst kürzlich wurde der Neffe von Marie-Thérèse do Norte-von Blarer und Dieter von Blarer im Militär von einem Soldatenkollegen auf seinen Nachnamen angesprochen. Dass dieser Soldat aus Pruntrut kam, ist kein Zufall. Denn in der jurassischen Kleinstadt, in der seit Ende des 16. Jahrhunderts Jakob Christoph Blarer von Wartensee als Fürstbischof von Basel in Pruntrut residiert hat, geniesst die Familie von Blarer noch immer Hochachtung. Davon zeugt heute noch das Familienwappen am Pruntruter Schloss.

Der Fürstbischof war in kirchlichen Angelegenheiten direkt dem Papst und in staatlichen Belangen direkt dem Kaiser unterstellt. Seinen Bruder platzierte er als Vogt in Aesch. Zuerst wohnte dieser auf Schloss Pfeffingen, bevor die Familie das Schloss in Aesch baute und zum Familiensitz machte. Die Aescher Vogtei wurde innerhalb der Familie über Generationen weitervererbt, bis Napoleon in der Schweiz einmarschierte und dem ein abruptes Ende setzte. Nach Süddeutschland geflüchtet, kehrten die von Blarer nach dem Wiener Kongress 1815 nach Aesch zurück und konnten auch dank Entschädigungszahlungen der französischen Verwaltung (sogenannte Assignaten) in Aesch einen Teil des früheren Lehens zurückkaufen. Zeitweise gehörten der Schlatthof, die obere und die untere Klus, zu denen auch das heutige Tschäpperli gehörte, und das Schloss der Familie.

Die nachfolgenden Generationen prägten in verschiedenen Funktionen Aesch weiter. So sass unter anderem Karl von Blarer während 50 Jahren im Baselbieter Landrat. Anton von Blarer war zuvor einer der politisch führenden Köpfe der Kantonstrennung von 1833. Seine Brüder Jean-Baptiste und Jacques führten die Baselbieter militärisch in der Schlacht auf der Hülftenschanz an.

Das «von» wanderte nach vorne
Für Karl Häring, Vorstandsmitglied des Vereins Attraktives Aesch, ist es an der Zeit, der Geschichte der Familie von Blarer nachzugehen. «Die Familie gehört zur Aescher Identität und wir sind stolz, dass wir eine so bedeutende Familie im Dorf haben. Nicht jede Gemeinde hat eine Adelsfamilie im Dorf.» Denn noch immer wohnen die Geschwister Marie-Thérèse do Norte-von Blarer sowie Dieter und Christoph von Blarer in Aesch. Es komme immer mal wieder vor, dass sie auf ihren Namen angesprochen werden, erklärt Marie-Thérèse. «Als wir vor Jahren aus Brasilien wieder nach Aesch zogen, hat sich dies innerhalb kurzer Zeit im Dorf herumgesprochen.» Doch es ist um die Familie merklich ruhiger geworden. Die Adelstitel wurden mit dem Zivilgesetzbuch von 1911 abgeschafft. Das «von» steht jetzt nicht mehr hinter dem Blarer, sondern vor dem Blarer. «So versuchten unsere Vorfahren womöglich, ein bisschen Adel im Namen und in der Familie zu behalten», meint Dieter von Blarer mit einem Schmunzeln.

Jetzt sich anmelden
WoB. Der Verein Attraktives Aesch lädt die Bevölkerung zum Vereins-
anlass vom 21. Juli ein. Treffpunkt ist der Parkplatz «Locanda Klus», 10 Uhr. Eine Voranmeldung per E-Mail an karl.haering@bluewin.ch ist erwünscht. Zusammen mit Karl Häring beleuchten Marie-Thérèse do Norte-von Blarer und Dieter von Blarer ihre Ahnen. Längst nicht alles ist dabei schön adelig. Ein gescheiterter Geschäftsmann, Erbstreitigkeiten über Generationen und die Flucht vor Napoleon zeugen von einer bewegten Familiengeschichte. Dass für viele Aescherinnen und Aescher die heutige Gemeindeverwaltung immer noch das Blarer-Schloss ist, unterstreicht deren Bedeutung für das Dorf. Und dies möchte Karl Häring der Bevölkerung im Tschäpperli, einem für die Familie von Blarer wichtigen Ort,
wieder einmal vor Augen führen.

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