«Auf dem Schiff kann man die Tage einfach passieren lassen»

Nach eineinhalb Jahren auf dem Schiff kehrten Patricia Büeler und David Horstmann im Juli von ihrem Segelabenteuer in Mexiko zurück. Ihre Reise ist aber noch längst nicht zu Ende.

An den Herausforderungen gewachsen: Patricia Büeler und David Horstmann. Foto: Tobias Gfeller
An den Herausforderungen gewachsen: Patricia Büeler und David Horstmann. Foto: Tobias Gfeller

David Horstmann kommt direkt von der Arbeit zum vereinbarten Treffpunkt am Aeschenplatz. Patricia Büeler kommt mit dem Tram von daheim in Aesch. Die beiden sind wieder im Alltag zu Hause in der Schweiz angekommen. Während eineinhalb Jahren war ihr Segelschiff Milagros ihr Zuhause. Zuerst brachten sie es während eines ganzen Jahres in einem Hafen in Mexiko in Schuss. Von Dezember bis Juni segelten sie damit im Golf von Kalifornien (der Sea of Cortez).

Die Erfüllung ihres Traums musste sich das Aescher Paar hart erarbeiten. Die Instandsetzung ihres Schiffs verlief schwieriger als erwartet. Der erste Anstrich hielt nicht, bestellte Teile aus den USA passten nicht und bei der Jungfernfahrt ging der Motor kaputt. Hilfe bekamen sie immer wieder von anderen Seglern vor Ort. Patricia Büeler und David Horstmann wuchsen an den Aufgaben und Herausforderungen, die ihnen sowohl an Land wie auch später auf dem Wasser gestellt wurden.

Schon bald waren auch ihre Meinung und Hilfe in Mexiko gefragt. Der Chef des Hafens wollte die fleissigen Schweizer sogar anstellen. Den beiden Aeschern half, dass sie nicht mit naiven, sondern mit klaren Vorstellungen nach Mexiko reisten. Ihnen war klar, dass es auch schwierige Momente geben würde. «Diese gesunde Einstellung und die vielen Informationen, die wir uns im Vorfeld geholt hatten, haben uns definitiv geholfen», erklärt David Horstmann.

Auch auf dem Meer mussten sie täglich Herausforderungen meistern, was für Seglerinnen und Segler aber normal sei, verrät Patricia Büeler. Dank einer installierten Starlink-Satellitenschüssel haben sie schnelles Internet an Bord, was es ihr erlaubte, Teilzeit bei einem Start-up eines Kollegen zu arbeiten. Homeoffice auf hoher See sozusagen.

Brot, Wald und frische Luft

Mit dem Ablauf ihres Visums entschieden sie sich für eine temporäre Rückkehr in die Schweiz. Ende Oktober soll die Reise von Mexiko aus über Costa Rica bis nach Panama weitergehen, wo Patricias Schwester gerade mit ihrem eigenen Schiff Anila am Segeln ist. Patricia Büeler und David Horstmann realisierten nach ihrer Rückkehr, dass sie die Schweiz mehr vermissten als jetzt Mexiko. «Das leckere Brot und eigentlich alles aus einer Bäckerei, Milchprodukte, das Grün, Wälder und die frische Luft», schwärmen beide. Zudem sei es im Sommer in Mexiko fast unerträglich heiss.

In den eineinhalb Jahren sei ihnen immer mehr bewusst geworden, welches Privileg es sei, in der Schweiz geboren worden zu sein und hier leben zu dürfen, erinnert die 33-Jährige. Trotzdem zieht es beide wieder aufs Meer. Denn die Vorstellungen und Wünsche, die beide mit ihrem Segeltraum verbunden hatten, gingen trotz aller Herausforderungen in Erfüllung, betont der 34-Jährige: «Auf dem Schiff kann man die Tage einfach passieren lassen. Es steht einem der ganze Tag zur Verfügung.»

Eingespieltes Team

Die eineinhalb Jahre in Mexiko haben beide weitergebracht. «Ich rege mich heute viel weniger schnell über etwas auf», berichtet David Horstmann. Dass sie vor der Abreise Anfang 2021 bereits 12 Jahre zusammen und ein eingespieltes Team waren, habe zwischenmenschlich geholfen. «Wenn es Konflikte gibt, kann man auf dem Schiff nicht einfach davonlaufen. Dann muss man die sofort ­klären.»

Patricia Büeler und David Horstmann haben auch diese – für sie kleinen – Hürden gemeistert. Wie lange ihr Segelabenteuer noch gehen wird, wissen beide aber nicht. Das hänge auch von der politischen Weltlage ab. Denn Kriege und Inflation machen auch vor den Weltmeeren nicht halt.

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