Auf dem Löhrenacker wird für die Asyl-Liga geprobt
Der Bund startet in Aesch ein Pilotprojekt, das in einer Schweizer Fussballmeisterschaft der Asylsuchenden münden soll.
Am vergangenen Freitag trafen in Aesch die BAZ Roadrunners und die BAZhthal aufeinander, Anpfiff war um 14 Uhr auf dem Sportplatz Löhrenacker. Das Besondere an diesem Fussballspiel: «BAZ» steht für «Bundesasylzentrum», denn es spielen Asylsuchende des Bundeszentrums in Aesch gegen diejenigen aus dem Zentrum in Flumenthal SO. Es ist das erste Freundschaftsspiel im Rahmen eines Fussballprojekts, welches das Staatssekretariat für Migration (SEM) in der Asylregion Nordwestschweiz aufbaut. «Langfristiges Ziel ist eine eigene Liga mit Fussballmannschaften aus allen Schweizer Bundesasylzentren», schreibt die Gemeinde, die schon mal die Infrastruktur zur Verfügung stellt. Und das SEM schreibt auf Anfrage: «Die Idee ist – wie überall sonst in Schulen oder Vereinen –, mit Sportangeboten eine sinnvolle Beschäftigung und einen Ausgleich zu ermöglichen.»
Das Bedürfnis, Fussball zu spielen, ist bei Flüchtlingen auf jeden Fall da. «Ich bin sehr glücklich hier zu sein. Die Spiele sind eine Möglichkeit, gemeinsam etwas zu erleben und unser Talent zu zeigen», sagt Mansaray A., der an diesem Tag für das Team aus Aesch auf dem Platz steht. Interessierte gibt es laut SEM in allen Alters- und Gesellschaftsschichten und aus allen Ländern. Und es ist unbestritten, dass Fussball ein «Integrationsturbo» ist, wie es Hasan Kamber nennt, der seit über 20 Jahren beim Fussballverband Nordwestschweiz die Integrationsstelle leitet.
Mit Fussball Konfliktpotenzial reduzieren
Die Schweizerische Flüchtlingshilfe hebt auf Anfrage hervor, Sport trage zum «Kompetenz- und Ressourcenerhalt der Geflüchteten» bei und stärke ihre Eigenverantwortung. «Insgesamt wird die Alltagsbewältigung unterstützt und somit auch das Konfliktpotenzial reduziert.» Deshalb begrüsse man das Pilotprojekt des SEM. In Aesch können die Asylsuchenden spontan den Ball treten, denn unmittelbar bei ihrem Unterbringungsort im Löhrenacker ist eine grosse Sportanlage. Gemeindeverwalter Roman Cueni sagt: «Im Vertrag der Gemeinde mit dem SEM steht, dass die Plätze zur Verfügung stehen, wenn nicht gerade ein Club spielt.» Und in einen regulären Fussballclub einzutreten, sei auch nicht immer einfach. «Das ist ein Prozess, den man begleiten muss», sagt Hasan Kamber aus Erfahrung. So brauche es zum Beispiel Spielerpässe, was ohne Identitätspapiere schwierig sei. Zwar gebe es seit einigen Jahren diesbezüglich Unterstützung vom Schweizer Fussballverband. Dennoch stellt er fest: «Die Affinität zu solchen Themen ist von Verein zu Verein sehr unterschiedlich.»
Abgesehen davon müssen Asylsuchende jederzeit mit einem negativen Bescheid rechnen, der sie zur Ausreise zwingt. Das SEM sagt deshalb zur Frage, ob sie einem Club beitreten sollen: «In diesem Stadium ist es wenig zielführend, sich aktiv und regelmässig in einem Fussballclub zu engagieren.»
Starke Gastgeber
Unter solchen Umständen hält Kamber es für sinnvoll, ihnen zu ermöglichen, Fussball in einem informelleren Rahmen zu spielen. Er erinnert sich an die Euro 2008, als das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks) in der Region Basel ein Turnier für Asylsuchende auf die Beine stellte, in der Art eines Grümpelis. Und deshalb begrüsst er jetzt auch das Vorgehen des SEM.
Ob es aber wirklich eines Tages eine eigene Liga der Asylsuchenden gibt, ist offen. «Auf Stufe Bundesasylzentren werden wir sehen, wie sich das Interesse für Fussballspiele entwickelt», heisst es beim SEM. Es sei denkbar, das Angebot in der Region und auf andere Asylregionen auszuweiten. Als Resultat sei auch ein «BAZ-Turnier» nicht ausgeschlossen. «Wir sind – Stand heute – bei einem ersten Spiel und werden sehen, wie sich das Interesse entwickelt.» Die Equipe aus Aesch scheint jedenfalls für weitere Spiele gerüstet: Die Gastgeber triumphierten mit 7:0.