An der Aescher Beizenfasnacht wurden alle zurechtgestutzt
Nach dem Umzug war in Aesch auch dieses Jahr wieder Beizenfasnacht angesagt. Bühne frei für Bängg und Schränzer.
Bea Asper
Es war von den betroffenen Lebendhag-Besitzern vorausgesagt worden. Kurz vor den Gemeinderatswahlen steckt vielleicht auch Wahl-Kalkül dahinter. Das vom Gemeinderat angeordnete Stutzen der Sträucher – aus Sicherheitsgründen auf den Zentimeter genau, ist in Aesch eines der dominierenden Fasnachtssujet. Als Heckenschneider verkleidet oder mit flotten Sprüchen über Behörden wurde das Thema ausgekostet – ein bisschen auch, dass der Gemeinderat sich in den Haaren liegt.
Schnitzelbänggler im Schuss
Auf die Schippe genommen wurden aber nicht nur jene, die das Stutzen von Sträuchern durchsetzen und kontrollieren, sondern auch jene, die grossen Aufwand betreiben, dies zu dokumentieren und rund um den Globus zu schicken. Da könne man wirklich nur noch «guetnachtbigott» sagen, posaunen die Fasnächtler über den Dorfplatz. D’Chetteschlüch haben einfach einen Reim daraus gemacht:
«Mir drei sin letschti, das isch woohr; bim Coiffeur gsi mit unsere Hoor. Das liebe, junge Miggeli; froogt ganz lieb: Was darfs denn si? Bitte schnied uns dä Busch bi Glägeheit; weisch das dient dr Verkehrssicherheit.»
Und D’Spätzli kombinieren den Schabernack:
«Mi dütsche Nochber isch dr Jochen Braun; Sait: Euer Heckenkrieg den versteh y kaum; Do seit Ihr Schwoben tschuld, säg ych em Jochen Braun; Bei Euch gings ja los mit dem scheiss Moschendrootzaun.»
Aesch hat aber noch andere Gesprächsthemen, die auf der grossen Fasnachts-Bühne in einen Schnitzelbank umgewandelt werden und das Publikum unterhalten. So singen D’Spätzli:
«Bisch du au scho in d’Landi und hesch kei Bekannte droffe; Mach dr nüt druss, diä hänn sich sicher dört inne verloofe; Ych ha sogar nit emol öbis chönne chaufe, du ych ha müesse passé; Denn ych ha se eifach nit gfunde diä blödi Kasse.»
D’Spätzli haben noch mehr auf Lager mit dem einen oder anderen Seitenhieb gegen Behörden-Entscheide. In diesem Sinn darf man nach der Fasnacht gespannt sein auf den Wahltag, der landläufig auch gehandelt wird als Zahltag.
«Attraktives Aesch duet immer wieder Schwerpünkt lande; Die 30er-Zone mache Sinn, das hani jetzt verstande; Du muesch mit 30 d’Jurastroos uffe schliche; Damit de während dr Fahrt, dr Kübler chasch fertig stryche. – Hänn dr gwüsst, dass es z’Aesch e Gripspfad git; Ych ha dä gfunde und ha dänggt, mach mol mit; Nachem Ohre zupfe, Knü i d Luft, klopf uf Brust, häts sotte woohle; Statt desse, isch mi s gälewäggeli cho hoole; Dr Psychiater z Liestal seit Saperlott; Hoffendli hänn dr nit nomee so Wegli, z’Aesch bi Gott.»
Massnahmen gegen Attraktivitätsverlust verlangen auch andere Fasnachts-Propheten:
«Mir Chetteschlüch hän langsam wirgglich mieh; Gsesch uns nüm länger durch d’Beize zieh; Jo in Aesch bisch als Schnitzelbänggler ganz schnäll duure; Guet, mir chönnte no schnäll mit däm neue Arzt go schnurre; Doch eigentlich, lueg a dä dicki Ranze; Miesste mr ins neue Fitnesscenter go Zumba tanze.»
Präzision und Einfallsreichtum
Natürlich rissen auch die Guggen die Zuschauer aus den Socken und heizten ein mit heissen Rhythmen. Einmal mehr glänzten die Aktiv-Fasnächtler nicht nur mit prächtigen Kostümen, sondern übertrafen die Erwartungen mit musikalischer Qualität, Präzision und Einfallsreichtum. Tosender Applaus und Jubelrufe waren den Musikern sicher. Einmal mehr zeigten die Aescher Durchhaltevermögen und trotzten den eisigen Temperaturen.
Zwar galt es nicht mehr gegen 20 Grad Minus anzukämpfen, trotzdem brachte die Kälter die Glieder zum Zittern, regte das Hungergefühl an, das mit reichlichem Grill-Angebot auch befriedigt werden konnte, und füllte letztlich die Lokale – in diesem Sinn verlagerte sich die Fasnacht einfach von der Strasse in die warme Stube. Gefeiert wurde auf jeden Fall.