Am Samstag ist Schluss: Das «Hübeli» weicht 40 neuen Wohnungen

Das Restaurant «Hübeli» an der Hauptstrasse schliesst am Samstag. Es schwingt viel Wehmut mit. Die Bürgergemeinde erstellt eine Überbauung mit bis zu 40 Wohnungen.

Ein öffentlicher Treffpunkt weniger: Das Restaurant «Hübeli» ist nur noch wenige Tage für Gäste offen.  Foto: Tobias Gfeller
Ein öffentlicher Treffpunkt weniger: Das Restaurant «Hübeli» ist nur noch wenige Tage für Gäste offen. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Das Hübeli war immer eine gemütliche Dorfbeiz mit einem tollen Stammtisch», schwärmt Stammgast Markus Wymann. Ebenso mundete ihm die gutbürgerliche Küche. Wymann wohnt gleich gegenüber dem Lokal. Er empfindet die Schliessung als Verlust für das Quartier. «Die Gastronomie in Aesch wird langsam dürftig», mahnt der Vizepräsident des Fischervereins Aesch. Das Hübeli war immer ein beliebter Treffpunkt der Aescher Vereine. «Es geht wieder ein Stück Herzblut und Gemütlichkeit verloren», so Markus Wymann. Gleichzeitig lobt er Wirtin Gerda Reinecke in den höchsten Tönen. «Sie liess keine Kehle austrocknen, keinen Magen knurren und hatte für ihre Gäste stets ein offenes Ohr.»

Gerda Reinecke, die nach dem Tod ihres Ehemanns Winfried «Winny» Reinecke vor fünf Jahren das Restaurant alleine weiterführte, ist in diesen letzten Tagen als «Hübeli»-Wirtin sehr frustriert und wenig gesprächig. Grund ist das «Hübeli»-Fest, das am 8. und 9. November als eine Art «Ustrinkete» stattfindet. Die Bürgergemeinde als Liegenschaftsbesitzerin habe sie darüber nicht persönlich informiert. Deshalb sie sich entschied, nicht daran teilzunehmen.
Bürgerratspräsident Matthias Preiswerk kann ihren Ärger nicht ganz verstehen. «Am Hübeli-Fest steht das ganze Quartier im Fokus – und nicht nur das Restaurant. Ich sehe nicht ein, weshalb Frau Reinecke anders informiert werden soll als der Rest der Gemeinde.» Neben der Bürgergemeinde selbst sind auch Ortsvereine an der Organisation des Abschlussfestes beteiligt. Es gibt diverse Ess- und Trinkmöglichkeiten, einen Flohmarkt, eine Bike Trial Show sowie viel Musik.

Alte Bausubstanz zu wenig gepflegt
Matthias Preiswerk bedauert, dass es mit diesem Dorfteil von Aesch so weit kommen musste. «Das Quartier war ein Teil vom historischen Aesch. Leider wurden solche Bausubstanzen, die noch aus dem 17. Jahrhundert stammen, zu wenig gepflegt.» Die Bürgergemeinde plant ein grosses Projekt mit sechs Baukörpern mit bis zu 40 Wohnungen. «Es soll etwas werden, was in den Dorfkern und in die heutige Zeit passt», erklärt Preiswerk. «Wir bieten attraktives Wohnen im Zentrum. Wir wollen etwas hinkriegen, wo man als Bewohner auch das Dorf spürt.» Es sei der Bürgergemeinde ein Anliegen, dass es keine «08/15»-Sache wird, wie es Preiswerk formuliert. «Wir wollten ein Quartier machen, das mit kleinen Wegen durchlässig wird.» Konzipiert hat die Überbauung das Architekturbüro Burckhardt+Partner.

Wirtschaftlichkeit sprach für Neubau
Natürlich spielen bei den Plänen der Bürgergemeinde auch finanzielle Aspekte eine Rolle, gibt Preiswerk zu. «Wir haben die Aufgabe, mit Liegenschaften sorgfältig umzugehen, um am Ende auch eine vernünftige Rendite zu erzielen.» Preiswerk gibt zu bedenken, dass die Bürgergemeinde viel für Aesch tut. Die Forstwirtschaft ergebe am Ende gerade noch eine schwarze Null. «Das ist keinesfalls selbstverständlich», stellt Preiswerk klar. Für schwierigere Zeiten müsse die Bürgergemeinde auch gewappnet sein. 5000 Quadratmeter Land sind im «Hübeli»-Quartier in ihrem Besitz. Renovationen und Modernisierungen standen gegenüber einem Neubau als Alternative parat. «Die wirtschaftlichen Gesichtspunkte sprachen klar für einen Neubau», sagt Preiswerk. Das gesamte Baurecht hat die Bürgergemeinde an einen Investor abgegeben.

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