Am Anfang ist die Sprache
Mit Büchern aus Pappe und einer Leseanimatorin setzt sich die Gemeinde- bibliothek Aesch für einen frühzeitigen und bewussten Umgang mit der Sprache ein.
Im Kindergarten können Mädchen und Buben, die in den ersten Lebensjahren nicht angemessen gefördert wurden, in ihrer Entwicklung unterstützt werden. «Was in den ersten Lebensjahren verpasst wurde, kann nur mit grossem Aufwand und hohen Zusatzkosten nachgeholt werden», lautet das Fazit von Bibliomedia Schweiz und dem Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien. Pädiater stellen bei sehr kleinen Kindern deutliche Unterschiede in der geistigen und emotionalen Entwicklung fest. Diese sind weitgehend durch das Umfeld bedingt, in dem die Kinder aufwachsen. Aus dieser Erkenntnis wurde ein gesamtschweizerisches Projekt zur Sprachförderung entwickelt. Mit «Buchstart» sollen Eltern und Kleinkinder die vielfältige Welt des Buches entdecken.
«Das Buch gehört einfach dazu»
Die Gemeinde- und Schulbibliothek Aesch hat dafür farbige Bilderbücher aus reissfester Pappe in ihr Sortiment aufgenommen und bietet mehrmals im Jahr für Kinder ab neun Monaten Veranstaltungen an mit Leseanimatorin Susi Fux. So auch diesen Montag. Mit einem fröhlichen «Guten Morgen!»-Liedchen» begrüsst Susi Fux die Kinder und Eltern. Sie lädt die kleinen und grossen Gäste ein, mit ihr gemeinsam ein Bilderbuch anzuschauen, ihr auch zu erzählen, wie sie den Tag begonnen oder welche Farben ihre Kleidungsstücke haben. Und daraus lässt sich wunderbar ein Liedchen kreieren. Auch die nächste Seite im Buch gibt viel zu staunen und zu reden und inspiriert zu einem Fingervers. Die anfängliche Skepsis verfliegt rasch, die Zeit vergeht wie im Fluge und die Kinder wollen gar nicht mehr aufhören zuzuhören und zu plaudern. Doch jetzt dürfen sie auch noch kleine Figuren basteln und mit dem Malstift aus weissen Blättern ganz bunte machen – gerade so wie auch ein farbenfrohes Bilderbuch daherkommt.
Teilnehmer Marco Ivankovic und Tochter Enia haben das Bilderbuch-Anschauen zu Hause längst zum Ritual gemacht. «Das Buch gehört im Familienleben einfach mit dazu, wir reden über die Bilder im Buch und bauen die Erzählungen aus mit unseren Fantasie-Geschichten», erklärt er. Das Angebot der Bibliothek mit Büchern ab neun Monaten empfindet er als sehr hilfreich, deswegen sei er auch Mitglied; und er schätze die verschiedenen Veranstaltungen. Sie würden ihm immer wieder nützliche Tipps und neue Ideen geben im Umgang mit den Kindern.
Kinder lernen im direkten Gespräch
«Bilderbücher sind nicht nur eine grosse Hilfe beim Spracherwerb, sie fördern auch die Gesprächskultur innerhalb der Familie und bieten Trost und Geborgenheit», führt Susi Fux aus und betont: «Vom Fernseher lernt das Kind die Sprache nicht, sondern nur im direkten Gespräch.» Sollte das Kind immer wieder nach dem selben Buch fragen, sei dies ein gutes Zeichen. «Da ist etwas in Bewegung gekommen.» Kinder lernen durch Wiederholung, 50 Mal braucht es, bis ein Begriff sitzt. Fux rät, mit den Kindern viel zu sprechen, mit ihnen lustige Verse und Reime aufzusagen. Der Klang der Sprache und das Buch könnten zu einem unverzichtbaren Spiel werden und öffneten die Tür zu einer gesunden Sprachentwicklung.
«Die Idee vom ‹Buchstart› ist keine Schweizer Erfindung, sondern stammt aus dem angelsächsischen Raum», erklärt Fux, die in der ganzen Schweiz als Leseanimatorin unterwegs ist. «Sprache ist der zentrale Baustein der Kommunikation und eine Basiskompetenz. Studien, gerade auch aus der Hirnforschung, belegen, dass sich die Sprachfähigkeit früh entwickelt. In den ersten drei Jahren werden die Weichen gestellt für die geistige und sprachliche Entwicklung des Kindes.» Am 27. März bietet sich eine weitere Gelegenheit, eine «Buchstart»-Veranstaltung der Gemeinde- und Schulbibliothek zu besuchen. Angesprochen sind Eltern mit Kindern von neun Monaten bis vier Jahren.