31 Jahre, 19 Bundesräte: Eine Ära endet
Paul Schär hat als Organisator des Pfeffinger Forums das kleine Dorf auf die Landkarte der nationalen Politik gebracht. Mit der Ausgabe am 27. Oktober tritt er nach über 30 Jahren ins zweite Glied.
Zu jedem Anlass hat Paul Schär einen dicken Ordner an Unterlagen zusammengetragen. Der 81-Jährige überlässt bis heute nichts dem Zufall, wie der Ordner für die Ausgabe 2022 mit Verteidigungsministerin Viola Amherd zeigt. Fällt am letzten Donnerstag im Oktober der Vorhang in der Mehrzweckhalle, endet auch eine Pfeffinger Ära. Paul Schär holte in 31 Ausgaben 19 Bundesrätinnen und Bundesräte nach Pfeffingen. Zusammengezählt 12000 Besucherinnen und Besucher hörten jeweils gespannt zu, wenn die Mitglieder der Landesregierung, National- und Ständeräte, Wirtschaftsvertreter und bekannte Journalisten über aktuellen Themen diskutierten.
Mit einem Parteifreund der FDP Pfeffingen gründete Paul Schär das Pfeffinger Forum als Beitrag zur politischen Meinungsbildung. Von Beginn an war ihm wichtig, dass alle politischen Kräfte zu Wort kommen. «Ich mag pointierte, klare Aussagen, auch wenn sie nicht meiner Meinung entsprechen. Ich war zufrieden, wenn sich die Besucherinnen und Besucher am Forum eine eigene Meinung bilden konnten.» Das hat Paul Schär eindrücklich geschafft. Der Anlass, der eigentlich den Rahmen des kleinen Dorfs hoch über dem Birstal sprengt, stiess immer mehr auf Anklang. Waren es bei der ersten Ausgabe 1991 mit Bankverein-Direktor Peter Rogge noch 160 Besucherinnen und Besucher, war die Halle mit 600 Besucherinnen und Besuchern auch mal bis auf den letzten Platz gefüllt: «2006 mit Bundesrat Samuel Schmid und Irak-Korrespondent Ulrich Tilgner mussten wir sogar die Türen schliessen, weil die Halle sonst zu voll gewesen wäre», erinnert sich Paul Schär, dem es immer wichtig war, dass der Eintritt frei und das Forum für alle zugänglich ist.
«Erwartungshaltung nahm immer mehr zu»
Das Pfeffinger Forum geniesst seit Jahren ein hohes Ansehen weit über die Region Basel hinaus. Zu verdanken ist dies vor allem Paul Schärs Netzwerk, seiner Beharrlichkeit und irgendwo durch auch seinem Mut. Denn wer schafft es ohne diese Attribute, in 31 Anlässen 19 Bundesräte zu engagieren, die über ein aktuelles Thema aus ihrem Departement referieren? Die Aufmerksamkeit war dem Pfeffinger Forum jeweils gewiss. Die bundesrätliche Gästeliste begann mit dem Dornacher Otto Stich. In den letzten Jahren ist der bundesrätliche Besuch fast schon Usus. «Die Erwartungshaltung nahm schon immer mehr zu», gibt Paul Schär zu bedenken. Die Kontakte in die Schaltzentralen von Bundesbern stellten regelmässig Politikerinnen und Politiker aus der Nordwestschweiz her, die der emsige Paul Schär selber gut kennt. Über die Generalsekretariate der Departemente organisierte der ehemalige Landrat die Besuche der Bundesrätinnen und Bundesräte. Auch die Themen – das Pfeffinger Forum ist bekannt für prägnante Mottos – wurden gemeinsam erarbeitet. Ob die Beziehungen zur EU, anstehende Abstimmungen oder wie jetzt bei Viola Amherd die Sicherheitslage und die Neutralität – die Themenpalette des Pfeffinger Forums ist genau so breit wie die Interessen des Organisators selber. Noch heute ist Paul Schär stets auf dem Laufenden, was politisch in der Schweiz passiert. Wer mit dem wachen Geist diskutiert, findet sich schnell in einer spannenden Debatte wieder.
Persönliche Kontakte bleiben haften
Routine wurde das Pfeffinger Forum für Paul Schär nie. «Ich war immer bis zum Start nervös. Das konnte ich nie abstellen.» Bei Mitgliedern der Landesregierung und einflussreichen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Journalismus ist eine kurzfristige Absage immer möglich. Fuhr die bundesrätliche Limousine jeweils bei der Mehrzweckhalle vor, war es an Paul Schär, die Magistratin oder den Magistraten als Gastgeber als Erster zu begrüssen. Die persönlichen Kontakte bleiben haften.
Mit 81 Jahren zieht sich Paul Schär in der «tollen Arbeitsgruppe, die mich immer sehr unterstützt hat», wie er selber sagt, ins zweite Glied zurück. Für die Ausgabe 2023 hat er den bundesrätlichen Besuch bereits organisiert. Wer dann die Verantwortung trägt, werde am kommenden Forum am 27. Oktober verkündet.
Noch gibt es freie Plätze. Anmeldung via www.pfeffingerforum.ch. Das Wochenblatt stellt exklusiv acht Premium-Plätze für Leserinnen und Leser zur Verfügung. Interesse? Dann schreiben Sie bis zum 12. Oktober eine Mail mit Name, Adresse und Telefonnummer an wettbewerb@wochenblatt.ch. Die Gewinner werden benachrichtigt.