Region nimmt Fachkräftemangel unter die Lupe
Wenn der Wirtschaft die Arbeitskräfte ausgehen, gibt es mehr Flexibilität bei den Arbeitsbedingungen.
Das KMU Podium der Promotion Laufental und des Forums Schwarzbubenland widmete sich der Frage, wie die Region mit dem Fachkräftemangel umgeht. Antworten gab es von Remo Soliva, Geschäftsinhaber der Häner AG, Heizung und Sanitär; Fabio D’Elia, stellvertretender Geschäftsleiter der Priohaus AG; Martin Vogel, Unternehmer aus Büren; Fabienne Wohlgemuth, Leiterin HR Primeo Energie und von Hendrik Budliger, Leiter des Dienstleistungsbetriebes Demografik. Moderiert wurde das Gespräch von Karoline Sutter, der regionalen Standortförderin. Gastgeberin war die Aqua Solar AG in Büsserach — und Geschäftsführer Yves Burgener erklärte bei der Begrüssung der 70 Gäste, dass alleine schon die Suche nach einem Auszubildenden «fast ein Ding der Unmöglichkeit wurde.» Hendrik Budliger zeigte mit seiner Ursachenforschung auf, dass es wohl erst die Spitze des Eisbergs sei. Die demografische Entwicklung deute darauf hin, dass der Wirtschaft die Arbeitskräfte ausgehen werden. Ein Lösungsansatz, der diskutiert wurde, ist die Weiterbeschäftigung von Personen, die das Rentenalter erreicht haben. Die Meinungen gingen auseinander. Handwerker, die ein Leben lang körperlich hart arbeiten, hätten es verdient, Anfang 60 in Pension zu gehen, gab Remo Soliva zu bedenken. Wohlgemuth hingegen plädiert für eine flexible Rente. Für den Wissenstransfer sei es wichtig, dass die langjährigen Mitarbeitenden dem Betrieb erhalten bleiben, das könne in Form von Coaching und Mentoring erfolgen. «Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht», sagte die Primeo-Personalchefin, die sich im Industrieverband Laufental-Thierstein-Dorneck für die Arbeitsgruppe «Personelles» einsetzt. Budiger rät den Unternehmungen, in das Arbeitsklima und in die Mitarbeitenden zu investieren.
In der Podiumsdiskussion kam zum Ausdruck, dass aus einem halbguten Mitarbeiter ein guter werden könne, während bei einer hohen Fluktuation die Gefahr gross sei, nicht alle Stellen wiederbesetzen zu können — zumindest nicht in nützlicher Frist, was zur Belastungsprobe werden könne. Es brauche in der Gesellschaft ein Umdenken, meinte Martin Vogel. Er vermisst die Arbeitsmoral und die Bedeutung der Werte seitens Elternhaus und Schule. Sie sollten die Berufslehre wieder wertschätzen und fördern. Aus dem Publikum kam der Hinweis, dass man Studium und Berufslehre nicht gegeneinander ausspielen sollte. «Es braucht beides», betonte John Brosi. Eltern mahnten, dass die Unternehmungen besser auf die Jugendlichen eingehen sollten. In der Alltagshektik würden Anfragen nicht oder zu spät beantwortet, man vermisse das Verständnis für die jungen Menschen. Anstatt sich an den Schnuppertagen Zeit zu nehmen, liessen Unternehmungen die Jugendlichen Tätigkeiten verrichten, die nicht Lust auf mehr machten.
Wie sehr man Mitarbeitende bei Laune halten soll, darüber gingen die Meinungen auseinander. Ob man auf Forderungen seitens der Arbeitnehmer eingehe oder hart bleibe zugunsten des Betriebs, präsentierte sich als Gratwanderung. Vogel stellte sich auf den Standpunkt, man solle nicht verwöhnen, vielmehr brauche es wieder mehr Arbeitsdisziplin und leidenschaftliches Engagement. Fabienne Wohlgemuth hingegen empfahl, auf die veränderten Bedürfnisse einzugehen. Dazu zählten flexible Arbeitsmodelle und Teilzeitpensen.
Remo Soliva und Fabio D’Elia erläuterten, dass dies kleinere Handwerksbetriebe vor grosse Probleme stelle: «Wird zum Beispiel am Freitag ein Schadensfall gemeldet und die Reparatur wird auf Montag verschoben, weil alle Mitarbeitenden schon im Wochenende sind, dann ist die Unternehmung nicht mehr wettbewerbsfähig.»
Manche Teilnehmende berichteten, dass sie Boni in Form von Geld offerieren, wenn Mitarbeitende neue gute Kräfte für den Betrieb finden.