«Es schreibt mit mir täglich»
Mit dem Verfassen von Anagrammen schaffte es Thomas Brunnschweiler ins Guinnessbuch der Rekorde. Der passionierte Zigarrenraucher und leidenschaftliche Leser schreibt aber auch Romane, Sachbücher und Zeitungsartikel — bereits über 2000.
Liebe Leserinnen und Leser
In den kommenden Wochen werden wir Ihnen einige Gesichter hinter den Artikeln, die Sie Woche für Woche in dieser Zeitung lesen können, näherbringen. Unsere Lokaljournalistinnen und -journalisten stehen im Mittelpunkt dieser Serie. Wir haben sie zu ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen, Herausforderungen und Inspirationen befragt.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Kennenlernen unserer «Freien».
Wochenblatt: Wie lange arbeitest du schon für das «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental»?
Thomas Brunnschweiler: Vor rund 20 Jahren — ich wohnte damals noch in Dornach — fragte ich beim ‹Wochenblatt Birseck/Dorneck› an, ob ich für sie schreiben dürfte. Zuvor hatte ich bereits für die NZZ und andere Zeitungen Artikel verfasst. Später schrieb ich auch für das ‹Wochenblatt Schwarzbubenland/Laufental›. Seit zwei Jahren lebe ich mit meiner Partnerin in Breitenbach und schreibe nun hauptsächlich für das ‹Wochenblatt› in dieser Region.
Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?
Ich habe schon immer gerne geschrieben. Ich erinnere mich, dass wir in der Primarschule die Hausaufgabe hatten, ein Märchen zu schreiben — meines wurde 40 Seiten lang. Ich schrieb auch gerne Verse und Reime und trug diese an Anlässen vor. 1990 begann ich mich mit Anagrammen zu befassen und eigene zu schreiben (ein Anagramm ist ein Wort, das durch das Umstellen der Buchstaben aus einem anderen Wort entstanden ist, zum Beispiel Leben — Nebel, Anm. der Red.). 1998 verfasste ich das längste Anagrammgedicht in deutscher Sprache und erreichte damit den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Dieses wurde später sogar von einer Komponistin vertont und in Davos aufgeführt.
Kannst du den Leserinnen und Lesern etwas mehr über deinen beruflichen Werdegang erzählen?
Zuerst habe ich in Zürich drei Semester Jura studiert. Das war mir aber zu trocken und zu viel Auswendiglernen. Mein bester Freund studierte Germanistik und Theologie. Das animierte mich, es ihm gleichzutun. Ich hängte Pädagogik für das Höhere Lehramt an und unterrichtete Deutsch und Religion in Chur und später am evangelischen Lehrerseminar in Zürich. Mit 35 Jahren machte ich meine Dissertation und hatte dann die Möglichkeit, die theologischen Hauptschriften von Huldrych Zwingli vom Frühneuhochdeutsch ins Deutsch zu übersetzen. 1994 zog ich nach Dornach und lebte dort im Kloster in der Lebensgemeinschaft Kreuz Jesu. Während dieser zwei Jahre schloss ich die vier Bände der Zwingliarbeit ab. Es war eine anstrengende Zeit. Ich hatte mich etwas übernommen und suchte mir eine ruhigere Arbeit. Diese fand ich in der Kreativwerkstatt im Bürgerspital Basel. Ich unterstützte dort Menschen mit Behinderung in ihrem künstlerischen Schaffen, indem ich sie für die hauseigene Zeitschrift porträtierte und versuchte, ihre Kunst in Galerien unterzubringen. Die Auseinandersetzung in den nächsten Jahren mit Kunst von Outsidern hat mich geprägt. Nebenbei schrieb ich immer Artikel für Zeitungen, ebenso einen Roman, Erzählungen, Vorträge, Gedichte und ein Sachbuch über Zigarren.
Was sind die grössten Herausforderungen, denen du in deiner Arbeit als Lokaljournalist begegnest?
Ich versuche, verständlich und einfach zu schreiben und trotzdem einen Schuss Mehrwert in den Artikel einzuarbeiten. Zum Beispiel, wenn ich ein klassisches Konzert bespreche, setze ich mich intensiv mit dem Komponisten und seinen Werken auseinander und versuche, dies in den Text einzubringen. Ebenso ist es mir wichtig, etwas Humoristisches einzufügen. Ein Text gelingt natürlich besser, wenn ich vom Thema oder dem Anlass begeistert bin.
Welche Themen oder Geschichten interessieren dich persönlich am meisten und warum?
Mein Hauptgewicht liegt im kulturellen Bereich. Musik, Kunst, Theater, Lesungen und Kirchengeschichte interessieren mich sehr. Gerne schreibe ich auch Kolumnen und freue mich auf Reaktionen der Lesenden. Ich liebe die kritische Auseinandersetzung und den Diskurs. Die Tagespolitik interessiert mich nicht sonderlich — wenn Politik, dann auf der theoretischen und globalen Ebene.
Was gefällt dir am meisten an der Arbeit beim «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental»?
Mir gefällt, dass ich einen Beitrag für die Allgemeinheit leisten kann. Ich bin neugierig, was Menschen betrifft. Ich schreibe gerne Porträts über Menschen, die etwas Spezielles leisten. Mir gefällt auch die Zusammenarbeit mit dem ‹Wochenblatt›-Team. Das ‹Wochenblatt› ist nahe bei den Menschen und berichtet direkt aus der Region. Die Tageszeitungen erreichen diese Nähe nicht mehr, da die Schreibenden unter grösserem Zeitdruck arbeiten müssen, Interviews oft nur übers Telefon führen und weniger über die Begebenheit vor Ort wissen.
Was machst du in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade über lokale Ereignisse berichtest?
Ich lese sehr viel, sicher 100 Bücher pro Jahr, kreuz und quer — Sachbücher, Theologisches, Biografien, Musiktheoretisches, Gesellschaftskritisches. Meine Buchsammlung umfasst mehr als 5000 Bücher. Einen Teil davon habe ich ins Archiv des Klosters Dornach ausgelagert. Ebenso bin ich immer in einem Schreibprozess. Es schreibt mit mir täglich. Ständig entstehen neue Reime und Wortspielereien. Ich habe mehrere Romane in Arbeit. Vieles habe ich noch nicht veröffentlicht. Je älter ich werde, umso kritischer werde ich mit meinen Arbeiten. Ich publiziere aber kein Buch, das ich selber finanzieren muss. Ein Verlag muss es riskieren wollen. Im Weiteren habe ich eine Leidenschaft für Zigarren und auch darüber zwei Bücher geschrieben.
Gibt es eine Person, die dich besonders inspiriert hat, sei es beruflich oder persönlich?
Mein Vater hat mich sehr inspiriert. Er war bereits 64 Jahre alt, als ich geboren wurde. Als pensionierter Gynäkologe hatte er viel Zeit für mich. Er hat mir aus der Kinderbibel vorgelesen, mir Schach beigebracht, mit mir Klavier gespielt und am Abend haben wir viel zusammen diskutiert. Meine Eltern kamen aus gebildeten Familien. Meine Mutter war Sängerin und wir hatten Kontakt zu vielen Künstlern. Dies alles hat mich stark geprägt. Mein Vater starb, als ich 18 Jahre alt war. Das war sehr schwierig für mich und ich brauchte lange, um das zu verarbeiten.