Eine Ausstellung im Kloster Beinwil

Ein Besuch des Klosters Beinwil lohnt sich nicht nur, um die Ausstellung über die griechische Persönlichkeit Johannes Kapodistrias zu besuchen. Die Gastfreundschaft und Offenheit der orthodoxen Klostergemeinschaft beeindrucken ebenso.

Gastfreundlich: Mit der Gemeinschaft in der Ausstellung im Kreuzgang des Klosters. Foto: Simone Pürro
Gastfreundlich: Mit der Gemeinschaft in der Ausstellung im Kreuzgang des Klosters. Foto: Simone Pürro

Im orthodoxen Kloster Beinwil wurde letzten Samstag vom Lausanner Komitee 1821–2021 und von dessen Präsidenten Alexandre Antipas die Ausstellung über Johannes Kapodistrias eröffnet. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich nicht nur, um mehr über die wichtige Rolle dieser besonderen Persönlichkeit griechischer Herkunft für die Geschichte der Schweiz zu erfahren. Die Gastfreundschaft und Offenheit der Klostergemeinschaft laden die Besucherinnen und Besucher auch ein, den Ort und dessen besondere Stimmung zu entdecken.

Johannes Kapodistrias (geboren 1776 auf Korfu; † 1831 in Nafplion) war ein griechischer Arzt, Diplomat und Staatsmann. Er war das erste Staatsoberhaupt Griechenlands nach dessen Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Als Diplomat in russischen Diensten verhalf Kapodistrias der Schweiz in den Jahren 1814–1815 am Wiener Kongress zu ihrer föderalistischen Struktur und zur Anerkennung ihrer Neutralität. Nachdem die Ausstellung über Kapodistrias im Jahre 2021 im Rathaus in Lausanne stattgefunden hatte, wurden die Informationstafeln vom Komitee zur Förderung der griechisch-schweizerischen Beziehungen eigens für die Ausstellung in Beinwil auf Deutsch übersetzt. Es sei erstaunlich, wie viel dieser Mann für die Schweiz gemacht habe und wie wenig er, insbesondere in der Deutschschweiz, bekannt sei, meint der Priester und Namensvetter Johannes Kapodistrias. Insbesondere seine Gabe, die unterschiedlichen Ansichten und Stand­punkte verschiedener Menschen zu verstehen und dazwischen zu vermitteln, mache ihn zu einer Figur, die auch heute noch aufzeigen könne, wie in einer schwierigen Zeit Lösungen gefunden werden können, so Pater Kapodistrias.

Das Kloster Beinwil, welches seit Anfang 2019 als orthodoxes Kloster genutzt wird, hat selber eine bewegte Geschichte. Seit es 1100 von den ersten Benediktinermönchen, welche 1648 ins Kloster Mariastein übersiedelten, bewohnt wurde, erlebte es 1978 Brand und Wiederaufbau. Es ist das Mutterhaus des Klosters Maria­stein. Die orthodoxe Gemeinschaft, die seit dem letzten Sommer von vier auf zehn Mönche angewachsen, bildet die Klostergemeinschaft. Zwei Schwestern weilen im Moment zu Besuch dort. Es ist ein Ziel der Gemeinschaft, in der Schweiz ein orthodoxes Frauenkloster aufzubauen. Die Mönche kommen aus der Schweiz, Griechenland, Amerika und Georgien, wobei am Weihnachtsfest, welches nach dem gregorianischen Kalender am 6. und 7. Januar gefeiert wird, bis zu 19 verschiedene Nationalitäten in Beinwil anzutreffen sind.

Am Anfang sei es für die Bevölkerung schon sehr ungewohnt gewesen, wenn sie die Mönche beim Einkaufen angetroffen hätten. Mit den schwarzen Gewändern, der Kappe und einem Rauschebart ist ihre Erscheinung tatsächlich eindrücklich. Dazu meint Urs Saner, ­Kirchgemeindepräsident, Mitglied des Stiftungs­rates und zuständig für die baulichen Belange des Klosters: «Jetzt sind die echten Schwarzbuben da.» Der Unterhalt der Gebäude wird von der Gemeinschaft selber gestemmt. Inzwischen ist es notwendig, die Ölheizung durch eine Stückholzheizung zu ersetzen. Währenddem das notwendige Holz von der Gemeinschaft selber aufgerüstet wird, ist noch weitere finanzielle Unterstützung für den Bau des Heizsystems notwendig. «Irgendwie gehen immer Türen auf», meint Pater Silouan. So sei ein Malermeister auf der Durchreise des Jakobsweges vorbeigekommen und habe letzten Herbst die Fensterläden neu gestrichen.

Die Menschen kommen aufgrund ganz unterschiedlicher Beweggründe zu einem Aufenthalt ins Kloster. «Hier sind Sie zu Hause, Sie sind jederzeit eingeladen, wiederzukommen», lautet die Botschaft von Pater Damaskinos an die Besucher der Vernissage.

Die Ausstellung ist unbefristet und befindet sich im Kreuzgang. Das Kloster ist offen von 7 bis 21 Uhr. Einfach läuten. Optimale Besuchszeit ist von 11.00 bis 16.30 Uhr und von 18.30 bis 20.30 Uhr.

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