«Die Leute freuen sich nicht immer über meinen Besuch»

Bea Asper kann viel und tut dies auch sehr oft gleichzeitig. So nimmt sie ihre Aufträge immer wieder mal auf dem ­Rücken eines Pferds entgegen. Die langjährige Vollblutjournalistin führt gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter ihre eigene Ranch.

In ihrem Element: Wenn Bea Asper nicht schreibt, arbeitet sie mit ihren Tieren. Sie reitet auf Blue, der Quarter-Horse-Stute aus eigener Zucht, die sie selbst ausgebildet hat und mit der sie tägliche Ranch-Arbeit verrichtet. Die Kälber, die auf der Weide zur Welt kommen, werden mit dem Lasso eingefangen, um die obligatorische Ohrenmarke anzubringen. Foto: zVg

Liebe Leserinnen und Leser

In den kommenden Wochen werden wir Ihnen einige Gesichter hinter den Artikeln näherbringen, die Sie Woche für Woche in dieser Zeitung lesen können. Unsere Lokaljournalistinnen und -journalisten stehen im Mittelpunkt dieser Serie. Wir haben sie zu ihren persönlichen und beruflichen Erfahrungen, ­Herausforderungen und Inspirationen befragt. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Kennenlernen unserer «Freien».

Wie lange arbeitest du schon für das «Wochenblatt für das Schwarzbubenland und das Laufental» und was hat dich ursprünglich dazu bewogen, dich für diesen Beruf zu entscheiden?

Ich habe vor über 30 Jahren begonnen, für das «Wochenblatt» zu schreiben. ­Meinen ersten Artikel überhaupt habe ich in der Gymizeit für die Nordschweiz auf Schreibmaschine geschrieben. Ich wurde damals von meinem Deutschlehrer empfohlen. Neben der Schule besuchte ich an den Wochenenden Anlässe und fand es spannend, über alle möglichen Themen zu schreiben. Meine erste Redaktionsstelle hatte ich bei der «Solothurner Zeitung». Beim «Wochenblatt» schrieb ich zeitweise unter einem Pseudonym, da sich die Blätter damals konkurrierten. Heute drucken verschiedene Zeitungen dieselben Artikel ab. Später landete ich bei der BaZ-Redaktion in Laufen und nach deren Schliessung fand ich den Weg zurück zum «Wochenblatt», bei dem ich mich ausgesprochen wohl fühle. Die Redaktion macht einen hervorragenden Job. Das Wochenblatt ist das Medium, welches die Einzigartigkeit und gleichzeitig auch die Vielfalt der ­Region abbildet. Die Region hat historisch, politisch und wirtschaftlich viel erlebt. Ich bin mit dem Schwarzbubenland/Laufental verwurzelt und ich liebe die hier herrschende Mentalität.

Kannst du uns ein wenig über deinen beruflichen Werdegang erzählen?

Ich bin in Breitenbach aufgewachsen und profitierte in meiner Ausbildungszeit vom interkantonalen Schulabkommen zwischen Solothurn und Baselland. Dadurch, dass ich schon während der Schulzeit journalistisch tätig war, führte mein Weg direkt in die Redaktionsstube und ich blieb dem Journalismus treu. Allerdings folgte ich auch meinem Herzen. Meine Passion ist die Tierwelt. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Landwirtin, und zwar in den USA, ich spezialisierte mich auf Pferdecoaching und Stockmanship, also auf den natürlichen Umgang mit Rinderherden vom Pferd aus. Dazu gehört auch die Arbeit mit dem Rope (Lassowerfen). Erlernt habe ich dies auf grossen Ranches in Texas. Das ist inzwischen meine zweite Heimat. Regelmässig kehre ich dorthin zurück, um Neues zu lernen. Ich führe im grenznahen Frankreich eine Ranch mit einer Pferdezucht (Quarter & Paint Horses) und Rindern und biete für Gäste Ranch-Ferien an. Bei den Rindern setze ich auf die Nummer eins der USA: auf Angus und Brahman. Die ersten Tiere habe ich aus den USA importiert. All meine Tiere sind ganzjährig draussen. Meine Weiden verfügen über viel Gebüsch, kleine Wäldchen und fliessendes Wasser. Natürlich sind auch meine Hunde immer mit dabei (auch auf Reportage). Ich bevorzuge Rassen, die sich für die Arbeit auf einer Ranch eignen.

 

Was sind die grössten Herausforderungen, denen du in deiner Arbeit als Lokaljournalistin begegnest?

Die Leute freuen sich nicht, wenn ich komme. Das gehört aber zum Beruf. Ich möchte keine Hofberichterstatterin sein. Die Verlautbarung der Gemeindebehörde kann man im Dorfblatt lesen. Die spannenden Dinge sind jene, welche die Betroffenen versuchen, unter dem Deckel zu halten. Relevantes an die Öffentlichkeit zu bringen, ist Teil meines Jobs und die Leserschaft darf das auch von mir erwarten. Medienmitteilungen und Polizeimeldungen findet man überall. Aktuelle ­Themen erfordern eine laufende Berichterstattung. Darin sind positive aber auch negative Aspekte enthalten. Das macht ein Regionalblatt aus. Ich bin nah dran, muss aber auch Distanz wahren.

 

Welche Themen oder Geschichten interessieren dich persönlich am meisten und warum?

Ich kann mich für alles begeistern. Es sind die Leute, die mich faszinieren. Engagierte Dorfpolitikerinnen oder -politiker oder Leute, die für Vereine und die Region ­leben: Sie tun dies auf unterschiedliche Art und Weise, sie bewegen etwas und sie polarisieren. Ich bin ein Fan der Schwarzbuben und Laufentalern. Sie haben ihre eigene Mentalität. Sie sind direkt und klar und es darf auch mal poltern. Es gibt nicht viele Regionen, die einen Kantonswechsel erlebt haben. Eine Gemeinschaft wurde entzweit. Gräben und Grenzen beschäftigen die Menschen und wie sie es schaffen, Grenzen zu überwinden oder zu überschreiten, kommt im «Wochenblatt» zum Ausdruck. In der Region Laufental/ Schwarzbubenland treffen oft auch ­Gegensätze aufeinander. Der Kanton Solothurn ist ein Kanton, der fast alles den Gemeinden überlässt und Basel-Landschaft ist sehr zentralistisch organisiert. Die Region versucht, daraus das Beste zu machen.

 

Gibt es ein besonders denkwürdiges Ereignis oder eine Geschichte, die du im Rahmen deiner Tätigkeit für das ­«Wochenblatt» erlebt hast?

Da gibt es so viel, dass ich die Antwort allgemein halte: Gewisse politische Entscheidungen sind manchmal schon denkwürdig und es kommt immer wieder zu Überraschungen. Manche Geschichten sind wie ein Krimi.

 

Was gefällt dir am meisten an der Arbeit beim «Wochenblatt» für das Schwarzbubenland und das Laufental?

Der Kontakt mit den Menschen. Es ­bereitet mir Freude, im «Wochenblatt» Menschen zu würdigen, die einen Beitrag leisten für die Gesellschaft. Viele von ihnen machen das nicht, um im Mittelpunkt zu stehen, und es ist manchmal nicht leicht, sie für einen Bericht im «Wochenblatt» zu gewinnen.

 

Was machst du gerne in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade über lokale Ereignisse berichtest?

Da ich in meinem beruflichen Umfeld tue, was mich begeistert und erfüllt, brauche ich keine Hobbys. Meine Arbeit mit den Rindern, den Pferden, den Reitgästen und das Schreiben sind gleichzeitig Beruf- und Freizeitbeschäftigungen. Davon muss ich mich nicht erholen. Ich habe das Glück, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub ­machen. Ich lebe an einem idyllischen Plätzchen ohne Strassenlärm und ohne streitsüchtige Nachbarn.

 

Gibt es eine Person, die dich besonders inspiriert hat, sei es beruflich oder persönlich?

Hugo Remund. Ein Kolumnist aus Solothurn. Er hat einen tollen Humor und für mich war er immer das wandelnde Lexikon. In der Pferdewelt ist es Pferdeflüsterer Ray Hunt.

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