Beglückendes 120-Jahr-Jubiläum
Der Kirchenchor Bärschwil feierte mit einem Konzert in der St. Lukas-Kirche am letzten Sonntagnachmittag sein 120-jähriges Bestehen. Das musikalische Programm stand auf einem beachtlich hohen Niveau.
Man schreibt das Jahr 1903. Während die Brüder Wright zum ersten Motorflug abheben, der erste Western gedreht und die Albula-Bahn eingeweiht wird, kommt es im kleinen Dorf Bärschwil im Schwarzbubenland zur Gründung des Kirchenchors. Die Ortschaft heisst auf der Karte noch Bärswil und Bermeveiller. Der damals gegründete Kirchenchor hat zwei Weltkriege und die Coronakrise überstanden, was nicht selbstverständlich ist. Früher war die Mitgliedschaft in einem Verein noch viel wichtiger als heute, denn neben der harten Arbeit gab es nicht viele Möglichkeiten der Unterhaltung oder Ablenkung. Der Chor war und ist noch heute eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, eine musikalische Familie. Die Chroniken berichten denn immer wieder von gemütlichen Mattenfesten und 1. August-Festen. Die Mitglieder veranstalteten auch erfolgreiche Theateraufführungen.
Sozial und ambitioniert
Immer wieder nahm der Chor auch seine soziale Verantwortung wahr. Als ein Mitglied in der Gipsgrube bei einem Unfall schwer verletzt wurde, besuchte der ganze Verein den Patienten im Feningerspital Laufen. Im Kriegsjahr 1940 erhielten alle fünfzig im Aktivdienst stehenden Soldaten Bärschwils vom Chor ein Päckchen. Ein Grossereignis war die Glockenweihe von 1956, bei dem der Chor auch eine wichtige Rolle spielte. Die Ostermessen in den 1970er Jahren unter der Leitung von Urban Laffer sind heute noch legendär. Die Aufführung der Krönungsmesse von Wolfgang Amadé Mozart wurde sogar auf eine Schallplatte gebannt. Heute singt der Chor nicht mehr jeden Sonntag; es sind jährlich noch rund zwölf Auftritte. Glücklicherweise dürfen seit langem auch verheiratete Frauen mitsingen, was ganz früher nicht möglich war. Der Chor hat das Glück, seit den letzten Jahren immer versierte Dirigenten zu haben, die ihre Ausbildung teilweise an der weltberühmten Schola Cantorum Basiliensis absolvierten. Der junge Musiker Roberto Squillaci aus Italien steht dem Chor seit 2022 vor. Auch in Bärschwil sind neue Sängerinnen und Sänger jederzeit willkommen.
Eindrückliches Konzert
Nach der Begrüssung durch Vereinspräsident Benno Henz erklangen in der gutgefüllten Kirche Klänge im Geiste der lutherischen Kirchenliedtradition: drei Orgelstücke von Johann Sebastian Bach und das vom Kirchenchor und dem Quartett kraftvoll und differenziert gesungene «Wachet auf, ruft uns die Stimme». Das Vokalquartett Con Piacere gab subtil sechs mehrstimmige Lieder des Renaissancekomponisten Claude Le Jeune über die Eitelkeit und Unbeständigkeit der Welt zum Besten. Dazwischen erklang auf der Orgel die Sonate d-Moll op.65, 6 von Felix Mendelssohn. Auch den zweiten wuchtig-virtuosen Satz, in dem die Leitmelodie des Chorals, «Vater unser im Himmelreich», im Pedal gespielt wird, meisterte der Organist Alberto Gaspardo mit Bravour. Es folgten einige mit E-Piano begleitete Lieder, eines davon die Uraufführung der Motette «Puer natus est» des Dirigenten Roberto Squillaci. Nach dem beglückenden Konzert wurde das Publikum zu einem Apéro geladen.