Zum hundertsten Mal Frühstück mit Jazz
Am Sonntag findet die 100. Jazzmatinee im Alte Schlachthuus in Laufen statt. Herbert Meier ist seit 20 Jahren verantwortlich für die Konzerte.
Am 23. September 2002 eröffneten die Steppin Stompers die erste Jazzmatinee im Alte Schlachthuus. Am kommenden Sonntag, 20. Februar 2022, also knapp 20 Jahre später, werden sie zum 20. Mal in Laufen auftreten. Mit der wohl beliebtesten Band im Raum Nordwestschweiz wird auch das 100. Jazzkonzert im Alte Schlachthuus über die Bühne gehen. Denn in den letzten 20 Jahren gastierten über 60 Jazz-Bands mit Hunderten von Musikern, meist Amateuren, im Kulturzentrum.
«Am Anfang war es nicht so einfach, das jazzbegeisterte Publikum in diesen Saal zu locken. Es fehlte hier der Charme, den die alten Kellerräume des Hotels Brauerei in Laufen ausgestrahlt hatten», erinnert sich Herbert Meier. Seit den 70er-Jahren fanden im Brauerei Chäller Konzerte mit Amateur-Jazzbands aus der Region statt, die neben Blues und Swing vor allem den alten New Orleans- und Dixieland-Jazz pflegten. Bis zur Schliessung des Brauerei Chällers im Frühjahr 2002 waren 50 Bands in 62 Konzerten in den alten Gewölben zu hören. Den Wechsel in das Alte Schlachthuus wollte der damalige Organisator Urs Waeffler nicht mehr mitmachen. So entschieden sich Niklaus Logo aus Erschwil und Herbert Meier aus Laufen, die Konzerttradition ehrenamtlich am neuen Ort weiterzuführen. Mit der Bistrobestuhlung und dem angebotenen Frühstücksbuffet, bereitgestellt von Annemarie Logo und Angela Meier, gelang es ihnen, auch in diesem Saal ein gemütliches Ambiente zu errichten und ein Stammpublikum aufzubauen. So wurden die Jazzmatineen mit den jährlich fünf bis sechs Konzerten zu den beständigsten Anlässen des Kulturforums.
«Ein grosser Verlust war der allzu frühe Tod von Niklaus Logo im Jahre 2009. Er hatte mit seinem Gespür für gute Musik und mit geschickter Werbung zum Erfolg der Matineen beigetragen», erzählt Meier. Die Plätze des Ehepaars Logo am Frühstücksbuffet und an der Kasse nahmen in der Folge Christina Heiniger und Philipp Suter ein. Das Aufspüren und Kennenlernen interessanter Bands blieb bei Meier. Seine Vorliebe für die Jazzmusik entdeckte er schon früh. «Ich wuchs in Biel auf und dort fanden jährlich während dreier Tage die Sommernachtsfeste mit ebendieser Musik statt. Als Jugendlicher begeisterte ich mich später für Elvis Presley. Doch mit dem Alter kehrte ich zur Jazzmusik zurück», erzählt der pensionierte Sekundarlehrer. Zu Recherchezwecken besucht er die verschiedenen Veranstaltungsorte in der Region von Delémont, übers Elsass, Basel bis Rheinfelden. «Ich kann nicht anhand einer CD über die Qualität einer Band entscheiden. Der Liveauftritt muss mich überzeugen», erklärt Meier und fügt an, dass die Musiker und Musikerinnen alle sehr unkompliziert und die Vertragsverhandlungen einfach seien. Es mache grosse Freude, ein begeistertes Publikum zu erleben, beschreibt Meier seine Motivation für sein Engagement. Die telefonischen Reservationen nimmt er persönlich entgegen, denn er schätzt den Kontakt mit den Gästen und berät sie gerne bei der Auswahl der Plätze. Trotzdem denkt Meier langsam ans Aufhören und ist schon länger auf der Suche nach einem Mitorganisator, der später die Verantwortung übernehmen würde — leider bis anhin erfolglos. Doch solange es immer noch Liebhaber von Jazz aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts gibt, dürften die Jazzmatineen weiter zum Programm des Kulturforums Laufen gehören, ist Meier zuversichtlich. Zum Stammpublikum der Jazzmatineen gehören rund 30 Personen. Im bistrobestuhlten Saal haben 130 Leute Platz und dieser wird am Sonntag voll sein, denn das Konzert ist bereits ausverkauft.