Zufall und Fleiss führten Spies nach Peking
Das Schweizer Frauen Nationalteam hatte heute Donnerstagmorgen gegen Gold-Mitfavorit Kanada bereits den ersten Auftritt. Mit dabei auch Caroline Spies (19) aus Zwingen als Torhüterin. Nicht nur in Zwingen rasselt der Wecker in diesen Tagen früh.
Als Caroline bei den Moskitos in Laufen spielte, stellte sie der Trainer ins Tor. Es gefiel ihr so gut, dass sie dabeiblieb. Ihr war nichts zu viel. In Basel spielt sie mit den Jungs der U20 und hat sich dank guter Leistung bei den jungen Männern Respekt verdient. Auch beim Frauen B-Team SC Langenthal steht sie im Tor und als sie nach guten Leistungen im U18 National-Team auf sich aufmerksam machte, holte sie Colin Muller ins A-Nationalteam. Im Juli 2020 wurde Caroline Spies als jüngste von drei Goalies für die Swiss Women’s Hockey Academy in Cham nominiert und ins Projekt «Road to Bejing 2022» aufgenommen. Das alles bescherte der jungen Sportlerin im Dezember 2020 vom Kanton Baselland einen Förderpreis. Spies hatte da das Aufgebot für das A-Nationalteam an die WM nach Kanada bereits im Sack, doch dann kam die Absage wegen Corona.
Vor wenigen Tagen, am 26. Januar, flog Spies mit dem Nationalteam nach Peking, an ihre ersten Olympischen Spiele. «Wir haben diesem Tag entgegengefiebert», sagt Mutter Iris Spies. «Caroline war so nahe an der Teilnahme an den Olympischen Spielen, was halt nochmals etwas anderes ist als eine Weltmeisterschaft. Da wäre ein positiver Covidtest hart gewesen.» Peking vor Augen waren alle bereit, Anpassungen im Alltag vorzunehmen. «Wir haben auf Kontakte mehrheitlich verzichtet. Unser Sohn machte sein Studium zuhause wie auch Caroline. Und zum Einkaufen gingen wir zu Zeiten, als noch wenig Leute in den Läden waren.» Freunde und Bekannte hätten es verstanden. Caroline hatte alle Unterstützung. Sie musste nicht mehr zu ihren Klubteams und die Schulstunden absolvierte sie zuhause. «Ich verzichtete auf Kontakte mit Freunden und wir mussten täglich testen. Es war gut, als wir dann in Cham alle beisammen waren. In der Bubble fühlst du dich gerade nochmals sicherer.» Als sie am 25. Januar das Material für Peking abholen durfte, war sie glücklich. Das sei dann so etwas wie der «optische Moment» gewesen, in dem sie realisiert habe, was jetzt kommt.
An der letzten Weltmeisterschaft verlor die Schweiz das Spiel um die Bronzemedaille gegen Finnland. Es ist ein spezieller Modus, den die Frauen spielen. Die besten fünf Nationen spielen in der Gruppe A, die schwächeren in der Gruppe B. Die Teams der Gruppe A sind bereits für die Viertelfinals qualifiziert. Hinzu kommen die ersten drei der anderen Gruppe. An der WM wurde das Schweizer Team ohne Punkt und einem 1:17 Torverhältnis fünfte. In Peking könnte es ähnlich ablaufen. Kanada und die USA werden um Gold spielen. Finnland sollte ins Spiel um Bronze kommen. Das zweite Team müsste aus dem Trio Russland, Tschechien und Schweiz kommen. «Es fehlte an der WM nicht viel», sagt Spies. «Wir haben seither gut gearbeitet und wir alle wollen die Bronzemedaille.»
Sie sei im Vorfeld auf das Thema China und Menschenrechte angesprochen worden. «Wir sind Sportler und konzentrieren uns darauf.»
Im Hause Spies in Zwingen steigt die Nervosität von Tag zu Tag. «Wir werden bei jedem Spiel aufstehen, egal zu welcher Zeit und egal, ob Caroline als dritter Goalie spielt oder nicht. Sie ist Teil eines Teams und da werden wir mitfiebern — mit Schweizer Fahne und Leibchen.» Das Spiel gegen die USA würden sie gemeinsam mit zehn anderen Eltern verfolgen. «Wenn wir schon nicht an die Spiele können, dann soll es so ein gemeinsames Erlebnis werden», freut sich Iris Spies. Ja und sollte es dann Bronze geben, ist der Empfang in Zwingen garantiert.