«Wo ich lebe, ist es am schönsten»

Am Ostersonntag wird der Pfarrei Wahlen der Primizkelch von Pater Josef Schmidlin über­geben. Bemerkenswert ist jedoch insbesondere das Leben des vor sieben Jahren verstorbenen Geistlichen.

Zurück in Wahlen: Der Primizkelch von Pater Josef Schmidlin wird am Ostersonntag der Pfarrei Wahlen übergeben.

Zurück in Wahlen: Der Primizkelch von Pater Josef Schmidlin wird am Ostersonntag der Pfarrei Wahlen übergeben.

Verbrachte Jahrzehnte in Japan: Pater Josef Schmidlin. Fotos: zvg

Verbrachte Jahrzehnte in Japan: Pater Josef Schmidlin. Fotos: zvg

Zum Priester geweiht wurde Pater Josef Schmidlin Mitte April 1952. Dazumal kam die Priesterweihe in einem Dorf einem Volksfest gleich — alle wollten dem Geistlichen aus den eigenen Reihen die Ehre erweisen und diesem besonderen Anlass beiwohnen, so auch in Wahlen. In dieser heiligen Messe, die Pater Josef Schmidlin zum ersten Mal als Priester feierte, ­erhielt er den sogenannten Primizkelch, der dort dann auch zum ersten Mal zum Einsatz kam. Fast ganz genau 70 Jahre später, am kommenden Sonntag, kehrt der Primizkelch des vor sieben Jahren verstorbenen Priesters nach Wahlen zurück. In den letzten Jahren in der Obhut der Familie wird er der Pfarrei über­geben. Zuvor waren er und sein Besitzer weit gereist.

Ein bewegtes Leben

Geboren wurde Josef Schmidlin 1923 in Wahlen. Er wuchs zweisprachig auf, da die Mutter aus Vicques stammte. Er hatte zwei Schwestern und drei Brüder. Nach der Matura trat er ins Priesterseminar ein. Dort habe er sich auch viel mit Fotografie beschäftigt und mehr Zeit in der Fotobude verbracht, als eigentlich erlaubt gewesen wäre, schreibt er selbst in seinem Lebenslauf. Diese Leidenschaft sollte ihn noch sein ganzes Leben lang begleiten und ihm viele Erfolge einbringen. Nach seiner Primizfeier in Wahlen entschied er sich, in Japan zu arbeiten. Die Destination habe Pater Schmidlin selbst gewählt, sagt sein Neffe Charles Schmidlin heute, Josef habe sich sehr bewusst für Japan entschieden. Er habe damals gesagt: «Ich möchte so weit weg, wie es nur geht.» Und das sei Japan gewesen. Nach zwei Zwischen­stationen kam er nach Morioka, wo er insgesamt 33 Jahre in seiner Gemeinde arbeiten und wirken konnte. In Japan fühlte er sich zu Hause — ganz im Sinn seines Lebensmottos: «Wo ich lebe, ist es am schönsten.» Charles Schmidlin beschreibt es so: «Im Denken und Handeln ist mein Onkel zum Japaner mutiert. Er war bei seinen seltenen Besuchen auch der Einzige, der am Tisch schlürfen durfte, was in Japan keine Unhöflichkeit ist.»

In Morioka habe Pater Schmidlin in seiner Gemeinde nur rund 220 Christen betreut. Aktiv gewesen seien aber deutlich mehr, erklärt Charles Schmidlin. Sein Onkel habe in Japan nicht so arbeiten können wie andere Missionare in Afrika. Auf dem Weg zur Industrienation traf der Geistliche eine gefestigte, individuelle Gesellschaft an. So wollten sich die Japaner nicht taufen lassen und damit zum Christentum konvertieren, waren aber trotz allem aktive Gemeindemitglieder und immer hilfsbereit. Entsprechend unkonventionell seien Pater Schmidlins Wege manchmal gewesen: So habe er während seiner Zeit in Japan auch Nichtchristen getraut.

Auftritte in Radio und Fernsehen

Während seines Lebens in Japan drehte Josef Schmidlin Filme, hielt Vorträge und lud zu Dia- und Filmvorträgen ein. Er habe ausserdem an der Weltausstellung in Osaka oder an der Ski-WM in Morioka als Übersetzer gearbeitet. So kam es, dass er auch immer wieder zu Fernseh- oder Radiointerviews eingeladen wurde. ­Seine Aussensicht als Europäer auf ­japanische Themen interessierte die Menschen. Es habe keinen Ort gegeben, wo er nicht willkommen gewesen wäre, schreibt er in seinem Lebenslauf: Schulen, Eltern, Dorf- und Stadtgemeinden, Verbände oder Tempel. Die Kirche sei dabei immer zur Sprache gekommen, aber nur so viel, dass es nicht nach Propaganda aussah, denn das hätten die Japaner gar nicht goutiert.

Pater Josef Schmidlin wäre gerne in Japan gestorben, musste aber krankheitsbedingt zurück in die Missionsgesellschaft Betlehem nach Immensee, wo er im September 2015 verstorben ist.

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