Wird die bittere Pille geschluckt?

Die Infoveranstaltung über das Gesundheitszentrum glich einem Arztbesuch: Man erfährt, welche Werte katastrophal sind und dass eine bittere Pille alle Probleme lösen soll. Man hört zu und macht sich dennoch Sorgen, denn Handlungsoptionen hat man kaum.

<em>Volles Haus: </em>Thomas Weber (Mitte stehend) ist vom Gesundheitszentrum überzeugt. Foto: Gini Minonzio
<em>Volles Haus: </em>Thomas Weber (Mitte stehend) ist vom Gesundheitszentrum überzeugt. Foto: Gini Minonzio

Die Begeisterung für das geplante Laufner Gesundheitszentrum hielt sich am Informationsabend in Grenzen. In engen Grenzen. 250 Personen waren am Dienstag im Gymnasium zusammengeströmt, um aus erster Hand mehr von der geplanten Schliessung des Spitals zu erfahren. Geht es nach dem Willen der Laufentaler Verhandlungsdelegation, des Regierungsrates und des Kantonsspitals Baselland, so wird das Spital Laufen im Herbst geschlossen. In den Räumlichkeiten soll ein Gesundheitszentrum entstehen, das ab 2024 eventuell in Bahnhofsnähe umziehen wird. Es soll unter anderem Diagnostik, diverse Sprechstunden und einen einfachen Notfalldienst anbieten. Stationäre Betten wird es nicht mehr geben.

Für etliche Votanten war es kaum zu glauben, dass die Bevölkerung bei diesen Plänen nicht mitentscheiden darf. Peter Scheurer, ehemaliger Kämpfer für den Übertritt in den Kanton Baselland, findet den Vorgang undemokratisch: «Die Laufentaler Bevölkerung wurde nie gefragt, was sie will.»

Mehrere Votanten, unter ihnen Alt-Landrat Rolf Richterich und der ehemalige Proberner Guido Karrer, betonten, dass der Laufentaler Vertrag noch immer gelte. Dieser gewährleistet den dauernden Bestand des Spitales. Regierungsrat Thomas Weber stellte sich auf den Standpunkt, dass der Vertrag schon 40 Jahre alt sei, und sich die Medizinaltechnik weiterentwickelt habe. Es komme nicht auf den genauen Wortlaut an, sondern auf den Geist des Vertrages: Die Bevölkerung habe das Recht auf eine gute Versorgung. Diese sei mit dem geplanten Gesundheitszentrum gegeben.

Landrat Remo Oser betonte, dass der Laufentaler Vertrag nicht änderbar sei. «Die Frage stellt sich aber, wie man ihn leben will.» Niemand könne ihn auflösen. Allerdings stehe es jedem Laufentaler frei, ihn einzuklagen. Falls er vor Gericht abblitzen sollte, würde das Laufental aber vor einem Scherbenhaufen stehen.

Mit falschen Zahlen gerechnet?

Mehrere Votanten monierten, dass gemäss den vorgestellten Plänen nachts kein Arzt auf der Notfallaufnahme anwesend sein wird, sondern nur eine Pflegeperson. Ihnen schloss sich auch der Arzt Martin Tschan an, der ansonsten das Konzept gut findet.

Allerdings beschuldigte er die Verantwortlichen gleich wie Kurt Bütikofer, Stellvertretender Chefarzt im Spital Laufen, das Spital über Jahre hinweg mit Absicht ausgehungert zu haben. Bütikofer warf der Verhandlungsdelegation, beziehungsweise ihrem Berater Christoph Jäggi zudem vor, mit tendenziösen bis ganz falschen Zahlen zu rechnen.

Ins gleiche Horn stiess Daniel Eicher, ehemaliger Leiter des technischen Dienstes des Spitals. Jäggi hatte in seinem Vortrag erklärt, der letzte Investitionsantrag sei 2007 gestellt worden, wobei die Cafeteria renoviert wurde. Eicher hingegen zählte mehrere Renovationen der letzten zehn Jahre auf. Für die Schmerzklinik und diverse Sanierungen seien Millionen ausgegeben worden. Das Gebäude sei keinesfalls in einem maroden Zustand.

Stadtrat Simon Felix wollte wissen, welche Kosten auf die Gemeinden zukommen. Stadtpräsident Alexander Imhof antwortete, dass man zuerst das Detailkonzept ausarbeiten müsse, bevor man mehr wisse. Imhof ist Mitglied der Laufentaler Verhandlungsdelegation – zusammen mit den Gemeindepräsidien Dittingen und Röschenz und allen sechs Laufentaler Landräten.

Politisch und finanziell machbar

Imhof ist überzeugt, dass das geplante Gesundheitszentrum eine tragfähige, zukunftsorientierte Lösung darstellt, um die Laufentaler Bevölkerung mit einem ausgezeichneten Gesundheitsdienst zu versorgen.

Regierungsrat Weber und Landrat Marc Scherrer sind der Meinung, dass der Gesamt-Landrat die nötigen Gelder für das Gesundheitszentrum sprechen wird. Das Spital Laufen hingegen werde er kaum weiterfinanzieren.

Dies schon deshalb, weil dieses wegen der tiefen Fallzahlen bald von der Spitalliste gestrichen werde. Somit werde es nicht mehr mit den Krankenkassen abrechnen dürfen, so Weber.

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