«Weiterhin mit Holz heizen, ist doch komfortabler»

Dittingen möchte bei den Schnitzelheizungen mit gutem Beispiel vorangehen und den Einwohnerinnen und Einwohnern beim Anschluss an das Fernheizsystem mehr Flexibilität einräumen.

Zufrieden: Mit dem Anschluss an das Fernwärmesystem haben Franz und Antonia Kellerhals viel Zeit und Komfort gewonnen. Die gestiegene Unternehmenslust bereitet nun vor allem der Enkeltochter viel Freude. Foto: Bea Asper
Zufrieden: Mit dem Anschluss an das Fernwärmesystem haben Franz und Antonia Kellerhals viel Zeit und Komfort gewonnen. Die gestiegene Unternehmenslust bereitet nun vor allem der Enkeltochter viel Freude. Foto: Bea Asper

Das Dorf Dittingen ist beim Fernheizsystem mit Schnitzel Pionier. Die Burgerkorporation sowie die Einwohnergemeinde setzten bereits vor über 30 ­Jahren auf das Heizen mit Holz aus dem eigenen Wald. Das bequeme Fernheizsystem ist bisher aber einzelnen Gebieten vorbehalten. Die Dittinger planen nun eine Investition in die Zukunft, von der weite Teile des Dorfes profitieren könnten.

Welchen Komfort ein Anschluss mit sich bringt, erfährt man aus dem Leben von Franz und Antonia Kellerhals. «Der Anschluss an das Fernheizsystem hat unser Leben ganz schön verändert», erzählt Antonia Kellerhals. «Zuvor ging ich alle zwei Stunden in den Keller und legte im Ofen Holz nach. Ausser in der Nacht, mit der Konsequenz, dass es in der Morgenfrühe ganz schön frisch war, bis man im Holzofen wieder das Feuer in Gang brachte.» Der Gedanke ans Heizen sei nicht nur im Winter prägend gewesen, «sondern bestimmte auch im Sommer den Zeitplan», bestätigt Franz Kellerhals. Das Spalten und das Aufschichten des Holzes nahmen viel Zeit in Anspruch und kosteten den Körper Kraft. «Dass wir uns nun beim Heizen um nichts mehr kümmern müssen und dabei zu Nacht- und Tagzeit die gewünschte Raumtemperatur erhalten, wissen wir doppelt zu schätzen», meint Antonia Kellerhals. Von der neu gewonnenen Zeit profitiert die ganze Familie: Dass die Unternehmenslust gestiegen ist, freut vor allem auch die Enkeltochter.

Günstiger als die Modernisierung der eigenen Heizung

Die Familie Kellerhals hatte das Glück, dass die Umstellung vom Holzofen auf das Fernheizsystem frei wählbar war. Sie hatte die Sorge, dass ihr 40-jähriger Holzofen möglicherweise ausgerechnet in der kältesten Winternacht den Geist aufgibt. «Wir waren dann aber rechtzeitig», resümiert Antonia Kellerhals. «Nur wenige Monate nach den ersten Gesprächen mit dem Bürgerrat war der Anschluss vollzogen, alles klappte wie am Schnürchen. Bei den Kostenberechnungen hatte sich schnell herausgestellt, dass der Anschluss an das Fernwärmesystem günstiger zu stehen kommt als die Modernisierung unserer eigenen Heizung — wobei das Holz ja weiterhin aus dem Dittinger Wald kommt.» Möglich war der Anschluss, weil in diesem Dorfteil bereits eine Hauptleitung bestand und die Kosten für die Tiefbauarbeiten der Anschlussleitung bis zum Haus mit dem Nachbarn geteilt werden konnten. Von solchen Möglichkeiten sollen in Zukunft nicht nur bestimmte Gebiete profitieren. Die Burgerkorporation hat Grosses vor: Mit einer bedeutenden Investition in die Zukunft könnte Dittingen weit über die Region hinaus die erste Gemeinde werden, in welcher ein Grossteil der Einwohnerschaft zu einer nachhaltigen Heizung kommt. Die Einwohnerschaft kommt zu einer nachhaltigen Heizung, die mit Holz aus dem eigenen Wald betrieben wird, ohne schweisstreibenden Effort, zu einem Preis, der bei der Vollkostenrechnung günstiger abschneidet als andere Systeme.

Chance für Neukunden

Dies bestätigt Einwohner Reto Halbeisen gegenüber dieser Zeitung. Er engagiert sich in der Arbeitsgruppe, welche das Zukunftsprojekt plant. Er selber habe einst bei der Realisierung seines neuen Daheims vom Konzept der Burger profitiert. «Die Verfügbarkeit des Baulands war abhängig vom Anschluss an das Fernheizsystem. Dass man sich nun Gedanken zur Optimierung der Anlage macht, ist im Interesse der bisherigen Bezüger und gleichzeitig eine Chance für Neukunden», hält er fest.

Mehr Flexibilität

Die Pläne sehen vor, dass sich die Hausbesitzer — im Unterschied zu anderen Gemeinden — nicht sofort für oder gegen einen Anschluss entscheiden müssen, sondern mehr Flexibilität erhalten. «Das erschwert zwar die Planung, insbesondere bei der Kapazität der Öfen und der Logistik, doch ist es der richtige Schritt in die Zukunft», sagt Felix Glatz, der derzeit sehr gewissenhaft die Heizungen betreut und sich intensiv mit dem Optimierungspotenzial beschäftigt. Man befinde sich noch mitten in der Planung. «Beschlossen ist aber, dass wir jeweils bei Strassenerneuerungsprojekten neue Leitungen verlegen, um das Netz des Fernwärmesystems sukzessive auszubauen», sagt Burgerratspräsident Ueli Jermann. «Als Erstes im Rahmen der Totalsanierung der Dorfstrasse durch den Kanton Basel-Landschaft.» Weiter plant man die Verbindung der bisher drei separaten Systeme und überlegt, welche Öfen durch neue ersetzt werden. «Die wegweisenden Entscheidungen dürften an den nächsten Versammlungen der Burgerkorporation fallen», erklärt Jermann.

Die drei Systeme miteinander verbinden

In Dittingen gibt es aktuell drei unabhängige Holzschnitzel-Fernheizungen. Die Einwohnergemeinde hatte mit dem Holzschnitzelofen im Schulhaus für das Gemeinde- und das Schulgebäude, das Pfarrhaus und die Kirche in den 1980er-Jahren Pionierarbeit geleistet. Die Burgerkorporation nahm in den 1990er-Jahren je einen grossen Holzschnitzelofen in den Mehrfamilienhäusern an der Dorfstrasse 26 und am Hollenweg 7 (Wärmeverbund für die Häuser am Chrützlirain) in Betrieb — und erhöhte die Kapazität ab 2006. Heute versorgt die Burgerkorporation mit ihren zwei Heizzentralen rund 80 Wohneinheiten von 40 Kunden «zuverlässig, nachhaltig und kostengünstig mit Fernwärme», erklärt Burgerratspräsident Ueli Jermann. «Pro Jahr werden zusammen mit den rund 300000 kWh der Einwohnergemeinde über 1100 MWh Wärmeenergie produziert.»

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