Vier Gemeinden — eine Bauverwaltung
Seit knapp zwei Monaten führen vier Laufentaler Gemeinden eine gemeinsame Bauverwaltung. Der Leiter Oliver Standke berichtet von den ersten Erfahrungen.
Vier kleinere Laufentaler Gemeinden haben sich im Baubereich zu einer Zusammenarbeit entschlossen. Sie haben das Kompetenzzentrum Bau Laufentaler Gemeinden (KBLG) gegründet, dem die Gemeinden Blauen, Duggingen, Nenzlingen und Wahlen angehören. Am 1. Juli hat das KBLG seine Arbeit aufgenommen.
Ganz neu ist dieses Gremium nicht. Denn seit rund 13 Jahren gibt es eine solche Zusammenarbeit zwischen Blauen, Duggingen und Nenzlingen in der mittlerweile aufgehobenen «Bauverwaltung vorderes Laufental», zu der auch die Gemeinde Grellingen gehörte. Per Mitte 2021 ist nun, anstelle von Grellingen, Wahlen als vollwertige Partnergemeinde dazu gestossen. Grellingen hat sich auf den reinen Leistungseinkauf beschränkt. Oliver Standke ist der Leiter des KBLG. In den ersten Wochen hat er, neben dem «daily business», erste Kontakte mit den Verantwortlichen der beteiligten Gemeinden geknüpft, insbesondere mit den Gemeindeverwaltern.
Spannende und vielfältige Aufgabe
Der studierte Geograf Oliver Standke (Jahrgang 1974) war während vieler Jahre in der Bauabteilung der Nachbargemeinde Aesch tätig, zuletzt als Stellvertreter des Abteilungsleiters. Er war dort vor allem zuständig für Umweltschutz, Energie und Kabelnetz (GGA). «Mich hat die Vielfalt dieser neuen Aufgabe gereizt», umreisst er seine Motivation. Vielfältig sei die Art der Bauvorhaben in den vier Gemeinden. In Nenzlingen und Blauen würden kaum Industrie- und Gewerbebauten erstellt, handelt es sich doch vor allem um attraktive Wohngemeinden. Dies trifft natürlich auch auf Wahlen und Duggingen zu, wo aber auch bauwillige Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt sind. Allen vier Gemeinden gemeinsam ist, dass sie in den letzten Jahren einen Bauboom erlebt haben.
In den vier Gemeinden leben rund 6500 Menschen. Sehr unterschiedlich ist auch, welches Angebot die Gemeinden nutzen wollen. So bleibe das Bausekretariat in einigen Gemeinden formell bestehen. Während Grellingen beispielsweise die Liegenschaftsbetreuung und die Bearbeitung der privaten Baugesuche selber wahrnehmen will, haben die anderen Gemeinden diese Aufgaben zum Teil an die neue KBLG delegiert.
«Kleine Gemeinden haben oft ein Know-how-Defizit», sagt Christian Friedli, der Gemeindeverwalter von Duggingen «und gewissermassen der CEO der Leitgemeinde Duggingen». Denn er sieht die Vier-Gemeinden-Bauverwaltung als operative Führung im Bauwesen, gewissermassen als Direktion, während die zuständigen Gemeinderäte als eine Art Verwaltungsrat die politische Führung ausübten. Gemäss diesem an der Privatwirtschaft orientierten Modell wäre Standke «der CCO, der Chief Construction Officer», wie Friedli lachend einwendet.
Natürlich behalten die vier Gemeinden ihre Baureglemente bei. Denn lokale Eigenheiten und Bedürfnisse sollen erhalten bleiben, auch wenn sich Standke bewusst ist, dass übergeordnete Vorschriften von Kanton und Bund die Gemeindeautonomie stark einschränken.
«Dieses Modell hat Zukunft»
Für die Finanzierung der Amtsstelle gibt es unterschiedliche Modelle. Grellingen beispielsweise bezahlt die beanspruchten Dienstleistungen im Stundenansatz. Dieses Vertragsmodell ist allerdings auf zwei Jahre befristet. Danach muss Grellingen sich für eine Vollmitgliedschaft entscheiden oder eine andere Lösung suchen.
Die vollwertigen Partnergemeinden beteiligen sich an den Kosten mit einem Sockelbeitrag an die Personal- und Sachkosten, nach einem Schlüssel, der sich an der Einwohnerzahl orientiert.
Professionalität gewährleistet
«Ziel des KBLG ist es, den Gemeinden ein attraktives Angebot im Bausektor zu bieten, bei denen alle Beteiligten sich auf Augenhöhe begegnen.» Auch wenn Duggingen Leitgemeinde ist, so sind alle Gemeinden gleichberechtigt. Ansprechpartner für die Bauwilligen sind die Gemeinde- bzw. Bauverwalter und nicht die Gemeinderäte mit dem Ressort Bauwesen. «Diese Lösung garantiert Konstanz», so Friedli. Denn Mitglieder der Gemeinderäte würden oft wechseln und die neuen Ressortleiter müssten sich dann erst einarbeiten. Die Bauverwaltung dagegen sei mit 170 Stellenprozent nicht von Wahlgängen abhängig. Das Milizsystem werde so entlastet und Professionalität gewähr-leistet. Denn im Bauwesen gehe es um vier Kernpunkte: um rechtliche Fragen, Finanzielles, technische Aspekte und schliesslich um politische Aspekte. Letzteres sei Aufgabe der Gemeinderäte, während die drei anderen Bereiche der Bauverwaltung obliegen, wie es Friedli umschreibt.
Standke findet es eine spannende Herausforderung, etwas Neues aufbauen zu können. Diese Art der Zusammenarbeit im Baubereich unter den Gemeinden sei im Baselbiet einmalig: «Dieses Modell hat Zukunft», zeigt er sich überzeugt.