Unterstützung von vielen Seiten
In Laufen ist für die Menschen, die aus der Ukraine flüchten, eine grosse Unterstützung spürbar.
«Die Absicht, dass wir helfen wollen, war gut überlegt und ein längerer Denkprozess. Bei der Umsetzung ging es dann sehr schnell», erklären Monica und Erich Rubitschung im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie entschieden sich, Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine auf der Flucht sind, bei sich aufzunehmen. «Man verfolgt die schrecklichen Ereignisse im Fernsehen. Man spürt die Verzweiflung, die weltweit herrscht. Mit dem Entscheid, Menschen, die alles verloren haben, bei sich aufzunehmen, kämpft man gegen die Ohnmacht an», schildert Monica Rubitschung ihre Gefühle.
Sie hatte via Chat mitbekommen, dass ein Mann aus der Ukraine, der vor zehn Jahren als Au-Pair in Laufen war, für seine Frau, sein Kind und seine Schwägerin auf der Suche nach Hilfe war. «Ist jemand bereit, die Menschen bei sich aufzunehmen?» Eine Viertelstunde, nachdem sie den Aufruf gelesen hatte, schrieb sie: «Ja, das machen wir sehr gerne.» Rund 50 Stunden später standen Nadiia, Kateryna und ihr vierjähriges Kind Pawlik mitten in der Nacht vor ihrer Türe. «Sie dankten uns von Herzen und fielen danach erschöpft ins Bett», berichtet Monica Rubitschung.
Konversation über die Übersetzungsapp
Die moderne Technik macht die Verständigung möglich, die Konversation erfolgt über die Übersetzungsapp. So erfährt man von Nadiia: «Wir wollten unsere Heimat nicht verlassen und dachten zuerst, wir schaffen es. Dann traf eine Bombe das Quartier, in dem wir lebten. Wir ergriffen die Flucht. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir über Moldawien nach Bukarest, von dort aus nahmen wir den Flieger nach Basel.» Am Flughafen Basel-Mulhouse wurden sie von Claudia Jeker und Thomas Froidevaux, der ehemaligen Gastfamilie von Katerynas Ehemann Stanisalv, herzlich empfangen. Inzwischen sind zwei Wochen vergangen und Monica Rubitschung spricht davon, «dass der Entscheid, Hilfe anzubieten, das Leben bereichert hat». Vielleicht sei es nicht allen Gastfamilien so ergangen, «aber bei uns hat sich der Alltag sehr gut eingespielt. Wir sind aber auch nicht alleine», betont Familie Rubitschung. Freunde, Bekannte und Nachbarn stünden unterstützend zur Seite. «Sie helfen mit bei den Ausgaben für den Lebensunterhalt, bei Besorgungen, bei Spielsachen, aber auch bei der Gestaltung des Alltags. Sie nehmen sich Zeit für Ausflüge und Abklärungen, gerade auch im administrativen Bereich.» Die Arbeit mit den Behörden erweise sich im Moment nicht als schwerfällig. Speditiv hätten die kantonalen Fachstellen die Abklärungen vorgenommen und die Flüchtlinge werden bald den Aufenthaltsstatus S (vorübergehender Schutz) erhalten.
Wie es weitergeht, sei offen. «Wir lassen es auf uns zukommen. Unser Angebot ist zeitlich nicht limitiert. Das Haus ist gross genug. Ausserdem sind Kateryna und Nadiia sehr zuvorkommend. Sie sagen, sie möchten nicht stören und wollen uns Arbeiten im Haushalt und im Garten abnehmen», sagt Monica Rubitschung. Zudem seien sie sehr bestrebt, die deutsche Sprache zu erlernen. «Natürlich sind die tragischen Umstände und die belastenden Gedanken spürbar, doch auch viele Momente grosser Dankbarkeit», resümieren Monica und Erich Rubitschung.