Stromsparen ist auch ökonomisch
Auch wenn der Bundesrat Entspannung angesagt hat: Das Thema Strom ist komplex und beschäftigt die Betriebe — wie am KMU-Podium in Laufen zu erleben war.
«Im Moment besteht kein Energieengpass, aber wir sind vorbereitet», erklärte Lukas Küng, Leiter der Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (Ostral). Die Promotion Laufental und das Forum Schwarzbubenland hatten am letzten Donnerstag zum KMU-Podium eingeladen. In der Keramik Laufen AG wurde über das Thema Versorgungssicherheit diskutiert.
Küng zeigte in seinem Referat auf, dass es ein Zusammenspiel verschiedener Krisenszenarien braucht, um in eine Strommangellage zu kommen. So unter anderem der Ausfall eines Grossteils der Kernkraftwerke in Frankreich, der Krieg in der Ukraine und der Hitzesommer mit der Trockenheit, was zu einer reduzierten Leistung von Flusskraftwerken und thermischen Kraftwerken führen kann. Je nach Grösse des Mangels kämen verschiedene Massnahmen zum Zuge: angefangen bei einem Sparappell an die Bevölkerung, einer verordneten Verbrauchseinschränkung, einer Kontingentierung bis hin zur Angebotslenkung und Ausfuhreinschränkungen. «Eine Netzabschaltung für gewisse Stunden sollte unbedingt vermieden werden», betonte Küng. Bevorzugt wird eine Lenkung des Stromverbrauchs, also eine Kontingentierung. Die über 600 Verteilnetzbetreiber der Schweiz hätten insgesamt über 30000 Grossverbraucher über die Auswirkungen der Massnahmen im Fall einer Strommangellage informiert. So müssten Betriebe mit einem Verbrauch von über 100000 kWh im Notfall pro Jahr zwischen 10 und 30 Prozent Strom einsparen.
Lokales Stromproduzieren wird nicht konfisziert
Im zweiten Teil seines Referats wechselte Küng in die Rolle des Geschäftsführers der Primeo Netz AG. Der Energiekonzern habe mit seinen Grosskunden Kontakt aufgenommen und angeboten, den Energieverbrauch zu untersuchen und Möglichkeiten der Reduktion aufzuzeigen. 80 Prozent der Firmen haben das Angebot angenommen. Möglichkeiten sind das Reduzieren im Komfortbereich und lokales Stromproduzieren, zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage. Dieser Strom werde nicht konfisziert. Das Stromsparen lohne sich für alle auch aus ökonomischen Gründen, denn ab dem 1. Januar werden die Strompreise erhöht, so Küng.
Stromsparen branchenabhängig
Wie realistisch solche Massnahmen sind, wurde im anschliessenden Podium diskutiert. «Wer kann noch ruhig schlafen?», fragte Moderatorin und Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter in die Runde. Andreas Hänggi, Verwaltungsratspräsident der Apaco AG, erklärte, er schlafe schlecht, wenn Aufträge, wie gerade jetzt, wegen des Krieges in der Ukraine verloren gehen und er deswegen Leute entlassen müsste. Stromsparen sei aber in seiner Firma schon länger ein Thema. Massnahmen wie das Ersetzen der Lampen durch LED hätten schon vor 12 Jahren stattgefunden.
Roland Niederberger sieht im Bereich seiner Bäckerei nur einen kleinen Spielraum zum Stromsparen. Und eine stundenweise Abschaltung des Stromnetzes wäre für seinen Betrieb eine Katastrophe und nicht machbar. Kühlketten und die Heizung der Öfen können nicht unterbrochen werden.
In der ganzen Diskussion, bei der auch die Liberalisierung des Strommarktes, der Rettungsschirm für die Alpiq oder die Abhängigkeit vom Ausland angesprochen wurden, zeigte es sich einmal mehr, wie komplex das Thema Strom ist. An der grossen Anzahl Teilnehmender war das grosse Interesse daran zu erkennen. Diego Ochsner, Chef des Kantonalen Führungsstabs Solothurn, meinte, es sei wichtig, die verschiedenen Verbände mit Newsletter immer wieder zu informieren. Gerade für Kleinunternehmer sei es schwierig, den Durchblick zu behalten.