Stell dir vor, es ist Konzert
Die Jungen traten professionell auf und die Technik samt Bühnenshow war professionell. Doch das Publikum blieb aus. Wenn nicht mal die eigenen Freunde ins Konzert kommen, wird es schwer.
Wer am Freitag nicht im Konzert von Ida-Lin Hübscher, Anouchka Gwen und Immigration Unit war, hat definitiv etwas verpasst. Das Problem ist nur: Allzu viele haben die Auftritte verpasst. Fast alle sogar. Maximal zehn bis zwanzig Zuhörer standen und sassen verloren im Konzertsaal des Laufner Schlachthuus herum. Und davon war noch der Grossteil von Amtes wegen da.
Am Auftritt der jungen Künstlerinnen und Künstler lag es nicht. Bei der Bühnenshow gab es Luft nach oben, mit Ausnahme der Lichtshow und der Tontechnik von Martin Häner und Christian Stieger, die sehr stimmungsvoll waren. Und allesamt sangen sie um Welten besser als Madonna in Israel.
Ida-Lin Hübscher hat eine reine Stimme, Anouchka Gwen singt unverwechselbar mit einer guten Bühnenpräsenz und Immigration Unit füllten mit ihrem Sound die hinterste Ritze des Saals. Wieso also so wenig Leute ans Konzert kamen, konnte sich Rachid Freudemann nicht erklären, denn Werbung hat er viel gemacht. Er ist einer der beiden Organisatoren der Veran-staltung Ventyl, die nun zum siebten Mal über die Bühne ging. Damit will Freudemann, der in Zürich Musik studiert, jungen Musikern eine Bühne bieten. Zum ersten Mal organisierte er den Event als Untergruppe des Kulturforums Laufen, wobei Stiftungen und die Stadt Laufen einen finanzeilen Beitrag lieferten.
Ida-Lin Hübscher begleitete ihren Gesang am E-Klavier oder ab Laptop. Die 19-jährige Laufner Gymnasiastin sang vor allem anspruchsvolle Coverlieder von Dolly Parton bis Adele, und auch eigene Songs hatten ihren wohlverdienten Platz. Wieso sind nicht einmal ihre Freunde ans Konzert gekommen?, fragt das Wochenblatt. Ihr mache das fehlende Publikum nichts aus, es sei ihr nicht so wichtig, vor Freunden zu singen, so Hübscher. Alles Eigenkompositionen sang Anouchka Gwen, die in Laufen aufgewachsen ist und nun in Basel wohnt. Ihre Stimme und ihre Lieder haben einen wunderschönen Wiedererkennungswert. Ihre musikalische Heimat ist vor allem melancho- lischer Rhythm and Blues. Einen starken Eindruck hinterliess ihr Rap, wo sie Begegnungen mit wildfremden Männern thematisiert, die ihre rassistischen Sexfantasien nicht für sich behalten können. «Ich kann mehr als mit dem Arsch wackeln, ich kann dir auch eine in die Fresse hauen», ist ihre Antwort, um die sie wohl so manche Frau beneidet.
Den Abschluss des Abends bestritt die etablierte Avantgarde-Popband Immi-gration Unit. Ihr Sound war satt und voller Leben. Und immerhin dann wurde klar, wieso so viel elektrische Appara- turen auf der Bühne standen.