Singend den Wanderweg erleben
Sänger und Liedermacher Flavian Graber wanderte mit einer kleinen Schar Gäste Richtung Planetenweg und unterhielt dieselben mit lebensnahen Mundartliedern. Die Baselbieter Wanderkonzerte bettete er in sein Minialbum «Chuchitisch».
Mit einem freundlichen «Guten Tag» begrüsst Flavian Graber die Ankommenden bei der mächtigen Sonne, die den Start des Planetenwegs in Laufen verkörpert. Jedem Gast verteilt er einen Flyer, der seine Gedanken zu seinen Vorträgen enthält und gleichzeitig dazu dient, während der Wanderung eigene Gedanken aufzuschreiben. «Die Pandemie hat mich ins Reich der Mundartlieder versetzt», weiss er zu berichten. Als Frontmann der Band «We Invented Paris» verkörperte der Liestaler den gepflegten Indie-Pop, bis Covid-19 eine abrupte Zäsur einläutete. Auf seinen Wanderkonzerten möchte er die Gäste dazu motivieren, nicht nur seinen Vorträgen zu lauschen, sondern auch Umgebungsgeräusche wahrzunehmen.
«Kinoguetschin» lautet sein erstes Lied, das er locker vorträgt, während in der Nähe Pferde wiehern und Schwalben ihre Kreise ziehen. «Das Panorama inezieh» empfiehlt er im Lied, das passt ausgezeichnet zum Ort mit der herrlichen Rundsicht. Kaum ist der letzte Ton verklungen, packt der Liedermacher seine Gitarre und startet Richtung Stürmenwald. Wir folgen ihm und nach zehn Minuten steht er auf einem Ladewagen vor einem grossen Kirschbaum. Sobald der Letzte eintrudelt, stimmt er «Erdbeeri» an. Erdbeeren im Februar, das gibt dem 36-jährigen Familienvater zu denken, aber er gesteht: «I nime glych es Chörbli, wils Mami so gärn het.» Seine Texte erdenkt er sich am Küchentisch, dem Zentrum seines Alltags, das ihn immer wieder inspiriert. Seine Gedanken seien sprunghaft, spontane Eingebungen, die er seinen Liedern anvertraut.
Anekdoten im Wald
Rund um eine Feuerstelle mitten im Wald sitzen wir mit dem Mundartsänger, der den pazifischen Fisch besingt. Seine Stimme ist weich und melodisch, seine Worte über Gott und die Welt sind authentisch, manchmal etwas trübselig, selbstzweifelnd, ja sogar melancholisch. Sein Ausdruck ist ernst, nur selten huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Er erzählt eine Anekdote von zwei finnischen Freunden, die sich treffen, um gemeinsam zu kochen, jedoch ohne miteinander zu sprechen. Gleich darauf steht Graber mitten im Wald: «Hie isch no es Fläckli Ärde mit höche Böim und ohni Lüt.» Das Rauschen der Bäume und das Zwitschern eines Vogels begleiten sein Stück «Solid Soleil». Wie sehr er auf Ruhe und Besinnlichkeit bedacht ist, dokumentiert er mit einem Halt am Ufer eines Bächleins. Er steht einfach da, schweigt und lässt uns das leise angenehme Sprudeln vernehmen. Die Stille und Intimität sind für ihn wichtig.
Auf dem Rückweg stimmt er wandernd das Lied «Bekenntnis» an und stapft dabei durch ein enges krautiges Wegstück. Die Feuerstelle am Waldrand ist erreicht, wir setzen uns, geniessen die herrliche Aussicht auf Laufen, während der Solo-Künstler das letzte Lied anstimmt: «Ds Läbe isch kei Hollywood, aber filmrich». Und damit wir das auch wirklich verinnerlichen, fordert er uns auf, den Schluss «aber filmrich» mitzusingen. Wer Zvieri im Rucksack hat oder einfach noch etwas verweilen will, lässt diese aussergewöhnliche Wanderung in Ruhe ausklingen.