Sind die Spiesse gleichlang?

Der Staat zahlt um einiges höhere Löhne als die Privatwirtschaft. Damit wird er in Zeiten des Fachkräftemangels zum grossen Konkurrenten.

Im Dialog: (v.l.) Daniel Urech, Marc Eggimann, Paul Schönenberger und Moderatorin Karoline Sutter. Foto: Gaby Walther
Im Dialog: (v.l.) Daniel Urech, Marc Eggimann, Paul Schönenberger und Moderatorin Karoline Sutter. Foto: Gaby Walther

Ist es fair, dass Bund, Kantone und ­Gemeinden in vielen Bereichen als ­Arbeitgeber auftreten und dadurch der Privatwirtschaft lukrative Aufträge ­abnehmen? Wie stark darf die öffentliche Hand die Privatwirtschaft konkurrenzieren? Zur Diskussion dieser Fragen lud die Solothurnische Handelskammer zusammen mit dem Forum Schwarzbubenland und dem Industrieverband Laufen-Thierstein-Dorneck-Birseck ein. Knapp 40 Personen folgten der Einladung ins Alte Schlacht­huus in Laufen.

«Wir stehen erst am Anfang des Fachkräftemangels», erklärte Referent Daniel Probst. Alleine im Kanton Solothurn ­seien aktuell 2637 Stellen offen, führte der Direktor der Handelskammer weiter aus. Bis 2041 werden 28000 Personen fehlen, denn die Babyboomer gehen in Pension und es rücken zu wenig junge Menschen nach. Für die Privatwirtschaft werde es immer schwieriger werden, ­geeignete Leute zu finden, gerade auch weil die öffentliche Hand ein grosser Konkurrent sei. Die Löhne im öffentlichen Sektor seien um einiges höher als in der Privatwirtschaft. Im Weiteren ­würden gute Pensionskassenleistungen und Jobsicherheit locken.

«Sind die Spiesse vom öffentlichen im Vergleich zum privaten Sektor gleich lang? Herrscht nicht ein unfairer Wettbewerb», fragte Moderatorin und Standortförderin Karoline Sutter in die ­Podiumsrunde. Rund 5000 Stellen­prozent übernehmen die Gemeindeangestellten in Dornach. Das reiche von Werkhofarbeiten, über Putzarbeiten, Rechtsstelle, Betreuungsarbeiten bis hin zum Arbeiten im gemeindeeigenen Rebberg und der Betreibung eines eigenen Kabelnetzes mit günstigem Angebot für die Einwohnerinnen und Einwohnern. Jede Gemeinde müsse für sich selber abwägen, welche Arbeiten sie auslagern möchte und welche sie selber übernehmen wolle, fand Dornachs Gemeindepräsident Daniel Urech. Die Vor- und Nachteile müssten gut abgewogen werden.

Von staatlichen Aufträgen profitiert die Vebo Genossenschaft Oensingen. Dessen Direktor Marc Eggimann betonte, dass die privatwirtschaftlich geführte Vebo einen wichtigen Sozialauftrag ­erfülle und Menschen mit einer Beeinträchtigung eine sinnvolle Tätigkeit anbiete. Die Produktion sei nicht selbsttragend, die Forderlistungen komplex und ­anspruchsvoll.

Paul Schönenberger, Präsident des ­Gewerbevereins Hinteres Leimental, findet es schwierig, dass der Staat so hohe Löhne zahlt. Aus seinem Bekanntenkreis wisse er ein Beispiel, wo der Unterschied für den gleichen Job bei 35000 Franken Jahresgehalt liege. Der Lohn sei aber nicht immer ausschlaggebend für die Jobwahl, meinte Urech. Denn der Staat habe auch Nachteile: schlechteres Ansehen, kein dynamisches Feld, weniger interessantes Jobprofil, weniger flexibel. Der Lohn steige nur, wenn man auf seinem Job jahrelang sitzen bleibe.

Eher einig war man sich in der ­anschliessenden Diskussion, dass es für staatliche Institutionen schwieriger sei, aktiv und innovativ zu sein, weil die Konkurrenz kleiner ist als in der Privatwirtschaft. Wobei der Vorwurf, als Staats­angestellter nur Kopfnicker zu sein, dann von einem Anwesenden vehement widersprochen wurde. Es gebe ­Bereiche wie zum Beispiel die Energie- und Wasserversorgung, wo es sinnvoll sei, wenn der Staat diese betreibe. In anderen Bereichen arbeite die Privatwirtschaft besser, so der Konsens zu Schluss.

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