Schneller als der Biber

Die fremden Nutrias haben das Zeug dazu, die Birs schneller zu erobern als der einheimische Biber. Nicht alle sind gleich begeistert.

Gar nicht scheu: eine Nutria an der Birs. Foto: ZVG / Shkelzen Bedzeti
Gar nicht scheu: eine Nutria an der Birs. Foto: ZVG / Shkelzen Bedzeti

«Von nun an werde ich öfter da durchgehen», erklärt Shkelzen Bedzeti. Er ist ganz begeistert, dass er an der Birs zwischen Zwingen und Laufen gleich zwei Nutrias gesehen hat, und schickt dem Wochenblatt ein Foto. Wir fragen vorsichtig nach, ob er sicher sei, dass es eine Nutria war. «Doch, doch. Denn ich war schon oft im Zolli und da habe ich sie genau angeschaut.» Die Tiere an der Birs waren auch gar nicht scheu, sodass Bedzeti sie genau beobachten konnte. Der 24-Jährige konnte sich ihnen auf zwei Meter nähern, bevor sie ins Wasser sprangen.

Das Wochenblatt fragt bei Holger Stockhaus nach, was es mit den Nutrias auf sich hat. Die Begeisterung scheint sich beim kantonalen Jagd- und Fischereiverwalter in Grenzen zu halten. Grundsätzlich handle es sich um eine gebietsfremde, invasive Art, die es zu bekämpfen gelte. Doch der Kanton habe keine Ressourcen, um die Tiere konsequent zu entfernen. Zudem gebe es andere Arten wie den Waschbär oder die Nilgans, die für die Natur bedrohlicher seien.

«Im Kanton gibt es etwa drei Nutria-Familien.» Man versuche, die Populationen zu kontrollieren. Ganz fernhalten könne man die Nutrias nicht mehr aus dem Baselbiet. Die Populationen im Elsass seien dafür zu gross. Zudem können die Tiere auch über Land grosse Strecken überwinden. Für Stockhaus ist wichtig, dass man die Nutrias ebenso wenig füttert wie die anderen Wildtiere. Denn das würde zur Ausbreitung dieser fremden Art beitragen. Es gibt Gegenden in Deutschland oder in Italien, wo die Nutrias zu einer teuren Plage geworden sind.

Konkurrenz zum Biber?

Doch wie ist das nun? Der Kanton, die Gemeinden und die Kraftwerkbetreiber haben so viel Geld ausgegeben, um dem einheimischen Biber die Ansiedlung zu erleichtern. Und nun wird er von Südamerikanern, die all das ausnützen, links überholt? Der Biber ist unterhalb Zwingens angekommen, doch die Nutrias sind schon fast in Laufen. Und die Lage sieht nicht rosig aus. Denn Nutrias können nach einem halben Jahr jährlich zehn Junge haben. Biber hingegen sind erst mit drei Jahren geschlechtsreif und haben maximal fünf Junge im Jahr.

Die Biberfachstelle bei Pro Natura Baselland bleibt gelassen. «Dass sich die Nutria ausbreitet, ist nicht wünschenswert. Doch Nutria und Biber sind keine grossen Konkurrenten.» Zudem sei es sehr schwierig, einzelne Nutrias zu jagen. Einfach ein paar Tiere zu töten, bringe nichts. Man müsse die Population strategisch unter Kontrolle halten.

So wie es aussieht, hat Shkelzen Bedzeti also durchaus Chancen, seine zwei Nutrias weiterhin beobachten zu können.

Die Nutria

gin. Die Wasserbewohner Bisamratten, Nutrias und Biber ähneln einander. Kann man sie jedoch genau betrachten, so lassen sie sich gut unterscheiden.

Die Bisamratte hat eine Grösse (Kopf bis Rumpf) von bis zu 35 cm und einen schmalen, seitlich abgeflachten Schwanz.

Die Nutria ist bis zu 60 cm gross und hat einen runden Schwanz.

Der Biber ist bis zu 100 cm gross und hat einen breiten, flachen Schwanz.

Nutrias stammen aus Südamerika. Sie wurden in Europa eingeführt, um sie als Pelztiere nutzen zu können. Etliche entkamen aus Farmen und breiteten sich aus. In Deutschland hat es sehr grosse Populationen. In der Schweiz breiten sie sich entlang des Rheins, der Birs und im Jura und Tessin aus.

Sie leben paarweise oder in Gruppen von bis zu 15 Tieren zusammen. Sie haben im Jahr 10 Junge und können innerhalb eines halben Jahres geschlechtsreif sein. Sie leben vorwiegend vegetarisch. Sie sind sehr gute Schwimmer. Nutrias können mit ihren Erdhöhlen Ufer erheblich schädigen und Strassen einstürzen lassen. Auch können sie Maisfelder und Schilfbestände verwüsten. Letzteres schadet den Wasservögeln sehr.Quelle: Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen

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