Rosenduft in der Kirche
Jesse Ritch ist Sänger bei DJ BoBo, Songwriter für Gölä und Tänzer im Schweizer Fernsehen. Er liebt aber auch den direkten Kontakt mit dem Publikum im kleinen Rahmen. So zu sehen und hören war er am Sonntag in der St. Katharinenkirche in Laufen.
Für einmal duftete es in der St. Katharinenkirche in Laufen nicht nach Weihrauch, sondern nach Rosenwasser. Damit wolle er gute Stimmung verbreiten, meinte Jesse Ritch. Das Rosenwasser war aber gar nicht nötig. Der Sänger und Songwriter sorgte alleine mit seiner fröhlichen Art für hervorragende Stimmung am Sonntagabend. Als geübter Showman bezog er das Publikum vom ersten Moment an mit ein in sein Konzert. Gewohnt, auf der grossen Bühne vor Tausenden Menschen aufzutreten — sei es als Sänger auf Tournee mit DJ BoBo oder im Schweizer Fernsehen in einer Tanzshow —, tritt er auf seiner Mundart Unplugged Tour 2024 in insgesamt fünf Kirchen in kleinem Rahmen auf. «Es war ihm auch wichtig, statt über den Ticketverkauf das Konzert über eine Kollekte zu finanzieren», erzählte Daniel Sollberger, der den Anlass in Laufen organisiert hatte. So konnten alle das geben, was sie für richtig hielten. Für Sollberger nicht ganz so einfach, war doch die Gage fix und der Organisator im Ungewissen, wie gross das Interesse in Laufen sein würde. Umso erfreulicher war für ihn, dass rund 60 Personen das 90-minütige Konzert besuchten. Dank eines zusätzlichen Beitrags der Stiftung der Ricola könnte die Rechnung aufgegangen sein.
Die Kirche erwies sich als geeigneter Ort für das Konzert. In schönem Berner Mundartdialekt sang der charismatische Sänger über die Liebe, über Ausgrenzung, über Begegnungen und eigene Erfahrungen. Viele hätten ihn nicht ernst genommen, als er seinen Traum, Sänger zu werden, in frühen Jahren ausgesprochen habe. Er habe sich jedoch nicht entmutigen lassen und an seinem Traum gearbeitet, und er wolle auch die Menschen ermutigen, an sich zu glauben.
Als Zwanzigjähriger erreichte Jesse 2012 bei der grössten deutschen Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» den dritten Platz. Seit zehn Jahren kann er dank seiner Musik sein Leben finanzieren. «Und seit zwei Wochen bin ich auch Buchautor», erzählte er strahlend und präsentierte das Kinderbuch, das er zusammen mit Alexandra Rutz realisiert hatte. Natürlich hat er dazu auch einen Song komponiert.
Jesse forderte das Publikum immer wieder zum Mitsingen und Mitklatschen auf. Manchmal sang er alleine, ohne Instrumentalbegleitung, manchmal in Begleitung von Cello und Gitarre, und manchmal setzte er sich selbst ans Keyboard und untermalte den Song mit der Klavierstimme. Die meisten Lieder waren sanft und besinnlich. Genauso überzeugend waren aber auch die etwas fetzigeren Stücke, die erahnen liessen, dass Jesse den Rhythmus im Blut hat. Zwischen den Songs erzählte Jesse, wie die Lieder entstanden sind. Das machte ihn einerseits sympathisch, andererseits hätten weniger Worte und mehr Gesang auch gefallen. Das Publikum jedenfalls war begeistert vom Konzert und dankte mit Standing Ovations.