Peepshow auf dem Bauernhof
Das beliebte hof-theater.ch spielte am letzten Donnerstag in der Neuhof-Schüüre in Laufen die Tragikomödie «Holzers Peepshow». Das brillant inszenierte und gespielte Stück kam beim Publikum sehr gut an.
Das Wort «Peepshow» hat etwas Anrüchiges an sich. In den 1970ern verband man es mit «Stützlisex» für verklemmte Mannsbilder. Wer bei der Komödie von Markus Köbeli einen Schenkelklopfer-Schwank erwartet hatte, sah sich eines Besseren belehrt. Natürlich ist «Holzers Peepshow» komisch, aber gleichzeitig auch mehrschichtig und tragisch.
Das Haus am falschen Ort
Der Inhalt ist rasch erzählt: Das Haus der Bauernfamilie steht am falschen Ort. Hier kommen höchstens Touristen zum «Pinkelhalt» vorbei. Weiter unten und oben geht es den Leuten gut, nur auf dem Holzerhof herrscht Meister Schmalhans und gähnende Langeweile.
Man beschliesst, einen Nebenverdienst zu erwirtschaften. Die Touristen sollen für Geld ins Innere der heilen rustikalen Alpenidylle blicken. Das «Güggseln» durchs Fenster — eben das «peep inside» — soll den unrentablen Bauernhof wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Die Holzers wollen möglichst ihr normales Leben spielen, aber ihre schon bestehende Sprachlosigkeit wird dadurch noch schlimmer. Bauer Holzer gibt stets Floskeln zum Besten, wie «Die wei luege wie s isch. Wül s da no isch, wie s isch. Das isch es.» Eigentlich herrscht in der Familie die reine Nichtkommunikation. Nachdem Holzers sogar dazu übergehen, Johanna Spiris «Heidi» nachzuspielen und mehrsprachige Musicals daraus zu machen, kippt die Situation vollends ins Absurde. Hinter der «Bühne» tun sich — wie in Michael Frayns Komödie «Der nackte Wahnsinn» — menschliche Abgründe auf. Reich geworden, gerät Holzers Welt ganz aus den Fugen.
Gian Pietro Incondi hat «Holzers Peepshow» glänzend inszeniert. Temporeiche Szenen wechseln mit spannungsreichem Schweigen. Dänu Brüggemann ist die ideale Besetzung des wortkargen und übellaunigen Bauern Hans Holzer. Man nimmt ihm die Rolle von Anfang bis Schluss ab. Das kann auch von den anderen Spielenden gesagt werden. Barblin Leggio-Hänseler, die auch schon in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen war, gibt Hans’ Frau Martha mit einer Mischung von naiver Weltfremdheit und versteckter Frustration. Fabienne Trüssel überzeugt als Tochter Anna, die als Einzige glaubt, dass sich am Horizont noch andere Welten auftun, und schliesslich in die Stadt zieht. Christoph Keller mimt Hans Holzer junior. Man spürt, dass er auch als Comedian auf Kleinkunstbühnen steht. Last, but not least ist da Mario Gianella, der «Ätti», den man bei Bedarf vom Rollstuhl aufs Ofenbänkli katapultiert und der im Stück nur ein Wort sagt. Die Technik von Cyrill Altwegg, die Kostüme von Eveline Rinaldi und die Musik von Balz Aliesch vervollständigen den Eindruck einer hochprofessionellen Theatertruppe.