Mit E-Fuel CO2-neutral den Berg hinauf

«Jeder Benzinmotor kann ohne Umrüstung mit umweltfreundlichem synthetischem Kraftstoff bei gleichbleibender Leistung betrieben werden», sagt ein Laufentaler, der seinen Oldtimer auch mit «E-Fuel» tankt.

Zu Hause in Wahlen: Christoph Krüsi nimmt seinen Westfield Eleven, von denen nur eine Handvoll in der Schweiz immatrikuliert sind, für das «Wochenblatt» aus der Garage. Foto: Martin Staub
Zu Hause in Wahlen: Christoph Krüsi nimmt seinen Westfield Eleven, von denen nur eine Handvoll in der Schweiz immatrikuliert sind, für das «Wochenblatt» aus der Garage. Foto: Martin Staub

Unter dem Slogan «Motorsportgeschichte live erleben» präsentierten sich Ende April am GP Mutschellen AG über 300 Fahrzeuge mit ihren Fahrerinnen und Fahrern den Tausenden von Zuschauern. An diesem Grand Prix der Oldtimer, der heuer zum neunten Mal stattfand, waren wenige Fahrzeuge mit synthetischem Kraftstoff statt mit Benzin getankt. Einer der erfolgreichen Teilnehmer, der voll auf E-Fuel setzte und weiterhin setzt, ist der Laufentaler Christoph Krüsi aus Wahlen.

Drei Autos seien am GP Mutschellen mit E-Fuel gefahren, bestätigt Christoph Krüsi gegenüber dem Wochenblatt. Er selber fährt voll auf den synthetischen Kraftstoff ab. «Mit diesem zu 85 Prozent CO2-neutralen Treibstoff kann jeder Benzinmotor ohne jegliche technische Anpassung betrieben werden», sagt der Freund alter Motorfahrzeuge.

Krüsi liebt Oldtimer. Vor allem alte Motorräder längst verschwundener Marken haben es ihm angetan. Auch Autos der älteren Generation gehören zu seinen Leidenschaften. Vor rund einem Jahr konnte der gelernte Graveur einen alten Engländer Jahrgang 1972, einen «Westfield Eleven», der in einer limitierten Auflage von nur 50 Stück gebaut wurde, erstehen. Mit diesem 490 kg leichten Fahrzeug — Christoph Krüsi besitzt die Nr. 27 der durchnummerierten 50er-Serie — beteiligt sich der in Wahlen wohnhafte Basler gerne ab und zu an Oldtimer-Wettbewerben. So auch am GP Mutschellen, wo er erstmals mit E-Fuel fuhr und völlig begeistert war. «Der Motor läuft sogar ruhiger als mit herkömmlichem Benzin und bringt dank 98 Oktan (wie Super-Benzin) die gleiche Leistung. Dieser Kraftstoff, Hauptbestandteil ist Methanol, wird mithilfe von Elektrizität, aus CO2 und Wasserstoff hergestellt und könnte fossile Kraftstoffe vollständig ersetzen», sagt Krüsi. Er erklärt auch, weshalb E-Fuel zu 85 Prozent klimaneutral produziert und auch verwendet wird: Das nötige CO2 werde aus Bioabfällen gewonnen, und Wind- oder Sonnenstrom sorge für die klimaneutrale nötige Energie, weshalb heute E-Fuel noch vorwiegend in wärmeren Ländern produziert werde.

Noch immer eine Randerscheinung

Christoph Krüsi erzählt von weiteren Oldtimer-Anlässen. Beispielsweise vom Rennen auf der Lenzerheide, das am ersten Juniwochenende stattgefunden hatte und wo auch Fahrzeuge mit synthetischem Kraftstoff fuhren. Dort wird auf einer Rundstrecke gefahren. «Ich aber fahre nur am Berg und künftig immer mit E-Fuel», sagte er und nannte das bekannte «Gempen Memorial» am 23. September, wo er bestimmt teilnehmen werde. «Da muss ich mich dann aber etwas zurücknehmen, denn die Durchschnittsgeschwindigkeit dort ist auf 50 km/h beschränkt», erklärt er schmunzelnd und ergänzt: «Mein Auto schafft es in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, und das mit bloss 80 PS unter der Haube.»

In diesem Zusammenhang outet sich Christoph Krüsi als Verfechter einer PS-Limite für private PW, vor allem wegen der Sicherheit: «150 PS sollten reichen für Alltagsfahrzeuge», sagt er. Das käme laut Krüsi der Sicherheit zugute, aber die Autos müssten leichter gebaut werden.

E-Fuel ist obschon hundertprozentig ausgereift, noch eine Randerscheinung und wenig bekannt. «Das liegt einerseits am hohen Preis von rund sechs Franken pro Liter, aber mehr noch an der Politik, die mit ihren Lobbys im Energiebereich wenig bis gar nichts zur Entwicklung dieses Produktes beiträgt.» Laut Krüsi könnte E-Fuel einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität liefern.

Mit E-Fuel Rennen gewonnen

Ein wichtiger Schritt auf dem Erfolgsweg von E-Fuel freut Christoph Krüsi besonders: «Erstmals in der Geschichte wurde ein wichtiges Bergrennen mit einem von synthetischem Kraftstoff betriebenen Fahrzeug dominiert. Marcel Steiner ­gewann das zur Schweizer Meisterschaft zählende Bergrennen von Hemberg am 10./11. Juni 2023.» Es freute den erfolgreichen Berner Oberländer Rennfahrer, dass das so gut funktioniert hatte. «Es ist der Beweis, dass man mit diesem Kraftstoff, ohne grossen Aufwand betreiben zu müssen, konkurrenzfähig sein kann», war Steiners Kommentar nach dem ­Rennen.

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