Mit 50 auf Stellensuche

Claude Lachat, wohnhaft in Nunningen, ist Programmleiter bei Tandem 50 plus. Im Interview erzählt er, weshalb ein Mentoringprogramm Sinn macht und dass auch Stellensuchende über 50 durchaus eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.

Fürs Tandem zuständig: Claude Lachat führt Stellensuchende mit den passenden Mentorinnen und Mentoren zusammen. Foto: Gaby Walther
Fürs Tandem zuständig: Claude Lachat führt Stellensuchende mit den passenden Mentorinnen und Mentoren zusammen. Foto: Gaby Walther

Wochenblatt: Wie schwierig ist es, mit über 50 Jahren noch eine Stelle zu finden?

Claude Lachat: Natürlich ist dies branchenabhängig. 50-Jährige sind nicht öfters von Arbeitslosigkeit bedroht, sie benötigen jedoch mehr Zeit, um eine Stelle zu finden.

Wo liegt das Problem?

Die Stellensuchenden verkaufen sich oft zu wenig gut. Sie reichen einen Lebenslauf mit zahlreichen Details, Dokumenten und Zeugnissen ein. Doch keine Personalchefin hat heute mehr Zeit und Lust, so viel zu lesen. Viel wichtiger ist es, die eigenen Kernkompetenzen herauszustreichen und darzustellen. Zu zeigen, dass man mehr zu bieten hat als einen Lebenslauf. Man darf auch unkonventionelle Methoden anwenden — sogar einem CEO eine Whatsapp schicken, um ins Gespräch zu kommen. Sich nicht einfach auf alles bewerben, sondern sich anbieten, es auf den Punkt bringen und sich gut verkaufen, ist das Rezept.

Die Mentorinnen und Mentoren von Tandem 50 plus helfen also, die Kernkompetenzen herauszustreichen?

Genau. Im Gespräch wird erörtert, was die Betroffenen gut können, wo sie sich weitere Kompetenzen aneignen können, wie viel Flexibilität vorhanden ist, welcher Weg auch noch eingeschlagen werden könnte. Die Mentorinnen und Mentoren nehmen sich aber auch Zeit zum Zuhören und zum Motivieren. Denn oft sind die Stellensuchenden frustriert, spüren nach längerer Arbeitslosigkeit einen grossen Druck von Seiten der Familie, finanziell und von der Gesellschaft. Sie können an neutraler Stelle über ihre Sorgen reden. Das Angebot ist freiwillig.

Die Mentorinnen und Mentoren bieten ihre Zeit unentgeltlich an. Was sind das für Menschen?

Im Baselland haben wir rund 100 Personen registriert. Viele sind Fach- und Führungskräfte aus der Wirtschaft. Es sind meist engagierte Persönlichkeiten mit einem beruflich grossen Rucksack und einem breiten Netzwerk. Obwohl die meisten beruflich stark eingebunden sind, engagieren sie sich und möchten etwas von ihrem Erfolg und Glück an die Gesellschaft weitergeben.

Wo finden die Gespräche statt?

Die Gespräche, etwa zwei bis vier pro Monat, finden im Büro in Liestal statt. Manchmal laden die Mentorinnen und Mentoren die Stellensuchenden zum Gespräch zu sich in den Betrieb ein.

Was ist Ihre Aufgabe?

Die Stellensuchenden müssen sich beim Tandem 50 plus bewerben. Ich lade sie zu einem Interview ein und suche danach eine geeignete Mentorin oder Mentor. Danach bin ich im Erstgespräch und nach vier Monaten beim Abschlussgespräch wieder mit dabei.

Hat das Programm Erfolg?

Seit dem Start im September 2015 agiert Tandem 50 plus sehr erfolgreich. Die Erfolgsquote für eine Feststelle, Teilzeit oder zumindest einen Zwischenverdienst liegt bei 60 bis 70 Prozent. Vor Corona kamen pro Jahr rund hundert Stellensuchende in den Genuss eines Mentorings, im 2020 coronabedingt die Hälfte. Doch die Begleitungen liefen auch im letzten Jahr erstaunlich gut. Die Wirtschaft ist nicht stehen geblieben. Ein Nachteil war, dass die Gespräche zum Teil virtuell geführt werden mussten.

Wer darf am Programm teilnehmen?

Wer bei einem der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) im Kanton Baselland registriert und anspruchsberechtigt ist, kann sich für das Programm bewerben. Falls man vom RAV nicht darauf aufmerksam gemacht wird, fragt man am besten bei der zugeteilten RAV-Beratung nach.

 

Tandem 50 plus

Tandem 50 plus ist ein Mentoringprogramm von benevol Baselland und vom Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA Baselland). Wer beim RAV als arbeitslos gemeldet und arbeitsmarktfähig ist, hat die Möglichkeit, sich übers RAV bei Tandem 50 plus anzumelden. Mentorinnen und Mentoren begleiten, unterstützen und motivieren Stellensuchende zwischen 50 und 60 Jahren während vier Monaten ehrenamtlich im Bewerbungsprozess. Die Stellensuchenden erhalten mit Tandem 50 plus eine Chance, sich neu zu positionieren und zu orientieren. Das Ziel des Tandems ist die Rückkehr in den Arbeitsmarkt. Auch Stellensuchende aus der Region Thierstein/Dorneck, welche sich auf dem RAV in Laufen, statt in Solothurn melden, dürfen, können am basellandschaftlichen Programm teilnehmen.

Weitere Artikel zu «Laufen/Laufental», die sie interessieren könnten

Laufen/Laufental20.11.2024

«Dr Schwarzbueb» blickt auf die Jugend

Letzten Donnerstag wurde an der Vernissage im Gymnasium Laufen der neue «Schwarzbueb» vorgestellt. Hauptthema im Jahr- und Heimatbuch 2025 ist die Jugend.
Laufen/Laufental20.11.2024

Das Sujet 2025 ist da: «Eusi Fasnachtsfamilie»

«Eusi Fasnachtsfamilie» lautet das Sujet der Fasnacht 2025. Am letzten Samstag wurde die Plakette an einem gelungenen Anlass der Öffentlichkeit präsentiert.
«Die Entstehungszeit ist die Schwangerschaft»
Laufen/Laufental20.11.2024

«Die Entstehungszeit ist die Schwangerschaft»

Die Kunstmalerin Erna Hofmann aus Breitenbach stellt ihre Werke aktuell im Kultur­café Röschenzer Hofgärten aus. Am vergangenen Samstag- abend fand die…