Mister Handball ging ins zweite Glied

Ueli Schmidlin (68) war 20 Jahre lang Handballtrainer und hat mit seinem Trainerkollege Bruno Eng wesentlichen Anteil daran, dass die SG Wahlen Laufen zu einem Spitzenamateurverein wurde. Ende Saison wäre für ihn die Trainerlaufbahn zu Ende gegangen. Wegen der Folgen des Coronavirus endete sie jedoch abrupt.

<em>Erfolgreich: </em>Ueli Schmidlin kann nach 20 Jahren Trainertätigkeit auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken.Foto: eh-presse
<em>Erfolgreich: </em>Ueli Schmidlin kann nach 20 Jahren Trainertätigkeit auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken.Foto: eh-presse

Er nimmt es derzeit pragmatisch. «Handball war für mich zwar immer Leidenschaft, aber ich muss ehrlich sein – es ist eine Nebenbeschäftigung. In der aktuellen Zeit zählt anderes.» Er weiss, wovon er redet. Seit Jahren beliefert er mit seinem Geschäft Tewis in Wahlen auch diverse Sport- und Musikvereine mit Tombolapreisen. Er musste schliessen und weiss, dass selbst dann, wenn er wieder öffnen kann, noch längst nicht Normalität einkehren wird. «Die Anlässe der Vereine machen einen grossen Anteil meines Geschäftes aus», erklärt er. «Ich rechne mit rund zwei Monaten, bis sich dann alles wieder einigermassen eingependelt hat. Die ausgefallenen Einnahmen für Anlässe wie Grümpelis oder Musikfeste kann ich aber nicht mehr kompensieren.»

Aus Ärger wurde Glück

Gerade jetzt hilft ihm der Handball. Bereits Anfang Saison gab er bekannt, dass Ende Saison als Trainer Schluss sei. Aber das abrupte Ende liess ihn trotzdem nicht gänzlich unbeeindruckt. «Klar, nach 20 Jahren möchtest du einen Abgang in einem schönen Rahmen. Wir hatten den Spitzenkampf gewonnen und lagen mit vier Punkten voraus. Der Sieg in unserer 2. Liga-Gruppe war zum Greifen nah.» So blieb ihm eine mögliche Krönung und der verdiente Abgang vor Fans und Spielern versagt. Im Nachhinein zeigte sich, dass vieles im Leben eben doch seinen Sinn hat, auch wenn man es im Moment nicht versteht. «Als wir kurz vor Weihnachten den Cupfinal bestreiten mussten, ärgerte ich mich. So viele Spiele innert kürzester Zeit und den Final, der sonst im Frühling durchgeführt wird, kurz vor Weihnachten hineingequetscht, das musste doch nicht sein.» Es musste, wie die Geschichte zeigt! Denn jetzt hätte es kein Endspiel gegeben und «wir hätten nicht als erster Verein dreimal hintereinander den Regio-Cup gewinnen können. Für mich ist das so etwas wie ein Highlight in meiner Trainertätigkeit.»

Vor 20 Jahren hatte er in Wahlen begonnen ein Nachwuchsteam auf die Beine zu stellen. Er arbeitete sich mit den Spielern immer weiter nach oben, dann kam noch der Zusammenschluss mit dem HC Gym Laufen. «Das war sehr wichtig, hatten wir so bessere Infrastruktur und ein breiteres Kader zur Verfügung.» Die Vereinsleitung hatte früh entschieden, in der 2. Liga zu bleiben, auch wenn man Gruppensieger werden sollte. «Ein Aufstieg hätte bedeutet, den Verein zu verändern. Wir hätten auswärtige Spieler holen und ihnen Spesen bezahlen müssen. Wir halten am Konzept, mit vereinseigenen Spielern und Junioren möglichst hoch zu spielen, fest.» Wer Ueli Schmidlin an den Spielen beobachtete, bekam den Eindruck, dass er emotionslos coache. Er konnte ruhig auf seinem Stuhl sitzen, während es auf dem Feld gerade hektisch zu- und herging. «Der Eindruck täuscht. Ich wollte immer gewinnen. Das ist eine Grundvoraussetzung. Emotionen gehören zum Sport. Oft kochte es in mir, aber ich bemühte mich immer, mich zu beherrschen und mich gegenüber Schiedsrichter und Gegner korrekt zu verhalten. Ich denke, das ist mir auch gelungen.» Und noch etwas war ihm immer wichtig: «Wenn Training war, hatte das immer Vorrang. Klar hätte ich delegieren können, denn ich glaubte nie, dass es ohne mich nicht ginge. Für mich war aber entscheidend, dass ich das, was ich von den Spielern forderte, nämlich Trainingspräsenz, auch selbst vorlebte.» Der Teamgedanke habe für ihn immer viel bedeutet. «Als Major führte ich ein Bataillon und für mich war immer klar, dass du dein Ziel alleine nie schaffen kannst. Das versuchte ich auch als Trainer anzuwenden.»

Was sportlich in Zukunft möglich ist, sei schwer zu sagen. Mit den Gebrüdern Kohler als Trainer habe man eine gute Wahl getroffen. Es hange halt auch stark davon ab, wie viele junge Spieler nachrücken werden. «Heute verlieren die Sport- wie Musikvereine viele Junge, wenn sie eine Berufslehre beginnen. Dann wird anderes für viele wichtiger.» Ueli Schmidlin bleibt dem Klub erhalten. «Ich freue mich, jetzt mehr Zeit auch für mich zu haben, vor allem flexibler in der Planung zu sein. Aber ich werde weiter für das Sponsoring zuständig sein und sicher auch an die Spiele gehen.» Es wird sicher eine Gelegenheit geben, dass Ueli Schmidlin vor einem Spiel nach 12 Jahren Trainer der ersten Mannschaft auch seine verdiente Verabschiedung erhalten wird.

Weitere Artikel zu «Laufen/Laufental», die sie interessieren könnten

Laufen/Laufental27.11.2024

Bei der ARA Laufental-Lüsseltal läuft es rund

Konstante Verhältnisse prägen den Zweckverband ARA Laufental-Lüsseltal. Die Aufsichtsbehörde lobt den Betrieb.
Laufen/Laufental27.11.2024

Junge Talente geben sich fantastisch, bodenständig und unschuldig

Einmal jährlich kommen in der Galerie des Kulturzentrums Alts Schlacht­huus die jungen Künstlerinnen und Künstler zum Zug. Diesen Herbst sind dies Deborah Jeger…
Laufen/Laufental20.11.2024

Eine Million musikalischer Träume

Nach dem ersten Konzert am Samstag in Wahlen waren die Circle Singers am Sonntag in Zwingen zu Gast. Um 17 Uhr betrat der über 40-köpfige Chor eine Bühne vor…