Mehr als nur gute Pizza
Zwei Junge übernehmen das «Molto Bene» in Laufen. Das ehemalige «Ritrovo» reicht über die Traditionspizzeria hinaus.
Wem in Laufen gerade nach einer brutzelnd frischen Holzofenpizza ist, der klopft beim «Molto Bene» an der Delsbergstrasse vergeblich an. Luis Goncalves, der das Lokal über fünf Jahre führte, schloss die Türen. Mit der Cateringfirma, dem Sushi-Restaurant in Büsserach und der Mensaküche im Gymnasium Laufen habe er genug zu tun. Doch die Nachfolge ist zur Beruhigung aller Pizzafans, aber auch aller Laufner Italienerinnen und Italiener, die mit dem Lokal noch weit mehr verbindet, gesichert.
Florentina Dina, 27, und Leonardo Mistretta, 28, öffnen ihr Molto Bene Pizza Contemporanea am 6. Juli. Ihr Team, bestehend aus zwei Pizza-Chefs aus Neapel und den beiden Geschäftsführenden im Service, hat grosse Pläne.
Mistretta wuchs in Grellingen auf, wo seine Eltern den «Storchen» führten. «Ich wurde im Gastrogeschäft gross», sagt der studierte Betriebswirtschafter. Pächterin Dina ist gelernte Kauffrau. Schon länger tüfteln sie an ihrem Konzept: traditionelle neapolitanische Pizza neu interpretiert. «Nebst den innovativen Kreationen werden wir natürlich auch Pizza-Klassiker servieren», erklärt Mistretta.
Geheime Mehlmischung und ein Sommer-Hit
Durch den Holzofen des «Molto Bene» erhalte ihre Pizza den Feinschliff, den die beiden anstreben. Der Teig der Pizzen setze sich aus einer geheimen Mischung dreier Mehlsorten zusammen und werde rund 72 Stunden gegärt. So entstünden leicht verdauliche Pizzen. «Sie werden durch die Jahreszeiten inspiriert, so sind bei uns ständig neue Kreationen zu finden. Wir möchten unseren Gästen ein neues Pizza-Erlebnis bieten», erklärt Dina. Der Sommerhit ist eine Pizza mit Zucchini-Vellutata, Fior di Latte, gerösteten Mandeln und Basilikum.
Das «Molto Bene» wird auch wieder über Mittag geöffnet haben, von Donnerstag bis Montag. Zum Mittagsangebot gehören Pasta- sowie Pizzamenüs. Lieferdienst gebe es keinen: «Die Kost soll vor Ort, frisch und heiss genossen werden. Durch Liefern geht Geschmack verloren. Für diese Qualität stehen wir ein», meint Dina.
Pizza gibt es an der Delsbergerstrasse seit 2006, als Alessandro Fellino die Pizzeria «Pizza Pazza» eröffnete. Ein Stück Heimat für alle Laufner Italiener ist das Lokal aber schon länger. 1982 gründeten Fellinos Eltern hier das «Ritrovo», ein Feierabend-Treffpunkt für die italienische Gemeinschaft.
Als Nonna Fellino das «Ritrovo» schmiss
Viele kamen ursprünglich als Gastarbeiter nach Laufen. Ende der 60er-Jahre — dem Peak der Einwanderung — lebten hier bei einer Einwohnerzahl von knapp 4000 rund 1000 Italiener. Ein Grossteil stammt aus Sizilien, genauer gesagt aus Ciminna.
Viele fassten in Laufen Fuss und prägen seither dessen Charakter wesentlich mit. Das «Ritrovo», eines der sozialen Epizentren ihrer Kommune, spielte dabei eine wichtige Rolle. Alessandro Fellinos Vater arbeitete bei der Ricola. «Der Betrieb des ‹Ritrovo› war Freizeitbeschäftigung», erzählt sein Sohn. Meist öffnete Nonna Fellino die kleine Kantine schon nachmittags. «Die Leute jassten, tranken und unterhielten sich hier bis um Mitternacht», erinnert sich Fellino. «Die Lage ist eine Goldgrube», sagt er, der 2006 aus dem «Ritrovo» das «Pizza Pazza» machte. «Über den Mittag hatten wir unter der Woche zwischen 40 und 60 Gäste.» Er führte das Restaurant als Familienbetrieb bis 2016, ehe es der Brüggliwirt Concalves übernahm und das «Molto Bene» eröffnete. «Eine tolle Zeit», meint Fellino, der für die Pläne der jüngsten Pächter Feuer und Flamme ist. Er ist überzeugt, dass besonders mit einem weiteren Angebot für Mittagsgäste die Gastroszene Laufens aufblühen werde.