Liestal soll Prioritätenliste ändern
Das Bild der Verwüstung, welches das Hochwasser 2007 anrichtete, ist verschwunden, geblieben ist das mulmige Gefühl bei starken Regenfällen. Die Massnahmen für den Hochwasserschutz lassen auf sich warten.
«Der Kanton Basel-Landschaft muss dem Hochwasserschutzprojekt in Laufen höhere Priorität einräumen», fordert SP-Landrat Linard Candreia, «denn es geht um den Schutz der Bevölkerung.» Auf Massnahmen habe man seit einem Jahrzehnt vergeblich gewartet, moniert Candreia. Im August 2007 hatten Hochwasser im Laufental zu einer Katastrophe geführt. Die Bilder der Zerstörung gingen durchs Land. Das Stedtli Laufen stand unter Wasser. Geschäfte und Private litten noch lange stark unter den Verwüstungen. Heute ist von den Schäden nichts mehr zu sehen. Geblieben ist aber das mulmige Gefühl bei starken Regenfällen. Im Siedlungsgebiet bestünden bei der Sicherheit vor Hochwasser grosse Defizite, räumte der Kanton ein. An vielen Stellen erweise sich das Fassungsvermögen des Flussbetts (Gerinnekapazität) als zu klein und die Gefahr einer Stauung durch Treibholz an den Brücken (Verklausung) als zu gross.
Ressourcenmangel
«Eine Überflutung der Altstadt in Laufen beginnt bereits bei einer Wassermenge, wie sie etwa alle 30 Jahre zu erwarten ist — belegt durch die Überflutungen in den Jahren 2007, 1973, 1946, 1938 und 1910», sagt Candreia und fordert mehr Dynamik bei der Umsetzung des Hochwasserschutzprojektes für Laufen. In der Beantwortung seiner Interpellation habe die Regierung auf einen Ressourcenmangel hingewiesen. Offenbar hat man zu wenig Personal. «Dann muss die entsprechende Abteilung verstärkt werden», meint Candreia. «Die Botschaft von mir und weiteren Landräten ist klar: Wir werden mit Argusaugen beobachten, ob Liestal die Prioritäten nun ändern wird, ansonsten werden wir den Druck erhöhen.»
Die Regierung hatte bei den Gründen für die Verzögerung auch auf die Komplexität des Projektes hingewiesen. Einige geplante Eingriffe stünden im Zusammenhang mit verkehrstechnischen und raumplanerischen Fragen. Ausserdem galt es einen enormen Aufwand zu bewältigen: Der Kanton musste für 150 Parzellen Verhandlungen führen und Vereinbarungen ausarbeiten.
Das Dossier zum Bauprojekt lag vom 20. August bis 18. September 2018 in der Stadtverwaltung Laufen zur Einsicht auf. Regierungsrat Isaac Reber sagt nun, dass sich die Vorlage für das Projekt «Stadt Laufen – Hochwasserschutz Birs, Realisierungskredit» in der Endausarbeitung befinde. Die Laufentaler könnten damit rechnen, dass der Regierungsrat das Geschäft im Frühling 2021 an den Landrat überweisen werde. Die Umsetzung wird aber offenbar ein weiteres Jahrzehnt in Anspruch nehmen. «Aus heutiger Sicht können die drei laufenden Hochwasserschutzprojekte in Laufen, Grellingen und Liesberg (2. Etappe) innerhalb der nächsten neun bis zehn Jahren realisiert und abgeschlossen werden», lautete Rebers Antwort.
62 Millionen Franken für den Hochwasserschutz
Candreia erwartet von Liestal auch Verbesserungen bei der Information. Reber stellte diesbezüglich schriftliche Mitteilungen in Aussicht. Die Kosten für das Projekt in Laufen beziffert er mit 62 Millionen Franken. Der Hochwasserschutz Laufen berücksichtige die gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte gleichermassen. Geplant ist, die Kapazität der Birs zu erhöhen und ihre Fliessgeschwindigkeit zu regulieren mit Vertiefen und Verbreitern des Flussbetts und dem Erhöhen der Ufer. Die Aufweitung der Birs im Abschnitt Nau/Norimatt bringe eine vielfältige Fluss- und Uferstruktur. Eine Verbreiterung des Flusses ist auch bei der Einmündung der Lützel vorgesehen. Zwischen Birsmill und Wasserfall stünden flankierende Massnahmen wie Schutzmauern und -dämme im Vordergrund. Weiter plane man Neu- und Umbauten an allen vier Brücken und Passerellen.
In Grellingen wird die Birs vermessen
Entlang der Birs sind etliche Hochwasserschutzprojekte in Planung oder bereits realisiert. Um die Möglichkeiten in Grellingen auszuloten, findet am Kraftwerk Büttenen in der kommenden Woche eine Vermessung der Flusssohle statt. Geprüft wird ein Neubau von Teilen der 75 Jahre alten Wehranlage am Wasserfall, die erhöht auf einer Felsschwelle steht.