Kontakt erwünscht

Uta Scherer organisiert Möbel, stellt Kontakte her und initiierte das Café Global. Sie wünscht sich, dass mehr Menschen den Mut haben, mit Geflüchteten in Kontakt zu treten.

Holtag: Uta Scherer (5.v.l.) mit Ukrainerinnen und Ukrainern vor dem ehemaligen Gefängnis, das nun als Lagerraum für gespendete Möbel dient. Foto: zVg
Holtag: Uta Scherer (5.v.l.) mit Ukrainerinnen und Ukrainern vor dem ehemaligen Gefängnis, das nun als Lagerraum für gespendete Möbel dient. Foto: zVg

Uta Scherer ist beim Gespräch mit dem «Wochenblatt» etwas aufgewühlt. Sie hat soeben erfahren, dass der Mann einer Ukrainerin vor zwei Tagen an der Front gefallen ist. Die Ukrainerin flüchtete bei Kriegsbeginn zusammen mit ihren Söhnen in die Schweiz. Uta Scherer und die Ukrainerin Tatjana Opalewytsch, die seit 20 Jahren in der Schweiz lebt und als Pflegefachfrau arbeitet, organisieren nun für die Frau die Reise in die Ukraine, damit sie dort ihren Mann identifizieren und von ihm Abschied nehmen kann. Gegen 120 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer haben seit Kriegsbeginn im Laufental einen Aufenthalt gefunden. Seit knapp einem Jahr engagieren sich Uta Scherer und Tatjana Opalewytsch in ihrer Freizeit gemeinsam für diese Menschen.

Anfangs standen materielle Bedürfnisse im Vordergrund. Um diese abzu­decken, hat Uta Scherer im Keller des alten Gefängnisses in Laufen ein Hol- und Bringlager eingerichtet. «Wir sind sehr dankbar für alles, was wir erhalten ­haben. Im Moment ist das Lager jedoch voll und wir haben keinen Platz mehr für weitere Möbel», erzählt die in Laufen ­lebende Chemikerin. Sie hat eine Whatsapp-­Gruppe für Spendende und eine für aus der Ukraine geflüchtete Menschen eingerichtet. In dieser zweiten Chatgruppe sind etwa 50 Personen. Der Chat dient auch zum Versenden von News und zur Einladung ins Café Global. Denn die Bedürfnisse haben sich von den materiellen zu den sozialen verschoben.

Arbeitsmöglichkeiten gesucht

«Anfangs dachten die Ukrainerinnen und Ukrainer, dass der Krieg bald vorbei sei und sie bald wieder heimkehren können. Nun realisieren diese Menschen, dass es länger dauern wird. Sie sehen nun einen grösseren Bedarf, die Sprache zu erlernen, und möchten eine Arbeit finden. Das ist nicht so einfach», erklärt Uta Scherer. Die Ukrainerinnen und Ukrainer hätten gerne mehr Kontakt zur Schweizer Bevölkerung. Unter anderem auch, um das gelernte Deutsch anzuwenden und zu üben. Tatjana Opalewytsch ergänzt: «Die Leute wurden aus dem ­eigenen Zuhause vertrieben. Sie haben alle eine Ausbildung und hatten eine Arbeitsstelle. Jetzt sind sie gezwungen, das Leben von null anzufangen — ­Sprache, Unterkunft, Beschäftigung. Es ist schwer zu verstehen, wie es ist, alles auf einmal zu verlieren. Deshalb helfen wir diesen Leuten bei der Suche nach Arbeit und Beschäftigung, bei der Anerkennung ihrer Diplome in der Schweiz und beim Finden von Berufskursen oder ­Weiterbildung.»

Austausch dank Google Translate

Das Café Global im reformierten Kirchgemeindehaus in Laufen bietet Geflüchteten die Möglichkeit, mit anderen Flüchtlingen, aber auch Einheimischen in Kontakt zu kommen. Uta Scherer und Tatjana Opalewytsch öffnen dieses Café mit Unterstützung der Herz-Jesu-Pfarrei und reformierten Kirchgemeinde immer am ersten Freitag des Monats von 15 bis 17 Uhr. Angeboten werden Kaffee und Waffeln. Uta Scherer würde sich freuen, wenn mehr Menschen aus der Region den Weg ins Café finden würden. «Natürlich braucht es etwas Mut, auf fremde Menschen zuzugehen. Dank Google Translate kann zumindest die sprachliche Barriere überwunden werden», erklärt sie.

Wer sich noch stärker im Ukraine-Projekt engagieren möchte, darf sich bei der reformierten Pfarrerin Regine Kokontis oder beim Diakon Christof Klingenbeck melden. «Im Café kann man mich natürlich sehr gerne ansprechen», sagt Uta Scherer.

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