Keine Bürde, sondern ein finales Adieu
Bereits von 1984 bis 1998 diente das Farbenfachgeschäft der Familie Isler im Stedtli auch als Galerie. Nun werden die ehemaligen Geschäftsräumlichkeiten vor ihrer Umnutzung womöglich ein letztes Mal mit einer Ausstellung belebt.

Drei Generationen der Familie Isler arbeiteten mit Farbe und verkauften in ihrem Geschäft in der Bauerngasse 10 Materialien für Flachmaler und Künstler. Nach der pensionsbedingten Schliessung des Geschäfts wurden die Räume zunächst für einige Jahre vermietet und zuletzt als Lager- und Verkaufsraum für gebrauchte Möbel und Objekte verwendet.
Eine letzte Ausstellung
Ehe Isabelle Isler die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten nun umnutzen wird, stellt sie diese dem Künstlerpaar Ackermann Pearce und A.G. Moffet zur Verfügung, um sie mit einer Ausstellung zu bespielen. Keine Bürde solle sie werden, sondern ein finales Adieu, eine Entlassung von Kunst aus dem Raum, ein Entladen, Umladen, Wiederaufladen — aus und vorbei, mit einem Knall.
Unter dem Titel «Galerie Isler — re-loaded» hat das in Röschenz wohnhafte Paar die Räume noch einmal zu kunstvollem Leben erweckt. Entstanden ist eine harmonische, atmosphärisch starke Ausstellung, die sich in die Räume einfügt, als sei sie eigens für diese gemacht worden. Raum und Ausstellung werden regelrecht eins. Dieser Eindruck täuscht nicht. Kurator der Ausstellung ist der Maler und Fotograf A.G. Moffet. Er ist in Libyen geboren, in Gibraltar aufgewachsen und lebte und studierte in London und Schottland. Er sagt, dass es mehrere Wege gebe, eine Ausstellung für einen bestimmten Raum in Szene zu setzen: zum Beispiel mit den Werken einen starken Kontrast zur Umgebung herzustellen und so Spannung zu erzeugen oder — wie die hier gewählte Variante — die Ausstellung so an die Geschichte, die Gegebenheiten und die Räumlichkeiten «anzupassen», sodass ein stimmiges Gesamtbild entsteht und Kontrast und Spannung subtiler werden. «Kein Werk hängt zufällig an einem Ort, keine Skulptur steht ohne Grund an ihrem Platz», sagt A.G. Moffet. Er schuf darum auch eigens für diese Ausstellung einige Werke, um bereits bestehende eigene Arbeiten und Werke von Ackermann Pearce zu ergänzen. So fotografierte er beispielsweise Farbtöpfe von oben, welche auf den ersten Blick wie Gemälde erscheinen und erst auf den zweiten die Fotografie erkennen lassen, und welche auf die Geschichte des Ausstellungsraums hinweisen. Nicole Ackermann Pearce ist in der Region aufgewachsen und besuchte die Schule für Gestaltung in Basel. Anschliessend lernte sie beim tschechisch-schweizerischen Maler Čenĕk Pražák in Dittingen, welcher bis zu seinem Tod im Jahr 1996 ihr Mentor blieb. Ihren Master of Arts machte sie schliesslich in London. Ackermann Pearce präsentiert bisher nicht öffentlich ausgestellte Zeichnungen, darunter eine Serie der «Tusche-Schraffuren», bestehend aus feinen, kurzen Strichen — ganz gemäss Paul Klees weniger bekanntem Gedanken zu Zeichnungen, dass ein Punkt nämlich eine Linie sei, die einen Spaziergang mache. Ihre Schalter-Zeichnungen hingegen haben ihren Ursprung in der ehemaligen Papierfabrik in Zwingen. Ein- und Ausschalter, die für die Energie und Lichtzufuhr eingesetzt wurden. Die sensible und handwerklich präzise Erfassung der Objekte in den Zeichnungen steht im Kontrast zur Funktion der Originale und füllt sie mit einer anderen Art von Energie.
Installation auf kleinem Raum
Im hinteren Bereich der Ausstellung befindet sich eine Installation, eine Referenz zum ursprünglichen Fachgeschäft, die mit dem Begriff der Plastizität und Plastik als Material spielt, eingebettet in alte Gemäuer, ergänzt mit sorgfältig ausgewählten, alten Möbelstücken, welche die Transformation des Ausrangierten und Alltäglichen in etwas Neues widerspiegeln.
«Galerie Isler re-loaded» mit Werken von A.G. Moffet und Ackermann Pearce, kuratiert von A.G. Moffet. Die Ausstellung an der Bauerngasse 10 im Stedtli Laufen dauert vom 29. Oktober bis 20. November. Öffnungszeiten: freitags von 17 bis 19 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr. Einlass mit Covid-Zertifikat.