Im Auge des Betrachters
Ruedi Linders Kunst ist expressiv und experimentell. Übereinandergelegte Kompositionen vereinen sich zu einem harmonischen Ganzen, aus welchem jeder Betrachter seine eigenen Schlüsse zieht.
Seine Kunst erkläre er nicht gerne, sagt der Basler Künstler Ruedi Linder. Jeder und jede sehe in seinen Werken etwas anderes. Dies ist wohl nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Ruedi Linder in vielen verschiedenen Schichten und mit unterschiedlichsten Materialien arbeitet. Die Bildtafeln bestehen meistens aus mehrfach übereinandergelegten Kompositionen. So entstehe in Ruedi Linders Werken eine besondere Plastizität, sagte die Kunsthistorikerin Leonie Fricker in ihrer einführenden Rede anlässlich der gut besuchten Vernissage am vergangenen Freitagabend.
Linders Kunst besteht aus intuitiv gemalten oder mit der Spraydose geführten Linien. Ebenso spontan ist das Entstehen der Farbflächen, oft ineinanderfliessend oder sich überlappend. Linder scheut sich auch nicht, seine Werke auf unkonventionelle Art und Weise zu schaffen: So lege er seine Leinwände auch gerne auf den Boden seines Ateliers im Basler St. Johann-Quartier, um sie in der Horizontale zu bearbeiten, und giesse Farben auf, sodass zufällige Muster entstehen würden, so Fricker weiter. Neben der klassischen Malerei arbeitet Linder auch mit Collagen. Neben Zeitungsschnipseln braucht er dafür unter anderem auch verschiedene Stoffe. Diese treibt er nicht zuletzt auch in Brockenhäusern auf, wo man noch Stoffe aus vergangenen Jahrzehnten mit ausgefallenen Mustern finden kann.
Seine ganz eigene Technik wendet Ruedi Linder mit Papier an. Er zerknüllt dieses, besprayt es mit Farbe und glättet es anschliessend wieder. So entstehe ein ganz besonderes Relief, erklärte Leonie Fricker. In seinen Bildern deutlich sichtbar lasse sich Ruedi Linder nicht zuletzt von Street Art und Graffiti inspirieren und nutze darum auch gerne die Spraydose, um seine Werke zu kreieren.
Ruedi Linder hat sich aber nicht nur der Malerei verschrieben. Er ist ausserdem Musiker. Die beiden Künste hätten denn auch Gemeinsamkeiten. Wie durch musikalische Stücke fliesse auch durch seine Werke ein Leitmotiv. Jedes Werk sei Teil des Gesamtwerks. Die Entstehung eines Bildes könne dabei eine Stunde aber auch Jahre in Anspruch nehmen. Und es sei durchaus auch schon vorgekommen, dass er ein Bild übermalt habe, weil er es nicht vollenden konnte.
Ausstellung Ruedi Linder – An den Grenzen zur Malerei, vom 16. Oktober – 1. November 2020 in der Galerie Alts Schlachthuus. Geöffnet jeweils freitags von 17-21 Uhr und sonntags von 11-16 Uhr. Der Künstler ist freitags und an den Sonntagnachmittagen vor Ort. Finissage am 1. November von 11-16 Uhr. Um 11.30 Uhr Matinee-Konzert mit dem Trio Atmos.