Hürdenlauf statt Krankenbett
Wer aus dem Spital entlassen wird, kann sich kaum zu Hause ins Bett legen. Um die nötigen Medikamente zu beschaffen, muss man oft beschwerliche Wege auf sich nehmen.
Der fünfzehnjährige Ferienbub Joel verschluckt sich an einem Stück Apfel. Er hat Höllenschmerzen. Natürlich nachts. Der Telefonarzt drängt zur Kontrolle in der Notaufnahme Laufen. Um 23 Uhr kann Joel das Spital wieder verlassen. Doch eine Kinder-Schmerztablette will der Arzt zuerst nicht abgeben. Sein Vorschlag: eine Fahrt nach Basel, in die Notfallapotheke, und den Bub zu Hause unüberwacht alleine lassen.
Keine Verbesserung in Sicht
Es sieht sehr schlecht aus, wenn man ausserhalb der Ladenöffnungszeiten ein Medikament braucht (siehe Kasten). Besserung ist keine in Sicht, denn nicht einmal das Problem ist erkannt. Die Pressesprecherin des Basellandschaftlichen Apotheker-Verbandes sagt, die Versorgung des Laufentals sei keine Verbandsaufgabe. Begründung: Das Laufental gehöre nicht zu Baselland!
Der Kanton Solothurn macht es sich auch einfach. Auf seiner Website vermeldet er, es sei keine Notfallapotheke nötig, weil die «Ärzte uneingeschränkt Medikamente abgeben dürfen». Dieser Satz stammt wohl aus der allerersten Version der Solothurner Website von vor 20 Jahren, als man die Hausärztin nachts noch anrufen konnte. Dann verweist der Kanton Solothurn auf eine App, welche geöffnete Apotheken zeigen soll, aber nur schlecht funktioniert. Das Wochenblatt möchte vom Solothurner Kantonsapotheker erfahren, wie er die Lage verbessern möchte. Und erfährt Folgendes: Der Kanton Solothurn hat gar keinen Kantonsapotheker mehr! Die Arbeit wurde dem Berner Kollegen übertragen. Auch dieser Weg führt also in die Sackgasse.
Hürdenlauf nach Austritt
«Den Spitälern ist es nicht gestattet, Arzneimittel beim Austritt abzugeben», erklärt Rolf Wirz, Pressesprecher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Basel-Landschaft. Die Spitäler können also die Patienten mit ultrateuren Methoden untersuchen. Aber ob jemand danach überhaupt in der Lage ist, sich das dringend benötigte Medikament zu besorgen, ist sekundär. Auch wenn es nur ein paar Franken kosten würde.
Problematisch kann auch ein regulärer Spitalaustritt sein, wenn man eine schwere Erkrankung hat. Das KSBL drückt dem Patienten die Liste der benötigten Medikamente und Hilfsmittel erst bei der Entlassung in die Finger. Dann kann die Begleitperson erst mal Apotheken abklappern. Manchmal können diese die Medikamente erst am Folgetag liefern, mit allen negativen Folgen für die Gesundheit der Patienten.
Der Kanton kenne das Problem, bestätigt Wirz. Doch etwas zu verbessern, überlässt er dem Verein Gesundheit und Soziales Oberbaselbiet. Der Verein möchte mit einer elektronischen Plattform die Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich in der ganzen Nordwestschweiz fördern, erklärt die Präsidentin Eveline Plattner Gürtler. Doch für diese grosse Aufgabe fehlen das Geld und auch jegliche Unterstützung durch die Kantone. Ein Thema der Vereinstätigkeit ist auch der Austritt aus dem Spital. Die Patienten sollten einfacher an die benötigten Medikamente, Pflaster und die Inkontinenzwäsche kommen.
Auch die Notfallapotheke Basel versucht einen Weg zu finden, um nötige Rezepte vom Universitätsspital Basel bereits einen Tag vor der Entlassung zu erhalten. Damit könnten die Patienten alle Medikamente gleich beim Austritt abholen, erklärt Co-Geschäftsführerin Susanne Thürkauf. Doch es dauere wohl ein Weilchen, bis das gut klappe.
Notfall-Medikamente
Notfallapotheke Basel, Petersgraben 3 (vis-à-vis Unispital), Täglich 24h
Bahnhofapotheke Basel, Täglich 7-22 Uhr
Saner Apotheke Dornach Bahnhof, Reguläre Öffnungszeiten. Zudem So / Feiertage 9-12 Uhr
Medbase Apotheke Laufen Stedtli, Reguläre Öffnungszeiten. Zudem So 9.30-12.00 Uhr
Wechselnde Apotheke im oberen und unteren Baselbiet: Zusätzlich sonntags 11-13 Uhr.
Auskunft: 061 261 15 15