Einfach zuhören
Mit ihrer Veranstaltung «einfach zuhören» will die Reformierte Kirchgemeinde Laufental einen Beitrag gegen die Polarisierung in der Gesellschaft leisten. Ebenso ruft sie auf, einander zu helfen. Einfach so, ohne Politik, ohne Bürokratie, «einfach wir».
«Ich spüre, wie ich beim Thema Corona selber manchmal einen Klumpen im Bauch habe und Mühe habe, andere Ansichten einzuordnen», erzählt Regine Kokontis. Die Pfarrerin der reformierten Kirchgemeinde Laufental stellt fest, dass es vielen Menschen ähnlich geht. Sie hört die Angst und Erfahrung von anderen, dass Menschen nicht mehr miteinander reden, weil sie bei einem Thema, besonders im Zusammenhang mit Corona, unterschiedlicher Meinung sind. Da gebe es massiven Krach in Gemeinden, Parteien, Betrieben. Man wolle nichts mehr zu tun haben mit den anderen, denjenigen, die bei einem bestimmten Thema anderer Ansicht sind. Man gifte sich gegenseitig an, nerve sich und schleudere sich schäbige Bezeichnungen zu. Oder schweige eisig. «Es finden Polarisierungen auch in den eigenen Familien statt», erkennt Pfarrer Claudius Jäggi.
Spannungen sind auf Dauer schlecht
Dieser schwierigen Situation möchte die Kirchgemeinde etwas entgegenstellen. Denn die Mitglieder der Kirchenpflege sind überzeugt, polarisierte Gesellschaften bilden Boden für Extremismus jeglicher Art, der zerstörerisch wirkt. «In einer Demokratie darf es verschiedene Meinungen geben. Konsens ist nicht immer (sofort) möglich, die Achtung vor dem Andersdenkenden aber schon, sofern sich beide um ein Miteinander oder mindestens um ein friedliches Nebeneinander bemühen», sagt Kokontis. «Dialog muss neu geübt und gepflegt werden, wir sind alle Menschen mit Ängsten und Wünschen, Zielen und eigenen Schwächen und Fähigkeiten. Herausforderungen werden nicht gemeistert, wenn wir uns spalten und zerstreiten.»
Andersdenkenden zuhören
Die geplante Veranstaltung in der Kirche soll einen Impuls geben, das Gespräch mit Andersdenkenden zu suchen. Dabei setzt die Veranstaltung beim Wichtigsten an: dem Andersdenkenden einfach mal zuzuhören. So wird am 25. März in der Kirche ein roter Sessel aufgestellt. Vier Personen mit unterschiedlichen Positionen werden für jeweils vier Minuten von ihren Ängsten, Zielen und Meinungen erzählen. «Es sollen Ich-Botschaften sein. Verallgemeinerungen und Beschuldigungen sind nicht erlaubt», erklärt Kokontis. Zwischen den einzelnen Erzählungen spielt Tatjana Fuog auf dem Klavier. «Es folgt keine Diskussion. Man soll einfach zuhören. Dieses Zuhören ist die Voraussetzung für jede wirkliche Verständigung», sind die beiden Pfarrpersonen überzeugt. Ziel der Veranstaltung ist es, dass die Teilnehmenden die Idee des Zuhörens, der Verständigung und des gegenseitigen Respekts in ihren Alltag hinaustragen und dort umsetzen, was möglich ist. «Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag dafür, mit Mut die Herausforderungen gut anzugehen», so Kokontis. Am 21. Mai wird die Veranstaltung mit anderen Personen wiederholt.
Corona setzt uns allen zu
«Corona setzt uns allen zu», sagt Jäggi und erzählt von einem Lehrling, der an einer «Coronadepression» leide und an die FCB-Demos gehe, um wenigstens unter Menschen zu sein. Auch finanzielle Sorgen seien sehr belastend. Denn auch wenn ein Härtefonds gutgeschrieben wurde, dieser aber erst in ein paar Monaten ausbezahlt werde, könne das belasten. «Viele Menschen kannten das Gefühl gar nicht, plötzlich kein Einkommen zu haben, und dies auch noch unverschuldet. Das verunsichert», stellt Jäggi fest.
Eine Grassroot-Aktion
Mit der Aktion «Einfach wir» fordert die Kirche die Menschen auf, auf andere zuzugehen und zu helfen. Eine Grassroot-Aktion soll es sein, eine Basisbewegung, die aus der Basis der Bevölkerung entsteht. Menschen, die jetzt keine finanziellen Einbussen haben, sollen Menschen ansprechen, die auf Kurzarbeit sind oder mit weniger Einkommen durchkommen müssen. Finanzielle Hilfe könnte angeboten werden. Zum Beispiel könnte nach dem Gespräch ein Betrag festgelegt werden, welcher monatlich für ein Jahr lang an die Gesprächsperson bezahlt wird. «Wir erhoffen uns Dialoge zwischen den verschieden betroffenen Menschen und eine Verbundenheit durch alle Diskussionen und Positionen hindurch», so Jäggi. «Mit dem Geld können wir niemanden finanziell retten. Wir können aber unsere Anteilnahme zeigen und voneinander hören», erklärt Kokontis.
«Einfach zuhören»: Reformierte Kirche Laufen, Donnerstag, 25. März 2021, 19 Uhr. Maskenpflicht, max. 50 Personen.«Einfach wir»: Wer mitmacht, kann sich melden, dann kann die aktuelle Zahl als Motivation für andere publik gemacht werden. Auch bei Fragen: regine.kokontis@ref-laufental.ch, 076 582 37 24, www.ref-laufental.ch.