Ein Streit, den man nicht wollte
Die emotional geführte Diskussion um den geplanten Wärmeverbund mit Schnitzelheizung hat über Grellingen hinaus ihre Auswirkungen.
Im Baubewilligungsverfahren sind Verzögerungen nicht mehr auszuschliessen und dies könnte bei den in Grellingen geplanten Millionenprojekten Gehrenagger und Langimatt zu finanziellen Verlusten führen. Betroffen davon ist die CAS-Gruppe aus Luzern. Nachgefragt bei der Geschäftsleitung bestätigt René Chappuis, dass die Situation angespannt ist. In der Frage des Wärmeverbundes gingen die Meinungen weit auseinander und die Abparzellierung durch die Gemeinde sei lange nicht erfolgt. «Der Prozess hat zwei Jahre gedauert, hat viele unnötige Kosten produziert und leider sind in der Zwischenzeit einige Normen im Bau verschärft worden», gibt Chappuis zu bedenken. Nach der Rückweisung des Geschäfts durch die Gemeindeversammlung stelle sich die Frage, «wie der Wärmelieferant ohne Baurecht seine Zentrale fristgerecht erstellen möchte».
An der Gemeindeversammlung vom 15. Juni war der Gemeinderat mit seinen Plänen gescheitert. Die vom Rat beantragte Zonenmutation, die ermöglichen sollte, dass die Wärmezentrale vor der Schulanlage gebaut werden kann, wurde mit grossem Mehr abgelehnt. Dabei geht es um das Grundstück, das der Rat dem Wärmeverbund (der durch die neu gegründete 4Energie AG betrieben werden soll) im Baurecht abgeben möchte. Hans Raithofer hatte im Vorfeld der Gemeindeversammlung publik gemacht, dass der Wärmeverbund für die Gemeinde «zu einem finanziellen Desaster» werden könnte. Weil sich die Ratsmehrheit über alle Bedenken hinweggesetzt und ihm auch noch zu Unrecht die Dossiers entzogen habe (was später vom Regierungsrat gerügt wurde), sei er aus der Exekutive ausgetreten.
Zukunftsorientierte Überbauung mit 40 Wohnungen geplant
Die CAS-Gruppe plant seit 2018 in der Langimatt eine Überbauung mit 40 Wohnungen. Diese sollte bis 2024 erstellt sein. Dabei setzte man hohe Massstäbe: «Es geht hinsichtlich Städtebau, Architektur, Wohnwert, Aussenraum, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit um eine vorbildliche und zukunftsorientierte Wohnbebauung.» Chappuis bestätigt gegenüber dieser Zeitung, dass die von Raithofer ins Feld geführten Bedenken durchaus ihre Berechtigung hätten: «Die Bedingungen des Wärmelieferanten sind in vielfacher Hinsicht unvorteilhaft, dies auch für die Gemeinde. Ein wesentlicher Grund ist, dass der Wärmeverbund wesentlich zu klein ist und deshalb hohe Wärmelieferkosten für alle Wärmebezüger generiert.» Chappuis hält fest: «Von einer obligatorischen Teilnahme an einem Wärmeverbund war in der Ausschreibung der Gemeinde für das Grundstück nicht die Rede. Die Gemeinde hat später darauf gedrängt, dass der Investor sich an diesem Wärmeverbund anschliesst.»
Seitens der Investoren sei immer betont worden, dass man hohen Wert auf die Nachhaltigkeit legt. Dabei herrsche nun ein grosser Widerspruch. «Der Wärmelieferant verbietet die Nutzung des Stromes aus der Fotovoltaik zur Aufbereitung des Warmwassers. Diese Vorgabe macht wirtschaftlich wie ökologisch keinen Sinn», meint Chappuis. Was die Ölheizung anbelangt, welche die Gemeinde vor zwei Jahren beim Schulhaus zur Überbrückung einbauen liess, hätten die Investoren Hand geboten, eine Lösung zu finden. «Die Gemeinde lehnte unseren Vorschlag ab», so Chappuis. Der Gemeinderat erklärte, dass er die Ölheizung in den Wärmeverbund einbringen und diese als Anschlussgebühren anrechnen lasse. Gemeindepräsident Alex Hein betonte gegenüber dieser Zeitung, «dass alle beteiligten Parteien die Verträge unterschrieben haben». Der Gemeinderat werde nach den Sommerferien zu einer Informationsveranstaltung einladen und die Zonenmutation nochmals vor die Gemeindeversammlung bringen. Chappuis bestätigt die Vertragsunterzeichnung, fügt allerdings an: «Der Quartierplanvertrag und der Kaufvertrag für das Land wurden unterzeichnet, weil man keinen Streit wollte.»