Ein Sonntag zum Flanieren

Wo sonst der Verkehr rollt, sitzt man gemütlich beisammen. Die Stadt Laufen sperrt am kommenden Sonntag die Hauptachse und wer will, sorgt für ein besonderes Ambiente. Nachdem die erste Ausgabe Ende Mai unter dem Motto «Kunst im Stedtli» nicht optimal verlaufen ist, möchte man nun ­vorwärts schauen.

Überall Autos: Das Stedtli Laufen ist viel befahren. Am kommenden Sonntag müssen die Autos jedoch weichen. Foto: Melanie Brêchet
Überall Autos: Das Stedtli Laufen ist viel befahren. Am kommenden Sonntag müssen die Autos jedoch weichen. Foto: Melanie Brêchet

«Ein Volksfest soll es nicht werden, aber durchaus eine Einladung zum gemütlichen Beisammensein. Es ist die Gelegenheit, durch das Stedtli zu flanieren und spontane Begegnungen zu geniessen», sagt der Laufner Stadtrat Mathias Christ. Die Idee eines verkehrsfreien Sonntags weckt die Erinnerung an Orte mit gut besuchten Strassencafés, wo es sich die Fussgänger nach Lust und Laune auf der Strasse bequem machen. Der Vorschlag passt wunderbar zum Leitbild von Laufen, das sich «Leben im Stedtli» wünscht.

«Als ich mich vor zwei Jahren für ­verkehrsfreie Sonntage einsetzte, war meine Idee, das Stedtli mit seinem ­wunderbaren Ambiente durch Verkehrsentlastung aufzuwerten und für die ­Bevölkerung eine Oase zu schaffen, wo die Kinder unbesorgt spielen können. Damit man nicht in ein Naherholungsgebiet fahren muss, das eh bereits überfüllt ist», sagt Yannick Hänggi vom Gastrobetrieb Simply im Rössli. «Der Stadtrat und die IG betrachten es etwas anders.»

Stadtrat Mathias Christ verweist ­darauf, dass sich das Konzept erst am Anfang befinde. Grundsätzlich gehe es keineswegs darum, das Auto aus dem Stedtli zu verbannen, sondern um eine durchmischte Nutzung des Strassenraums an auserwählten Tagen. «Es gab verschiedene Vorschläge, die innerhalb der IG Laufen besprochen und in Zusammen­arbeit mit der Behörde ­geplant wurden. Daraus ist ein Pilot­projekt entstanden, das vorsieht, in der warmen Jahreszeit jeweils am letzten Sonntag im Monat die Hauptachse im Stedtli für den Verkehr zu sperren und dem Tag ein Motto zu geben», erklärt Christ. Begonnen hatte man vor einem Monat mit Kunst im Stedtli, am kommenden Sonntag ist es die Musik, die für ein besonderes Ambiente sorgen soll. «Ob und in welchem Rahmen ein Programm gestaltet wird, ist nicht Sache der Stadt», stellt Christ klar. Man sei nur für die ­Änderung der Verkehrsregelung zuständig, also dafür, dass die Hauptstrasse im Stedtli frei bleibt vom Verkehr. Dafür sei eine Absperrung vorgesehen. Nach ­anfänglichen Missverständnissen am ersten autofreien Sonntag von Ende Mai sei nun klar, wer am Morgen die Absperrgitter aufstellen und am Abend wieder wegräumen wird, sagt Christ. Ob und in welchem Rahmen auf dem öffentlichen Grund Aktivitäten stattfinden werden, sei den Betreibern überlassen, gemäss Reglement sei aber alles meldepflichtig. «Wir müssen natürlich Bescheid wissen. Letztlich geht es zum Beispiel auch um die Sicherstellung der Zufahrt bei Not­einsätzen», veranschaulicht Christ.

Bei der IG sieht man die Haupt­verantwortung für den Erfolg eines ­verkehrsfreien Sonntags bei der Gastrobranche. «Die IG Laufen ist keine Eventfirma und setzt sich aus sehr unterschiedlichen Betrieben zusammen. Die meisten Läden sind am Sonntag geschlossen», gibt Nafri Emri vom IG-Vorstand zu bedenken. Dixie-Bar-Betreiber Jürg Schär hat sich jedenfalls etwas einfallen lassen: «Ich lade am verkehrsfreien Sonntag zum grossen Jass-Turnier ein. Von 12 bis 18 Uhr wird sich weisen, wer im traditionellen Kartenspiel auftrumpfen und im Oben- oder Unten-Verfahren die meisten Punkte holen wird.» Dafür möchte er den öffentlichen Aussenbereich nahe der Bar ­nutzen. «Die entsprechende Anfrage habe ich bei der Stadt deponiert», sagt er. Unterstützung erhalten die Befür­worter des verkehrsfreien Sonntags von der Stadtmusik Laufen. Sie und weitere Musikvereine werden das Stedtli an ­diesem Sonntag in den schönsten Tönen erklingen lassen und laden beim ­Rathausplatz zur Festwirtschaft ein. Der nächste verkehrsfreie Sonntag steht dann im Juli unter dem Motto «Geburtstag der Schweiz» und im August ganz im Zeichen des traditionellen Schwingsports. Dafür bringt man dann vielleicht den Sägemehlring ins Stedtli.

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