Die Kelsag AG setzt auf neue Crew
An der Generalversammlung der Kelsag kam es zu spannenden Diskussionen und letztlich zur Abwahl von Verwaltungsräten. Die Erhöhung der Sackgebühr wurde einstimmig beschlossen.
«Davonlaufen, das ist nicht meine Art», hielt Germann Wiggli gegenüber dieser Zeitung fest. Nach 27-jährigem Engagement liess er es darauf ankommen, als Präsident der Kelsag AG abgewählt zu werden. Wiggli führte souverän durch die Generalversammlung und verlor auch nicht die Fassung, als er am Mikrofon seine Abwahl verkünden musste. Er zeigte sich unbeirrt — seine Unnachgiebigkeit ist wohl einer der Gründe, warum es bei der Kelsag zum Showdown kam und einige Gemeinden seine Abberufung forderten. Anstatt zu vermitteln, habe der Verwaltungsrat die einen Gemeinden bei den anderen schlecht gemacht, monierte Markus Wackernagel, Gemeindepräsident von Liesberg. Er warf Wiggli Rechthaberei vor. Der Verwaltungsrat hatte Aktionärsrechte verletzt und zog den Streit bis vor Bundesgericht, das ihm aber nicht Recht gab. Dies kostete die Kelsag über 300000 Franken, erfuhren die Aktionäre. Nach Ansicht von Wackernagel wäre eine persönliche Entschuldigung seitens Wiggli das Mindeste gewesen. Wiggli kommentierte dies damit, dass er eine Entschuldigung aussprechen könne, sollte dies den Streitparteien dienen.
Machtgehabe in der Männerwelt
Georg Schwabegger, Gemeindepräsident von Hochwald, riet, über die Streitigkeiten hinwegzusehen. Nur wegen persönlichen Animositäten — einem typischen Machtgehabe in der Männerwelt — dürfe man nicht das Erfolgsmodell der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit im Bereich der Entsorgung aufs Spiel setzen. «Die Gemeinden sind doch mit der Strategie des bisherigen Verwaltungs-rates ganz gut gefahren», betonte Schwabegger. Hochwald, Seewen und Metzerlen verlangten deswegen auch einen Grundsatzentscheid. Dabei sprachen sich alle Aktionäre dafür aus, an der Kelsag festzuhalten, doch unter neuer Leitung. Denn die Frage, ob die Versammlung dem Verwaltungsrat die Decharge erteilt, wurde in der Abstimmung von der Mehrheit verneint. Alle Abstimmungen, Ab- und Zuwahlen wurden auf dem schriftlichen Weg durchgeführt. Die Verwaltungsräte gingen durch die Sitzreihen und zogen die Stimmkarten ein, die Rechnungsrevisoren zählten aus. Einig waren sich die Aktionäre darüber, dass die im 2017 erhaltene Rückvergütung der Kehrichtverbrennungsanlage nun aufgebraucht ist und die Kelsag die Sackgebühr am 1. Juli von 1.70 auf 2.20 Franken erhöhen muss.
Gremium sollte vergrössert werden
Personell blieb es beim Misstrauensvotum, das Wackernagel wie folgt begründete: «Der Verwaltungsrat hat Liesberg, Brislach und Duggingen unterstellt, die Kelsag zerschlagen zu wollen, dabei geht es vielmehr darum, dass der Verwaltungsrat nicht mehr glaubwürdig ist. Er hat Aktionärsrechte verletzt und den Gemeinden Transparenz und Offenheit zugesichert, doch ihnen bei Besprechungen wesentliche Informationen vorenthalten.» Als jüngstes Beispiel verwies Wackernagel auf das Treffen mit den Gemeindepräsidenten. Mit keiner Silbe habe der Verwaltungsrat erwähnt, dass er das Gremium vergrössern möchte. Erst aus den Unterlagen zur Generalversammlung erfuhren die Aktionäre, dass Christian Imark, Andrea Meppiel und Margareta Bringold die bisherigen Verwaltungsräte ergänzen sollten — bis zu den ordentlichen Wahlen in einem Jahr. Dann wären Germann Wiggli, Daniel Haussener und Josef Christ bereit, von sich aus zu gehen. Die Generalversammlung 2023 kam ihnen nun zuvor und unterstützte den Antrag einiger Gemeinden auf Abberufung und Wahl neuer Mitglieder.
Vollzogen wurde der Antrag auf Abberufung mit 1070 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 959 Stimmen. Laut Traktandenliste hätten die Aktionäre zuerst über die Aufstockung befinden sollen. Wackernagel und weitere Votanten erreichten, dass die Abberufung von Wiggli, Haussener und Christ vollzogen wurde. Nicht abgewählt wurden Christian Schlatter und Franz Meyer. Bei den Wahlen schafften die vom Verwaltungsrat vorgeschlagenen Kandidaten Imark, Meppiel und Bringold das absolute Mehr nicht. Gewählt wurden die von Liesberg, Duggingen und Brislach eingebrachten Kandidaten Christian Thalmann aus Breitenbach, Hubert Hänggi aus Liesberg (mit ihm ist die Standortgemeinde weiterhin im Verwaltungsrat vertreten) und Franz Saladin aus Duggingen. Er wurde auch als neuer Präsident gewählt — und dann gingen die Aktionäre zum gemütlichen Teil über. Auf dem Programm stand ein gemeinsames Abendessen — zusammen mit den abgewählten und den neu gewählten Verwaltungsräten.
Abtritt souverän gemeistert
Wiggli trat erhobenen Hauptes von der Bühne. Sein letzter Auftritt brachte ihm Respekt ein. «Keine leichte Aufgabe, doch souverän gemeistert», kommentierte sein Nachfolger. Das Wochenblatt wollte von Franz Saladin wissen, wie es weitergeht. Er werde noch vor den Sommerferien eine Verwaltungsratssitzung einberufen. «Wir werden über unsere Zusammenarbeit im Verwaltungsrat sprechen und wir werden auf die Gemeinden zugehen, wir werden ihre Meinung abholen und sie in wichtige Entscheidungen miteinbeziehen», so Saladin. Er hat sich vorgenommen, für Transparenz zu sorgen. «Dazu zählt die Analyse der Prozesse, der Finanzströme und der Verflechtungen.» Danach möchte er Varianten zur Entwicklung der Kelsag erarbeiten und deren Chancen, Risiken, Aufwände und Erträge aufzeigen. «Der Verwaltungsrat wird das Beraten und Entscheiden der Gemeinden über die Varianten ergebnisoffen begleiten», betonte Saladin. Auf die Frage, wie die neue Kommunikationspolitik der Kelsag aussieht, antwortete er: «Dies werde ich mit meinen VR-Kollegen und dem Geschäftsführer besprechen. Mir ist es ein Anliegen, die Aktionäre regelmässig über unsere Arbeit zu informieren. Zudem bin ich immer für alle erreichbar.» Er sei sich der hohen Erwartungen bewusst. «In meiner bisherigen Laufbahn waren mir vertrauensbildende Massnahmen immer sehr wichtig. Vertrauen erfordert, dass man offen und ehrlich kommuniziert und die Sache — und nicht die Person — in den Vordergrund stellt», hielt Saladin fest.