«Die düstere Seite ist Teil von mir»

Was sie kann, hat sie sich selbst beigebracht. Elianne Friedli aus Röschenz bringt mit verschiedenen Techniken Werke auf Papier oder Leinwand, die man nicht so schnell vergisst.

Ihr Atelier im Keller ihres Hauses in Röschenz ist in schwarzer Farbe gestrichen. Die Bilder an der Wand sind ausdrucksstark und drücken Schmerz aus. Elianne Friedli mag es düster. Denn düster sieht es manchmal auch in ihrer Seele aus. Elianne Friedli leidet unter Depressionen und Borderline. «In meiner Malerei steckt viel von mir selbst», sagt sie denn auch. «Mit ihr verarbeite ich meine Probleme, sie ist für mich ein Ventil.» Dieses Ventil entdeckte die 31-jährige Friedli, die ursprünglich aus dem Fricktal stammt, schon früh: Elianne Friedli betreibt als Kind Leistungssport. Siebenjährig beginnt sie mit Eiskunstlauf und mausert sich zur vielversprechenden Nachwuchsathletin. «Der Leistungsdruck während dieser Zeit war enorm», sagt Friedli rückblickend, «man zahlt einen hohen Preis, wenn man auf diesem Niveau bestehen will.»

Mit 19 lernt Friedli ihren Mann kennen und zieht schon früh zu ihm nach Röschenz. Praktisch zur gleichen Zeit wechselt ihr Eiskunstlauf-Trainer. Dies alles bewegt sie schliesslich dazu, ihre Schlittschuhe an den Nagel zu hängen — der Malerei bleibt Elianne Friedli aber weiterhin treu.

Malerei als roter Faden

Noch während ihrer Sportlerinnenkarriere beginnt Friedli eine Lehre als Medizinischen Praxisassistentin. Nicht aus Leidenschaft. Die Lehre sei gut mit ihren sportlichen Ambitionen zu vereinen gewesen. «Die Stelle wurde mir quasi auf dem Eisfeld angeboten», sagt sie. Heute ist Elianne Friedli immer noch in diesem Beruf tätig, sie arbeitet Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Laufen, die Arbeit macht ihr unterdessen auch Spass.

Schon früh beginnt Elianne Friedli mit Bleistiftporträts, erst später experimentiert sie mit Aquarell und Öl. Friedli entscheidet sich dazu, sich künstlerisch weiterzubilden. Es bleibt jedoch bei sechs Monaten Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Basel. «Es hat mir nicht gefallen, ich wollte malen, worauf ich Lust hatte, nicht was andere von mir wollen», erklärt sie ihren Entscheid heute. Trotzdem nimmt sie auch gerne Aufträge an und malt für ihre Kundschaft neben Bildern auch Karten oder sogar Fasnachtslaternen. Lässt die Zeit es zu, widmet sie sich aber am liebsten ihren eigenen Ideen.

Leidenschaft für Düsteres

Elianne Friedli ist unterdessen Mutter von zwei Kindern. Im Laufental fühlt sie sich unterdessen heimisch, nur der Rhein fehle ihr dann und wann etwas. Wann immer es die Zeit ermöglicht, geht sie in ihr Atelier und malt. «Manchmal arbeite ich auch vor der Arbeit frühmorgens. Es kann sogar passieren, dass während des Kochens eine Skizze oder ein Aquarell aufs Papier muss. Ich fülle wirklich fast jede freie Minute mit Malen.» Friedli sieht es als riesiges Glück, dass sie zu Hause malen kann. Sie ist ausserdem dankbar für die Unterstützung ihres Mannes, der ihr damit die zeitaufwendige Leidenschaft ermöglicht.

Dass ihr Hang zu düsteren Bildern die Leute abschrecken kann, weiss sie. «Ich werde nicht selten in eine Schublade gesteckt», stellt sie fest. Ihre Liebe zu düsteren Farben und Motiven bringt sie aber nicht nur mit ihren gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang, das Dunkle fasziniere sie einfach, sagt sie.

Traum von der eigenen Ausstellung

Bestimmte Ziele hat Elianne Friedli nicht. Sie versuche sich einfach weiterzuentwickeln und zu experimentieren. Besonders mit Ölfarbe wolle sie vermehrt arbeiten und damit auch Bilder mit Struktur schaffen. «Ich liebe den Geruch von Ölfarbe.» Habe sie einmal ein Bild im Kopf, gehe es bis zu dessen Fertigstellung sehr schnell: «Es kann sein, dass ich in fünf bis sechs Stunden schon fertig bin.» Andererseits habe sie aber auch schon Bilder übermalt, weil sie mit dem Resultat nicht zufrieden war oder schlicht nicht weiterkam.

Wie jede Künstlerin oder jeder Künstler würde sich Elianne Friedli freuen, ihre Arbeiten auszustellen. «Sehr persönliche Bilder stelle ich nicht einfach auf jede beliebige Plattform. In einer Ausstellung würde ich diese aber zeigen, weil die Leute extra kommen, um sie zu sehen, und nicht nur unachtsam daran vorbeiscrollen.» Angefragt hat Elianne Friedli bei der UPK in Basel, welche immer wieder Kunst ausstellt. Es ist auch angedacht, dass Friedli in der Galerie des Kulturforums Alts Schlachthuus ausstellen kann. So nahe von ihrem Zuhause auszustellen würde sie natürlich ganz besonders freuen.

Mehr über die Arbeiten von Elianne Friedli ist auf ihrer Homepage zu finden: www.elianne.ch

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