Der Schlafende im Hintergrund
Kabarettist Joachim Rittmeyer schlüpft in verschiedene Charaktere, palavert viel und sorgt sich immer wieder um seinen schlafenden Patienten. Obwohl das Publikum viel lacht und klatscht, wacht dieser nicht auf.
Einige bekannte Personen engagierte das Kulturforum Laufen in dieser Saison. Kürzlich stand Mike Müller auf der Bühne, am kommenden Samstag Bänz Friedli, bald auch Gerdi Hutter und am letzten Samstag war es Joachim Rittmeyer, der mit seiner Bühnenshow das Publikum beglückte. Der Unterhalter war bereits vor 30 Jahren, damals noch im «Brauerei Keller», zu Gast in Laufen.
Diesmal nahm Rittmeyer einen imaginären Gast mit auf der Bühne. Ein Experiment sei dies. Der Patient sei auf einem Kornfeld ins Koma gefallen und nun versuche man ihn, wieder zurück ins wache Leben zu holen. Auf der Bühne bei zwei Konzerten sei dies nicht gelungen, vielleicht klappe es diesmal mit dem Kabarett. Was für eine verrückte Idee. Immer wieder schaute Rittmeyer hinter den blauen Vorhang, welcher die Sicht aufs Bett verstellte. Dann liess er seinen Gedanken freien Lauf, palaverte und plauderte über dies und jenes, ohne je einen ganzen Satz zu Ende zu bringen. Gekonnt schlüpfte er mit wenigen Requisiten in verschiedene Charaktere und spielte Situationen, welche einem irgendwie bekannt vorkamen. So war er der Regionaldichter Leupi, der mit seiner Lesung viele Worte verlor und doch keinen Inhalt formulierte. Als Mediensprecher simulierte Rittmeyer gekonnt eine Medienkonferenz, mit vielen wichtigen Sätzen, ohne Fragen zu beantworten. Als Sportmoderator stellte er die üblichen dümmlichen Fragen und überforderte den einfachen Fussballer.
Rittmeyer ist ein guter Beobachter und Imitator. Er nahm Alltagssituationen ins Visier und überspitzte deren Banalität. Nebensächliches wurde zum grossen Problem. Eine schwarze geschenkte Fliegenklatsche wurde zum Konkurrenzstück der alten roten Fliegenklatsche und löste fast eine Sinnkrise aus. Im Wechsel mit seinen Figuren kehrte der Komiker auch immer wieder zu seinem Komapatienten zurück und schaute nach dessen Befinden. Das kabarettistische Solostück war gespickt mit Nonsense. Allen war klar, dass niemand im Bett lag, und doch war die Neugier geweckt, ob der Schlafende erwachen würde.
Zwei Stunden stand der 68-Jährige auf der Bühne und vermochte mit seinem Geplauder, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die Bühnenerfahrung von 40 Jahren war klar spürbar. Er zeigte ein durchdachtes Programm mit einem runden, passenden Abschluss. «Der praktische Nutzen von so einem Abend ist umstritten, deshalb schulde ich Ihnen noch etwas zum Anwenden im Alltag», meinte der Kabarettist am Ende seines Auftritts und präsentierte einen präparierten Rollmeter für die letzten Momente im Leben.